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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Aktuelles

Milchbauern die betriebliche Eigenkontrolle erleichtern

Das Forschungsprojekt „Q Check“ zeigt, wie Indikatoren aus bestehenden Systemen dabei helfen

© Solveig March

Nach dem Tierschutzgesetz ist jeder Landwirt dazu verpflichtet, das Wohlergehen seiner Tiere regelmäßig zu beurteilen. Konkrete Vorgaben, welche Indikatoren für eine solche betriebliche Eigenkontrolle geeignet sind, fehlen jedoch. Das Forschungsprojekt „Q Check“ wurde initiiert, um im Dialog mit der Branche geeignete Indikatoren für die Milchviehhaltung festzulegen und damit in Zukunft auch die Grundlage für ein flächendeckendes Tierwohl-Monitoring zu schaffen. Q Check stützt sich ausschließlich auf Indikatoren aus bestehenden Datenquellen wie der Milchleistungs- und Milchgüteprüfung, dem Herkunftsinformationssystem Tier sowie dem Qualitätsmanagementsystem Milch (QM-Milch).

In einer zweistufigen Delphi-Befragung hat das Thünen-Institut über 200 Experten aus Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aufgerufen, ihre Einschätzung zum Nutzen potenzieller Indikatoren abzugeben. Parallel dazu befragte die Hochschule Osnabrück im Rahmen einer Stakeholderanalyse 50 Experten nach ihren persönlichen Erwartungen und Blickwinkeln zum Thema Tierwohl. Je zwei Ergebnisworkshops und Round-Table-Gespräche, während derer die Indikatoren mit der größten Zustimmung erneut diskutiert und wenn nötig angepasst wurden, komplettierten den Austausch der Experten und Branchenvertreter.

Wichtiger Meilenstein erreicht
Kürzlich wurde der erste Teil des Indikatorensets final bestätigt und damit ein wichtiger Meilenstein im Projekt erreicht. Folgende Indikatoren haben das Rennen gemacht und sind laut Q Check für die Bewertung relevanter Tierwohlaspekte auf Basis bereits bestehender Analyse- und Datenerfassungssysteme geeignet: 

  • Anteil der eutergesunden Kühe in der Herde sowie der euterkranken Kühe, die die Lieferfähigkeit der Milch gefährden (gemessen am Milchzellgehalt ≤ 100.000 bzw.
    > 400.000 Zellen/ml)
  • Erstlaktierendenmastitisrate, d.h. Mastitisrate der Kühe, die zum ersten Mal gekalbt haben und in ihrer ersten Laktation Milch geben
  • Neuinfektionsrate und Heilungsrate in der Trockenperiode (gemessen an einer spezifischen Veränderung des Milchzellgehalts)
  • Neuinfektionsrate in der Laktation
  • Anteil euterkranker Tiere mit schlechten Heilungsaussichten
  • Anteil der Kühe in der Frühlaktation mit einem Verdacht auf Energiemangel bzw. Verdacht auf Pansenfermentationsstörung (gemessen am Fett-Eiweiß-Quotienten
    ≥ 1,5 bzw. < 1,0)
  • Merzungsrate
  • Nutzungsdauer der gemerzten Kühe
  • Anteil Totgeburten und Kälberverluste bis Tag 7
  • Mortalität bei Kühen und Kälbern

Je nach Datenquelle können zwischen 88 und 100 % der Milchkühe in Deutschland über die genannten Indikatoren abgedeckt werden. Diese Reichweite ist einzigartig und unterscheidet das Vorhaben von allen vergleichbaren Projekten zur Tierwohlerfassung.

Digital verknüpft
Die relevanten Indikatoren werden unter der Voraussetzung, dass der Landwirt zustimmt, automatisch im sogenannten Q Check-Report aufbereitet. Zum Projektende im Juni 2020 sollen alle Vorarbeiten so weit vorangetrieben worden sein, dass der
Q Check-Report dem Betrieb als Onlinetool zur Verfügung gestellt werden kann. Landwirtinnen und Landwirte erhalten im Onlinetool die Möglichkeit, ihre Ergebnisse mit den Indikatorenwerten ähnlich strukturierter Betriebe zu vergleichen.

 

Weiterführende Links:

Projekt-Webseite Q Check
Pressemitteilung
Arbeitsgruppe Tierwohl im Thünen-Institut für Ökologischen Landbau

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