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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Warum wir nach Fischen horchen: Schwarmfische in der Nordsee (HERAS)

Durchführung des international koordinierten Herings-Akustik-Surveys in der Nordsee (HERAS)

Wie steht es um die Bestände von Schwarmfischen wie Hering und Sprotte in der Nordsee? Breiten sich südliche Arten wie Sardine und Sardelle im Zuge der Klimaerwärmung weiter nach Norden aus? Antworten auf diese und andere Fragen liefert der internationale Hydroakustik-Survey, der jedes Jahr im Sommer von mehreren Forschungsschiffen gleichzeitig durchgeführt wird.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Anfänge des vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) koordinierten Internationalen Herings-Akustiksurvey in der Nordsee (HERAS) reichen zurück bis ins Jahr 1979. Jedes Jahr im Sommer werden standardisierte Daten zur Verteilung und Häufigkeit (= Abundanz) von pelagischen, d.h. in der freien Wassersäule lebenden Schwarmfischen mit wissenschaftlichen Echoloten und pelagischen Schleppnetzfängen erhoben.

Die Zielarten des HERAS sind heringsartige Fische: Hering, Sprotte, Sardine und Sardelle.

Die Surveys liefern den wichtigsten fischereiunabhängigen Bestandsindex für diese Fische, d.h. die Grundlage zur Abschätzung von Bestandsgrößen und Bestandsentwicklungen dieser kommerziell und ökologisch sehr wichtigen Fischarten und ihrer in der Nordsee verbreiteten Populationen.

Koordiniert wird die jährliche Erhebung von der WGIPS - der ICES-Arbeitsgruppe für pelagische Surveys (Working Group on International Pelagic Surveys). Neben einem deutschen Forschungsschiff erheben zeitgleich Schiffe aus Dänemark, den Niederlanden, Norwegen, Schottland und Irland hydroakustische und biologische Daten. 

Wir tragen diese Daten für Deutschland im Rahmen des EU-Datenerhebungsprogramms (DCF) als Beitrag zum internationalen Herings-Akustiksurvey (HERAS) zusammen.

Zudem werden diese Informationen innerhalb des ICES für die Berechnung wissenschaftlicher Fangempfehlungen genutzt, z.B. durch die Herings-Assessment Arbeitsgruppe (HAWG).

 

Vorgehensweise

Grundlage für diese Bestandsabschätzung sind hydroakustische Daten, die kontinuierlich mit wissenschaftlichen Echoloten erhoben werden. Echolote senden Schallimpulse ins Wasser, die vom Meeresboden und verschiedenen Meeresorganismen reflektiert werden. Aus der Verteilung und der Gesamtstärke der gemessenen Echos von Schwarmfischen kann deren Abundanz berechnet werden. Hydroakustische Daten sind die geeignetste Grundlage zur quantitativen Erfassung von Schwarmfischen.

 

Zusätzlich werden biologische Daten zur Artenzusammensetzung, Länge, Gewicht und Fruchtbarkeit der einzelnen Arten sowie zur Altersstruktur der Bestände  durch gezielte pelagische Schleppnetzfänge erhoben. Aus diesen Daten kann dann - in Kombination mit den akustischen Daten – u.a. die Laicherbestandsbiomasse für alle Zielarten im Untersuchungsgebiet berechnet werden.

 

Das HERAS-Untersuchungsgebiet ist in verschiedene Teilgebiete (sog. Strata) unterteilt, die den beteiligten Ländern zugeordnet sind. Deutschland deckt mit den südlichen Teilgebieten in der Deutschen Bucht, der zentralen Nordsee und im Bereich des Ärmelkanals das Hauptverbreitungsgebiet der Nordseesprotte sowie wichtige Habitate für juvenile Heringe ab.

 

Verteilung der hydroakustischen Daten von wissenschaftlichen Echoloten:

Fangzusammensetzung pelagischer Schwarmfische in pelagischen Schleppnetzfängen:

Während der Datenerhebung auf See fahren wir mit unserem Forschungsschiff "Solea" auf vorgegebenen Kursen (= Transekten) mit einer konstanten Geschwindigkeit von 10 Knoten. Dabei werden kontinuierlich hydroakustische Daten mit Echoloten aufgezeichnet. Auf jedem Transekt werden biologische Proben zur Artzuordnung und Analyse der akustischen Daten genommen. Anhand der Echolotanzeigen wird ein repräsentativer Schwarm ausgewählt, aus dem dann gezielt eine Teilprobe mit einem Schleppnetz gefangen wird. Zusätzlich werden an jeder Fangstation und in regelmäßigen Abständen entlang der Transekte im Untersuchungsgebiet die Umweltparameter Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffgehalt in verschiedenen Tiefen mit einer hydrographischen Sonde gemessen.

Nach Abschluss der Datenerhebungen auf See sowie der Auswertung aller Hydroakustik- und Fangdaten trifft sich eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe der Fahrtleiter*innen zu einem sogenannten „Post-Cruise Meeting“, bei dem die nationalen Ergebnisse zusammengeführt und gemeinsam ausgewertet werden. So entsteht ein kombinierter Abundanz- und Biomasseindex für das gesamte Untersuchungsgebiet für alle Zielarten.

 

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Ansprechperson

Institut für Seefischerei
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