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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Fischinventur in der Nordsee (IBTS)

Durchführung des international koordinierten Grundschleppnetz-Surveys (IBTS) in der Nordsee

Wie viel Fisch gibt es in der Nordsee? Hat der Klimawandel einen Einfluss auf die Fischbestände? Diese und andere Fragen beantworten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei, indem sie jedes Jahr im Winter und Sommer mit einem Forschungsschiff Fisch- und Planktonproben nehmen – und das schon seit über 50 Jahren.

Hintergrund und Zielsetzung

Der Nordsee-IBTS ist die älteste über den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) koordinierte Bestandsaufnahme der Grundfischbestände mittels Grundschleppnetz.

Ziel ist es, im jährlichen Turnus standardisierte Daten zu erheben. Dafür werden im 1. Quartal und 3. Quartal des Jahres standardisierte Grundschleppnetzfänge durchgeführt.

Die Anfänge des IBTS liegen in den 1960er Jahren als eine auf junge Heringe ausgerichteten Datenerhebung. Über die Jahre hat sich der Survey zu einer Bestandsaufnahme für die gesamte Fischgemeinschaft der Nordsee und zur Untersuchung von Veränderungen im Ökosystem dieses Gebiets entwickelt. Die Fangergebnisse aller standardisierten Netzfänge (sog. Hols) bilden eine Basis für die Abschätzung der Bestandsgrößen sowie Nachwuchsjahrgangsstärken einiger wichtiger kommerzieller Bestände. 

Wir tragen diese Daten für Deutschland im Rahmen des EU-Datenerhebungsprogramms (DCF) als Beitrag zum internationalen Grundschleppnetzsurvey (IBTS) zusammen. Diese Informationen werden innerhalb des ICES für die Berechnung wissenschaftlicher Fangempfehlungen genutzt.

 

Das Hauptziel des IBTS Q1 (Zeitfenster Januar bis Februar) ist die Bestimmung der Verteilung und der relativen Häufigkeit der Jungfische der wichtigsten kommerziell genutzten Fischarten und die Bestimmung der Häufigkeit und der Verteilung der späten Heringslarven.

Der  IBTS Q3 (Zeitfenster Juli bis August) dient hauptsächlich der Datensammlung für die Bestandabschätzungen der Zielarten Schellfisch, Kabeljau, Seelachs, Wittling, Stintdorsch, Hering, Sprotte, Makrele und Scholle in der Nordsee und im Skagerrak.

Vorgehensweise

In jedem Jahr nehmen Forschungsschiffe aus bis zu sieben Nationen am IBTS teil - dazu gehören neben Deutschland Frankreich, die Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen und das Vereinigte Königreich (England und Schottland). Diese erheben fast zeitgleich auf ihren Schiffen wichtige biologische Daten durch standardisierte Grundschleppnetzfänge. 

Im Mittelpunkt stehen zeitliche und räumliche Veränderungen von (a) der Verteilung und relativen Häufigkeiten von Fischen und Fischgemeinschaften sowie von (b) biologischen Parametern (z.B. Länge, Gewicht, Alter, Geschlechterverteilung, Fruchtbarkeit).

An jeder Fischereistation werden außerdem die Umweltparameter Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffgehalt in verschiedenen Wassertiefen gemessen.

Neben dem standardisierten Fahrtprogramm ist aber auch noch Raum für spezielle Projekte wie die Überwachung von Meeressäugern und Vögeln und sogar die Datenaufnahme von Abfällen, sog. „Meeresmüll“.  Wenn darüber hinaus wichtige Arten wie Haie oder Rochen sowie einige Wirbellose (wie Kaisergranat, Taschenkrebs, Tintenfische und Jakobsmuscheln) im Netz landen, dann werden auch von diesen die biologischen Daten protokolliert. Für viele dieser Arten ist der IBTS durch seine großräumige Abdeckung eine bedeutende Datenquelle. Dies gilt auch für Müll, der leider mittlerweile auf nahezu jeder Station gefunden wird.

Gearbeitet wird an Bord rund um die Uhr. Während des IBTS im Winter (= IBTS Q1) fokussiert sich - neben den tagsüber stattfindenden Arbeiten - ein zusätzliches Nachtprogramm auf Fischlarven, insbesondere auf die Larven des Herings. Über Planktonfänge mittels 2 m Ringnetz, dem sogenannten MIK, wird die Verbreitung und Häufigkeit (=Dichte) von großen Heringslarven (>18 mm, sogenannte 0-Jährige) abgeschätzt. Die Menge der gefangenen Heringslarven ermöglicht es, die zu erwartende Rekrutierung im Heringsbestand der Nordsee - auch Jahrgangsstärke genannt - in den kommenden Jahren zu berechnen bzw. abzuschätzen. 

 

Mit dem kleinsten Fanggerät an Bord werden aber auch noch andere spannende Lebewesen gefangen. Die ringförmige Öffnung dieses MIKey-M Netzes hat nämlich einen Durchmesser von nur 20 cm und sitzt oben auf dem Rahmen des großen Planktonfanggeräts - dem sogenannten MIK. Die Besonderheit des Netzes liegt in seiner geringen Maschengröße. Damit können selbst winzige Organismen im Plankton wie Fischeier, kleine Fischlarven und Krebstiere, aber auch interessante Larven von anderen Meeresbewohnern, z.B. Seesternen ins Netz gehen.

Wir übermitteln die gesammelten Daten an den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES). Im Rahmen der International Bottom Trawl Survey Working Group (IBTSWG) werden die Daten zur Berechnung wissenschaftlicher Fangempfehlungen genutzt. Diese ICES-Arbeitsgruppe arbeitet darüber hinaus an der Vereinheitlichung der im IBTS verwendeten Fanggeräte und -methoden.

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Ansprechperson

Institut für Seefischerei
Dr. Anne Sell
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