Weiter zum Inhalt
Institut für

SF Seefischerei

Weniger Betriebe, kaum Auszubildende: Fischerei, ein Berufsstand mit ungewisser Zukunft


Die Fischerei steht unter wirtschaftlichen und demografischen Druck. Der Klimawandel, Verluste von Fanggebieten durch Schutzgebiete und Windparks lassen die Fischerei in eine unsichere Zukunft blicken.

Etwa die Hälfte der deutschen Fischereibetriebe wurde zwischen 2002 und 2024 aufgegeben (siehe Projekt Zukunftswerkstatt Küstenfischerei 2045 ). 2019 war ein außergewöhnlich schlechtes Fangjahr mit kritischen Ertragseinbrüchen für viele Fischereien. Externe Schocks wie die Covid-19-Pandemie (gestörte Wertschöpfungsketten), der Brexit (Quotenverluste) und der Krieg in der Ukraine (hohe Dieselkosten) verstärkten den Negativtrend, von dem sich der Sektor erst seit 2023 langsam zu erholen scheint. 

Mit der Aufgabe von Betrieben ist auch die Fischereiflotte im letzten Jahrzehnt (2013-2024) um ca. 30% geschrumpft. 2024 gab es noch 1.081 Trawler, Kutter und Boote, wovon ca. 300 als inaktiv gemeldet waren. Hinzu kommt, dass die Flotte mit einem Durchschnittsalter der Fahrzeuge von rund 40 Jahren überaltert ist.

1.184 Fischer brachten 2024 rund 161.000 Tonnen Fisch, Garnelen und Krebse an Land – genug um rechnerisch etwa 17% des jährlichen Eigenbedarfs an Fisch und Meeresfrüchten in Deutschland zu decken. 

In Deutschland war im Jahr 2023 jeder dritte selbständige Fischer zwischen 54 und 64 Jahre alt und damit deutlich älter als Erwerbstätige in anderen Branchen.  

Fischer an der Nordsee sind tendenziell jünger als ihre Kollegen an der Ostsee, während die Nebenerwerbsfischer häufig älter sind als die Vollzeitfischer. Selbstständige Fischer sind im Durchschnitt 54,4 Jahre alt und fast ausschließlich männlich. 

Von den 628 selbständigen Fischern waren nur 19 Unternehmerinnen. Dabei übernehmen Frauen oft wichtige, aber weitgehend unsichtbare Arbeiten in der Fischerei: Buchhaltung, (Direkt-) Vermarktung, Verpflegung der Crew, Care-Arbeit. 

Diese „Männerwelt“ spiegelt sich auch in der Ausbildung wider: Von 135 Auszubildenden zum Fischwirt waren 2023 nur drei Frauen. In der Sparte Küstenfischerei gab es zuletzt keinen weiblichen Auszubildenden und mit nur 46 Auszubildenden erreichte dieser Bereich im Jahr 2023 einen historischen Tiefstand.

 

Insgesamt ist die Zukunft der deutschen Fischerei ungewiss. Der Strukturwandel wird durch ökologische, wirtschaftliche und soziale Herausforderungen geprägt, die sich gegenseitig verstärken. 

Gleich mehrere Forschungsprojekte des Thünen-Instituts nehmen diese anspannte Lage in den Blick:

 

Für mehr Hintergrundwissen

 



Thünen-Ansprechperson

Institut für Seefischerei
Institut für Seefischerei
Nach oben