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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

16 864 Seemeilen und 73 Tage später...

Am 1. November kehrte die FS SONNE von ihrer 285. Reise zu den Benguela-Auftriebssystemen vor der Südwestküste Afrikas in den Hafen von Emden zurück. Mit ersten spannenden Ergebnissen.

© Thünen-Institut/Sabrina Duncan

Die SONNE beim Einlaufen in den Hafen von Kapstadt

Am 1. November kehrte die FS SONNE von ihrer 285. Reise zu den Benguela-Auftriebssystemen vor der Südwestküste Afrikas in den Hafen von Emden zurück. Für das TRAFFIC-Projekt wurden Wasser- und Nährstoffproben, Phytoplankton, Zooplankton, Fische und Tintenfische gesammelt, die nun in den beteiligten Instituten analysiert werden können. Während im Rahmen des TRAFFIC-Projekts die Energie untersucht wird, die das Nahrungsnetz (trophische Transfereffizienz) der einzelnen Teilsysteme durchläuft, konzentrieren sich unsere Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei auf die Diversität und die Nahrungsökologie der mesopelagischen Fische und Kopffüßer (Tintenfische und Oktopusse). Mesopelagische Fische spielen eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz, da sie sich einerseits von Zooplankton und kleinen Fischen ernähren und andererseits Beute für Räuber wie Robben, Thunfische und Seehechte sind. Trotz dieser offensichtlichen Wichtigkeit in diesem Auftriebsgebiet ist über ihre Stellung im Nahrungsnetz des nördlichen und südlichen Teilsystems des Benguela-Auftriebsgebietes wenig bekannt.

Mit einem rechteckigen Mittelwasserschleppnetz wurden mesopelagische Fische und Kopffüßer gesammelt, zusätzlich wurde jede Nacht mit Leinen und Haken gefischt, um auch größere Tintenfische zu fangen. Die Probenahmen erfolgten nachts, wenn sich mesopelagische Fische und Zooplankton an der Oberfläche aufhalten, um zu fressen und gleichzeitig Räuber zu vermeiden, die bei Tageslicht eine Gefahr in den oberen Wasserschichten darstellen. Unsere Doktorandin Sabrina Duncan will mit Hilfe dieser Proben die Diversität der mesopelagischen Fische und die Zusammensetzung der Artengemeinschaft zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teilsystem des Benguela-Auftriebsgebietes vergleichen und die Rolle der verschiedenen mesopelagischen Arten im Nahrungsnetz anhand biochemischer Analysen untersuchen. Eine Masterstudentin am Thünen-Institut wird wird einen Teil des gesammelten Probenmaterials für Mageninhaltsanalysen und biochemische Analysen verwenden, um die Ernährungsgewohnheiten und die Position der Tintenfische im Nahrungsnetz zwischen den einzelnen Teilsystemen zu vergleichen. Einige dieser Analysen sind bereits in vollem Gange, während andere für die kommenden Monate geplant sind.

Da die ersten Proben bereits im Februar und März 2019 genommen wurden, können auch saisonale Vergleiche zwischen den Proben angestellt werden. Die Saisonalität beeinflusst den Auftrieb in dem Gebiet und damit auch Umweltparameter wie die Sauerstoffkonzentration im Wasser. Auf der Fahrt wurden einige vorläufige Beobachtungen in Bezug auf diese Saisonalität gemacht. Eine davon war das Auftreten zahlreicher Quallen (z.B. Chrysaora fulgida) in sehr großer Biomasse auf dem Schelf des nördlichen Benguela-Auftriebssystems. Während des südlichen Sommers wurden im nördlichen Teilsystem auch große Mengen an Quallen gefunden, allerdings war die dominierende Art Aequorea sp. und C. fulgida wurde nicht beobachtet. Quallen können sich negativ auf das trophische Nahrungsnetz auswirken, da sie Nahrungskonkurrenten von kleinen pelagischen Fischarten sind und wie diese ein ähnliches Nahrungsspektrum (beide fressen z.B. Krebstiere wie Copepoden und Euphausiacea) aufweisen. Quallen werden häufig als "Sackgasse" im Nahrungsnetz angesehen, da sich nur sehr wenige Organismen von ihnen ernähren.

Nach 73 Tagen auf See wurde die Besatzung der FS SONNE von dem norddeutschen Herbstwetter begrüßt. Die Teilnehmer der Fahrt haben die Stationsarbeit, die vielen Nächte mit Probenahmen und die spannenden Fänge in den Netzen genossen und freuen sich nun auf die Analyse der Proben und die Präsentation der kommenden Ergebnisse.

Ihre Fragen zu dieser Fahrt richten Sie bitte an Sabrina Duncan.

Mehr Informationen über das TRAFFIC-Projekt erhalten Sie hier.

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