Weiter zum Inhalt
© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Heringslarven in der Nordsee (IHLS)

Durchführung des international koordinierten Heringslarvensurveys (IHLS) in der Nordsee

Wie hoch ist das jährliche Aufkommen an Heringslarven? Dieser Frage gehen wir am Thünen-Institut für Seefischerei mit regelmäßigen Forschungsfahrten nach. Aus der Anzahl der gefangenen Heringslarven schließen wir zum Beispiel auf die Biomasse des herbstlaichenden Nordseeherings und erfassen mögliche Veränderungen an seinen Laichplätzen.

Hintergrund und Zielsetzung

Der Hering ist eine der wichtigsten kommerziellen Fischarten – auch für die Fischerei in der Nordsee. Die Bewirtschaftung des Bestandes muss nachhaltig erfolgen, um die Ressource für nachfolgende Generationen zu schützen. Entscheidend für ein optimales Management ist eine genaue Kenntnis über die jeweilige Bestandsstruktur, denn nur so kann eine Unter- oder Übernutzung des Bestandes verhindert werden.

Das Hauptziel des internationalen Heringslarvensurveys (IHLS) ist daher die Einschätzung des Heringsbestands in der gesamten Nordsee, indem wir durch jährliche Forschungsfahrten die Häufigkeit und Verteilung von Heringslarven in den Laichgebieten des Nordseeherings erfassen. Da die Anzahl an frisch geschlüpften Heringslarven in einem Verhältnis zu der Menge an Elterntieren steht, welche sich am sog. Laichgeschäft beteiligt haben, können wir wichtige Rückschlüsse auf die Größe des Laicherbestandes (Biomasse der Elterntiere) ziehen. 

Forschungsarbeiten zur Häufigkeit von Heringslarven haben eine lange Tradition in der Nordsee. Larvensurvey-Programme zur Erfassung der Bestandssituation und des Reproduktionserfolges von Heringen werden schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt - waren jedoch zunächst nur auf die südliche Nordsee beschränkt.

In der jetzigen Form wird der IHLS seit 1972 durchgeführt und vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) koordiniert.

Aktuell beteiligen sich die Niederlande und Deutschland an den Forschungsarbeiten, wobei zwei Gebiete der Heringslarvenstationen jeweils von einer Nation beprobt und die anderen beiden Gebiete aufgeteilt bzw. jeweils hintereinander abgedeckt werden. Aufgrund der vorherrschenden Wetterbedingungen setzen sie meist größere Forschungsschiffe ein, z.B. das Fischereiforschungsschiff "Walther Herwig III" und das Forschungsschiff "Tridens".

Wir tragen die gesammelten Daten zum Aufkommen von Heringslarven in der Nordsee für Deutschland im Rahmen des EU-Datenerhebungsprogramms (DCF) als Beitrag zum internationalen Heringslarvensurvey (IHLS) zusammen. Die Ergebnisse werden innerhalb des ICES für die Berechnungen wissenschaftlicher Fangquotenempfehlungen benutzt.

Vorgehensweise

Die Laichzeit der Nordseeheringe beginnt Anfang September bei den Orkney-Inseln und zieht sich südlich fortschreitend bis weit in den Oktober hinein. Der sog. Downshering zum Beispiel - einer der großen Teilbestände der Heringe in der Nordsee - laicht im Dezember und Januar im Ärmelkanal. Die Planung und Durchführung des Surveys folgt diesen Laichzeiten und findet dementsprechend auch im Herbst und Winter statt.

Auf einem festgelegten Stationsnetz setzen wir ein Planktonfanggerät, den sog. „Nackthai“ ein, welches seitlich oder hinter dem Forschungsschiff durchs Wasser gezogen wird. An jeder Station wird der Nackthai durch die gesamte Wassersäule gezogen - von der Oberfläche bis knapp über den Grund und wieder zurück. 

 

Im Inneren des „Nackthai“ befindet sich ein aufgespanntes feinmaschiges Netz, mit dem Fischlarven und andere Planktonorganismen aus dem hindurch strömenden Wasser herausgefiltert werden.

 Aus den Fängen sortieren wir dann alle Fischlarven heraus, bestimmen deren Arten und identifizieren so die Heringslarven, welche im Anschluss vermessen und gezählt werden. Aus der Anzahl der frisch geschlüpften Heringslarven lässt sich so die Biomasse der Elterntiere abschätzen. 

 

Im Rahmen dieser Bestandserhebungen werden also die jährliche Längenverteilung der Heringslarven sowie ihre Verteilung und Abundanz an den wichtigsten Laichgebieten in der Nordsee - z. B. im Gebiet um Orkney/Shetland, in der Buchan-Region, in der zentralen Nordsee sowie in der südlichen Nordsee - überwacht. Alle relevanten Daten über die Heringslarven werden zusammen mit grundlegenden hydrographischen Informationen (wie Wassertemperatur- und Salzgehaltsmessungen der Umgebung) in der Datenbank des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) für Eier und Larven gespeichert. 

Im Rahmen der Herring Assessment Working Group (HAWG) werden diese Daten dann zur Berechnung wissenschaftlicher Fangempfehlungen genutzt.

Ansprechperson

Institut für Seefischerei
Nach oben