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Institut für

OF Ostseefischerei

Physikalische Umwelt und Larvenretention

Der Greifswalder Bodden ist eine bedeutende Heringskinderstube, weil Wassertemperatur und Sauerstoffversorgung hier meist vorteilhaft sind, und weil die vorherrschenden Strömungen die geschlüpften Larven lange im Gebiet halten.

Physikalische Umwelt und Larvenretention   Hydrodynamische Verdriftung gilt als besonders wichtiger Faktor für das Überleben von Larven vieler Fischarten, die in erster Näherung wie Partikel passiv mit der Meeresströmung transportiert werden. Die Verdriftung entscheidet, ob die Larven in nahrungsreichen Gebieten aufwachsen oder verhungern. Ursache hierfür ist, dass zumindest kleine Fischlarven wie alle planktischen Organismen nicht aktiv gegen Strömungen anschwimmen können.

Heringe der westlichen Ostsee laichen in den Küstengewässern des Gebietes, wobei der Greifswalder Bodden als Hauptlaichgebiet gilt. Kennzeichnend für die Boddengewässer sind die recht schmalen Verbindungen und damit vermeintlich geringen Austauschraten zur offenen Ostsee. Demnach verbliebe der Großteil der geschlüpften Heringslarven in den Bodden – dieser Rückhalte-Mechanismus wird Retention genannt. In Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) untersucht das Thünen-Institut für Ostseefischerei die Larvendrift im Greifswalder Bodden: Wir verwenden ein hydrodynamisches Modell zur Simulation von Strömungsfeldern und eine physikalisches Modell zur Verfolgung von Teilchen (“Particle Tracking”). Das Strömungsmodell verwendet mehrere Eingangsparameter, am Wichtigsten sind die Winddaten. Als “treibende Kraft” haben Windrichtung und -stärke (neben der Bathymetrie) großen Einfluss auf die sich im Bodden einstellenden Strömungen. Zur besseren Beurteilung dieser Effekte werden Modellsimulationen sowohl für konstante Windverhältnisse als auch für reale Winddaten durchgeführt. Bisherige Ergebnisse kennzeichnen den Greifswalder Bodden deutlich als Retentionsgebiet. So verblieben selbst bei anhaltend hohen Windgeschwindigkeiten von 9 m/s nach 31 Tagen noch mehr als 20% der im Bodden befindlichen Partikel (Larven), unabhängig von der Windrichtung. Ferner zeigen die Simulationen, dass es im zentralen Teil des Boddens häufig zur Bildung großflächiger Strömungswirbel (Eddies) kommt, die für die hohen Verweilzeiten verantwortlich sein könnten. Larven aus dem Strelasund sowie dem nordöstlichen Teil des Greifswalder Boddens sind dagegen besonders gefährdet verdriftet zu werden. Auch in diesen Gebieten befinden sich ausgedehnte Laichhabitate – die Verdriftungsmodellierung kann uns Aufschluss darüber geben, wie hoch der Beitrag dieser Gebiete zur Rekrutierung des Herings tatsächlich ist.  

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