Moore, Wälder, Agrarlandschaften – das sind nach Ansicht des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz (WBNK) die zentralen Akteure des natürlichen Klimaschutzes. Die Wiedervernässung von bis zu einer Million Hektar trockener Moorfläche, der schnellere Waldumbau sowie der gezielte Aufbau von Humus und Agroforstsystemen werden daher als Schlüsselmaßnahmen genannt, um die deutschen Klimaschutzziele zu erreichen. Für die Minderung von Treibhausgasemissionen, die zusätzliche Kohlendioxid-Speicherung und den Erhalt der Biodiversität bieten laut Expertenrat auch Auen, Küsten und Meere sowie Siedlungen und Schutzgebiete zusätzliche Potenziale. Das Gutachten mit „Optionen zur Weiterentwicklung des ANK“ wurde am Mittwoch, 30. Juli 2025, an Carsten Schneider, Bundesminister für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit, übergeben.
Großes Potenzial nasser Moore nutzen
Weil die Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Moore so ein enormes Potenzial für den Klimaschutz hat, empfiehlt der WBNK, bis 2045 rund 80 Prozent dieser Flächen wieder zu vernässen. Das entspricht etwa einer Million Hektar. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten Landwirtinnen und Landwirte finanzielle Anreize bekommen und neue Wertschöpfungsketten für Produkte aus Land- und Forstwirtschaft auf nassen Moorböden (Paludikulturen) initiiert werden. Zur Beobachtung der Prozesse und Wirkungen empfiehlt der WBNK, das vom Thünen-Institut entwickelte und realisierte Moorboden-Monitoring in Offenland und Wald zu verstetigen.
Alte Buchenwälder aus der Nutzung nehmen
Als dringend bezeichnet der Beirat den beschleunigten Umbau risikoreicher Nadelbaum-Reinbestände in Misch- und Laubwälder. Wenn sich Bund, Länder und Kommunen gemeinsam dafür einsetzten, könnte darüber hinaus auf die Nutzung von mehr als 110.000 Hektar alter Buchenwälder verzichtet werden. Diese Wälder sind ein großer natürlicher Kohlenstoff-Speicher. Schließlich plädiert der WBNK dafür, besser zu honorieren, wenn das Waldmanagement das Ökosystem und den Boden schützt und langlebige Holzprodukte genutzt werden. Auch für den Wald empfehlen die Expertinnen und Experten verstärktes Monitoring: Das nationale Waldmonitoring sollte durch ein fernerkundungsbasiertes System ergänzt werden, um Veränderungen in Waldzustand und -leistung besser zu erfassen.
Mehr Humus und mehr Bäume auf Agrarflächen
Die landwirtschaftlich genutzten Böden haben ein großes Potenzial für den Klimaschutz, das noch nicht ausreichend genutzt wird. Vor allem Humus, Hecken und sogenannte Agroforstsysteme leisten einen mehrfachen Beitrag: Sie speichern CO₂, machen Böden widerstandsfähiger gegen Trockenheit, Erosion und Extremwetter und erhöhen die Biodiversität in den Agrarlandschaften.
Der WBNK hat zudem Empfehlungen für alle weiteren relevanten Lebensräume und Nutzungsformen vorgelegt. So werden auch die Renaturierung der Marschlandschaften, der Schutz der Küstenwälder und die Schaffung von Seegraswiesen und Austernriffen empfohlen. Das auf Ganzheitlichkeit angelegte Aktionsprogramm sollte strategisch weiterentwickelt werden, um natürlichen Klimaschutz in Deutschland dauerhaft zu verankern und so zur Erreichung der Klimaziele im Bereich Landnutzung beizutragen.
Über den Wissenschaftlichen Beirat
Der WBNK ist ein interdisziplinär zusammengesetztes Gremium aus 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, zu denen auch Prof. Dr. Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme, gehört. Das Gremium berät das Bundesumweltministerium unabhängig in Fragen des Natürlichen Klimaschutzes und begleitet die Umsetzung des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz wissenschaftlich.






