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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Projekt

Tierwohl in der ökologischen Landwirtschaft – Tiergerechtheit weiterentwickeln und transparent machen


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

© Thünen-Institut/Solveig March

Tierwohl in der ökologischen Landwirtschaft – Tiergerechtheit weiterentwickeln und transparent machen (ÖKoTier)

Im Rahmen der Bio-Kontrolle finden derzeit verschiedene Prüfkonzepte der Kontrollstellen und der Bioverbände Anwendung, um das Tierwohl auf den landwirtschaftlichen Betrieben zu kontrollieren. Diese sollen unter Berücksichtigung bereits bestehender Indikatoren- und Beurteilungssysteme in Bezug auf die Kriterien Validität, Reliabilität und Praktikabilität überprüft, weiterentwickelt und vereinheitlicht werden.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Umsetzung der Ziele der EU-Öko-Verordnung hinsichtlich Tierwohl und tiergerechter Haltung wird gegenwärtig vor allem über haltungs- und managementbezogene Kriterien überprüft, also z.B. Platzangebot oder Weidegang und Einstreu. Tierbezogene Indikatoren kommen kaum zum Einsatz. Dadurch können Defizite beim Tierwohl nicht immer adäquat identifiziert und in den Betrieben behoben werden. Die Vorgaben zur Haltung und zum Management schaffen zwar gute Voraussetzungen, führen aber nicht notwendigerweise zu mehr Tierwohl. Deshalb ist es wichtig, auch tierbezogene Aspekte in die Kontrolle unter Berücksichtigung der EU-Öko-Verordnung mit einzubeziehen. Hier setzt das Verbundvorhaben „Tierwohl in der ökologischen Landwirtschaft – Tiergerechtheit weiterentwickeln und transparent machen (BioTiGer)“ an.
In dem zum 1. Juli 2023 gestarteten Projekt wollen wir ein transparentes und praktikables Prüfkonzept für die Tierwohlkontrolle in der ökologischen Landwirtschaft entwickeln, das im Rahmen der Bio-Kontrolle erprobte, vorrangig tierbezogene Indikatoren nutzt. Ausgangspunkt hierfür sind Prüfkonzepte zur Tierwohlkontrolle, die bereits von verschiedenen Öko-Kontrollstellen und Bioverbänden angewendet werden. Große Herausforderungen sind dabei – neben der großen standörtlichen und strukturellen Vielfalt der Betriebe – der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Schulung der Kontrolleur*innen und die Durchführung der Tierwohlkontrolle auf den Betrieben, die für die Erfassung tierbezogener Indikatoren notwendig sind.
In Abstimmung mit der deutschen Biobranche entwickeln wir ein risikoorientiertes, abgestuftes Prüfkonzept, das vorhandene Daten zum Tierwohl in den Betrieben sowie von den Tierhalter*innen selbst erhobene tierbezogene Daten einbeziehen soll. Dadurch wird der Zeitaufwand der externen Kontrolle begrenzt. Außerdem kann die Eigenerhebung von den Betrieben für die betriebliche Eigenkontrolle nach dem Tierschutzgesetz genutzt werden.
Die Anwendung des entwickelten Prüfkonzepts wird das Ziel haben, Problembetriebe zu identifizieren, um anschließend eine Verbesserung des Tierwohls auf diesen Betrieben zu veranlassen und ggf. – bei nicht erfolgter Verbesserung einer defizitären Ausgangssituation – umzusetzende Maßnahmen und Sanktionen abzuleiten. So soll der Erwartung von Verbraucher*innen an einen hohen Standard des Öko-Tierwohls Rechnung getragen werden.

Vorgehensweise

1. Abstimmung eines Indikatorensets für die Tierwohlkontrolle im Rahmen der Bio-Kontrolle für Rinder, Schweine, Legehennen, Mastgeflügel und kleine Wiederkäuer sowie Entwicklung eines risikoorientierten, abgestuften Prüfkonzepts.

2. Erarbeitung eines Bewertungskonzeptes für die Tierwohlkontrolle, inkl. resultierender Maßnahmenkataloge und Sanktionen.

3. Weiterentwicklung von Schulungs- und Qualifizierungskonzepten für Kontrolleur*innen zur qualifizierten Tierwohlerfassung im Rahmen der Bio-Kontrolle: Bereitstellung von Schulungsmaterialien für Online- und Stallschulungen, sowie Aufbau einer Online-Schulung, inkl. Beurteiler*innenabgleich zur Qualitätssicherung.

4. Überprüfung der Praktikabilität des unter 1. – 3. entwickelten Prüfkonzepts, insbesondere wie verlässlich die einzelnen Prüfstufen zu demselben Ergebnis führen.

5. Dissemination und Koordination: Neben einer intensiven Zusammenarbeit im Projektkonsortium, die gewährleistet, dass ein Prüfkonzept erarbeitet wird, das breit von Bioverbänden, Kontrollstellen und den wissenschaftlichen Institutionen getragen wird, werden weitere externe Expert:innen (Landwirt:innen mit Erfahrung mit bisherigen Tierwohl-Kontrollverfahren, weitere Bioverbände und Kontrollstellen sowie Landes-Öko-Behörden, und Referent:innen für Öko-Landbau der Landesministerien in das Projekt über Fachgespräche, Beiratstreffen und Informationsveranstaltungen eingebunden, mit der Aussicht auf eine Verstetigung des entwickelten Prüfkonzeptes über die Projektlaufzeit hinaus. Im Projekt wird eine Evaluierung des erarbeiteten Konzepts in Fachgesprächen unter Einbezug von Bioverbänden, Kontrollstellen, Landes-Öko-Behörden und Tierhalter*innen, die bereits Erfahrungen mit der Bio-Tierwohlkontrolle haben, erfolgen. Das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau koordiniert das Vorhaben und bearbeitet inhaltlich die Tierarten Rind, Schaf und Ziege.

Vorläufige Ergebnisse

Das Projekt hat im Juli 2023 begonnen, daher liegen noch keine Ergebnisse vor.

Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Zeitraum

7.2023 - 6.2026

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 2822OE118
Projektstatus: läuft

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