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Ein Holztransporter voll beladen mit Baumstämmen fährt in einem Wald über eine sehr einfache Holzbrücke.
© Thünen-Institut
Ein Holztransporter voll beladen mit Baumstämmen fährt in einem Wald über eine sehr einfache Holzbrücke.
Institut für

WF Waldwirtschaft

Link zur Projektseite - Waldbefragung

Projekt

KKEG: Kleiner Wald, große Wirkung


Federführendes Institut WF Institut für Waldwirtschaft

© Philine Feil

Verbundprojekt: Klimaschutz durch Kleinprivatwald – für Eigentümer und Gesellschaft (KKEG) Teilprojekt 2: Entwicklung von Angeboten für den Kleinprivatwald

Die Gesellschaft stellt unterschiedlichste Ansprüche an den deutschen Wald: Traditionell will sie sein Holz nutzen, in jüngerer Zeit legt sie zusätzlich Wert auf den Schutz von Klima und Biodiversität. Dem Kleinprivatwald kommt zur Verwirklichung dieser gesellschaftlichen Ansprüche große Bedeutung zu: Knapp die Hälfte der Waldfläche ist Privatwald, davon wiederum die Hälfte kleiner als 20 ha. Das sind 24 % der gesamten Waldfläche Deutschlands.

Die Pluralität der Lebensumstände und Bewirtschaftungsziele der Eigentümer haben zugenommen. Im Kleinprivatwald finden sich nicht mehr überwiegend die traditionellen bäuerlichen Bewirtschaftungsformen. Dennoch zielen die bestehenden Förder-, Betreuungs- und Beratungsangebote überwiegend auf eine traditionelle, rohholzproduktionsorientierte Waldbewirtschaftung, wenn Strukturdefizite überwunden werden sollen. Diese Angebote erreichen einen großen Teil der Waldeigentümer nicht mehr – das belegen vorliegende Studien, die zugleich empfehlen, mit neuen, umfassenderen Angeboten die Eigentümer von Kleinprivatwald als Partner für die Ziele von Biodiversität und Klimaschutz zu gewinnen.

Hintergrund und Zielsetzung

In zahlreichen Studien wurde die Einstellung von Waldeigentümern zu ihrem Waldeigentum und zu den verschiedenen Waldfunktionen ermittelt. Eine systematische, bundesweite Untersuchung der Eigentümerziele liegt jedoch nicht vor. Sie ist jedoch essentiell, wenn neue Angebote für den Kleinprivatwald entwickelt werden sollen, die sowohl die Effizienz der Holzgewinnung nachhaltig verbessern, als auch dem Klima- und Naturschutz dienen.

Der Zweck unseres Verbundforschungsprojekts ist daher, die Lebensumstände und Ziele der Privatwaldeigentümer und die Ansprüche der übrigen Gesellschaft an den Wald zu identifizieren und zu analysieren. Hierauf aufbauend werden Vorschläge für verbesserte Angebote an den Privatwald entwickelt.

Zielgruppe

Kleinprivatwaldbesitzer sowie Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft

Vorgehensweise

Aufbauend auf einer Recherche der nationalen und internationalen Literatur zum Privatwald wurde von uns ein Erhebungsinstrumenten zur telefonischen Befragung von Personen mit und ohne Privatwaldeigentum entwickelt. Da ein besonderes Interesse auf den Handlungsbereitschaften der deutschen Privatwaldbesitzer liegt, diente das Modell zur Erklärung menschlicher Entscheidungshandlungen von Pregernig (1999) als theoretischer Rahmen. Die eigenen Ergebungsergebnisse dienen den Verbundprojektpartnern zur weiteren Entwicklung von Vorschlägen für verbesserte Angebote sowie zum Entwicklung neuartiger digitaler Angebote für den Privatwald.

Daten und Methoden

Im Mittelpunkt unseres methodischen Vorgehens steht eine bundesweit repräsentative Telefonbefragung von jeweils rund 1.200 Personen mit und ohne Privatwaldeigentum. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildete die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 18 Jahren. Die Befragung beinhaltete über 70 ­Fragen an die Privatwaldeigentümer und fast 40­ Fragen an die Personen ohne Waldeigentum. Eine zentrale Herausforderungen bei dieser Erhebung waren v.­ a. die Erreichbarkeit der „seltenen“ Zielgruppe der Privatwaldeigentümer für bundesweite Aussagen sowie die Formulierung komplexer forstlicher Fragestellungen in allgemeinverständliche Fragen für die Bevölkerung.

Unsere Forschungsfragen

Wie viele Privatwaldeigentümer gibt es überhaupt gibt und in welcher Lebenssituation befinden sich diese?

Welche Handlungsbereitschaften der Privatwaldeigentümer für unterschiedliche Maßnahmen im Wald bestehen und welche Befürwortung finden diese durch die übrige Gesellschaft?

Ergebnisse

Mit der Befragung konnte die Anzahl der Privatwaldeigentümer in Deutschland erstmalig belastbar abgeschätzt werden. Der Anteil der Privatwaldeigentümer an der Bevölkerung beträgt demnach 3 %, das sind 1,82 Mio. Personen. Durch Generationenwechseln werden jährlich etwa 65.000 Personen neue Eigentümer. Für die Forstpolitik stellt dies eine immense Herausforderung dar.

Neben zahlreichen demoskopischen Angaben konnten zur Lebenssituation der Privatwaldeigentümer erstmalig deren soziale Milieus erhoben werden. Bei den Sinus Milieus wird die deutsche Bevölkerung nach den zwei Dimensionen soziale Lage (Unter- bis Oberschicht) und Grundorientierung (Traditionell bis Neuorientierung) zu zehn gesellschaftlichen Leitmilieus zugeordnet. Die Hälfte der deutschen Privatwaldeigentümer lässt sich demnach drei gehoben, traditionellen Milieus zuordnen und zwei Drittel der Eigentümer finden sich in lediglich vier Milieus. Diese Erkenntnisse zu den Milieus bieten einen Erklärungsansatz, weshalb ein Teil der Eigentümer für Beratungs- und Betreuungsangeboten mit traditionellen, nutzungsorientierten Botschaften nicht mehr erreichbar ist. Privatwaldeigentümer unterscheiden sich jedoch in ihren demografischen Merkmalen nicht grundlegend von der übrigen Gesellschaft. 

Weiterhin wurden die forstwirtschaftlichen Maßnahmen erfasst, die die Privatwaldeigentümer in den vergangenen zehn Jahren in ihrem Wald durchgeführt haben und welche Sie künftig durchführen wollen. Ergänzend würde die übrige Gesellschaft befragt, ob Sie diese Maßnahmen befürworten. Die abgefragten Maßnahmen waren Waldpflege, Waldumbau mit Laubbäumen, Holzernte, Erhalt von Habitatbäumen, Einbringen von fremdländischen Baumarten, Stilllegungsflächen für die Biodiversität, Wegepflege für Erholungssuchende sowie Betretungseinschränkungen für Naturschutz. Die Ergebnisse verdeutlichten, dass Möglichkeiten bestehen zusätzliche Privatwaldeigentümer für Maßnahmen in ihrem Wald zu aktivieren. Ebenso konnte aufgezeigt werden, dass alle diese Maßnahmen bei der übrigen Gesellschaft mehrheitlich Befürwortung finden. Bis auf die Einbringung von fremdländischen Bauarten kann von einer breiten Akzeptanz der Waldbewirtschaftung in der Bevölkerung ausgegangen werden.

Während das Bundeswaldgesetz den Waldbesitzerverbänden große Bedeutung beimisst, um strukturelle Defizite kleiner privater Waldbesitzer zu überwinden, ist nur ein Drittel Mitglied in diesen Verbänden. Im Zusammenhang mit der Mitgliedschaft in Waldbesitzerverbänden konnten wir fünf Eigentümergruppen identifizieren: 12% uninformiert und nicht gewillt, 6% uninformiert und gewillt, 35% informiert und nicht gewillt, 17% informiert und gewillt und 29% Mitglieder.

Links und Downloads

www.waldbefragung.de

Ehemalige Thünen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Publikationen

  1. 0

    Tendler E, Seintsch B, Koller N (2019) AK5: Kleinprivatwaldeigentümer verstehen und aktivieren. AFZ Der Wald 74(1):21-22

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn060702.pdf

  2. 1

    Seintsch B, Neitzel C, Willert M von, Späth V (2018) Das KKEG-Verbundprojekt. AFZ Der Wald 73(5):10-11

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059727.pdf

  3. 2

    Hennig P (2018) Holznutzung im Kleinprivatwald. AFZ Der Wald 73(5):12-15

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059731.pdf

  4. 3

    Neitzel C (2018) Jährlich 65.000 neue Privatwaldeigentümer. Dt Waldbesitzer(3):11-12

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059872.pdf

  5. 4

    Neitzel C, Wachenfeld-Schell A (2018) KKEG-Projekt: Telefonbefragung. AFZ Der Wald 73(5):19-20

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059726.pdf

  6. 5

    Krott M, Neitzel C (2018) Moderner Kleinprivatwald - Eigentümer "first". AFZ Der Wald 73(5):21-23

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059729.pdf

  7. 6

    Feil P, Neitzel C, Seintsch B, Dieter M (2018) Privatwaldeigentümer in Deutschland: Ergebnisse einer bundesweiten Telefonbefragung von Personen mit und ohne Waldeigentum. Landbauforsch Appl Agric Forestry Res 68(3/4):87-130, DOI:10.3220/LBF1547703799000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn060692.pdf

  8. 7

    Feil P, Neitzel C, Seintsch B, Dieter M (2018) Privatwaldeigentümer und gesellschaftliche Ansprüche. AFZ Der Wald 73(5):24-27

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059728.pdf

    Zeitraum

    3.2015 - 6.2019

    Weitere Projektdaten

    Projektstatus: abgeschlossen

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