Weiter zum Inhalt
Institut für

WI Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen

Aktuelles

Publikation zu Gründungen aus der Arbeitslosigkeit in Ost- und Westdeutschland

Unternehmensgründungen als Antwort auf Arbeitslosigkeit – eine neue Studie zeigt systematische Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sowie im Stadt-Land-Vergleich. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Regional Studies veröffentlicht.

Cover des Journals Regional Studies
© Regional Studies

Eine neue Studie von Christian Bergholz (Thünen-Institut), Rolf Sternberg und Lennard Stolz (beide Leibniz Universität Hannover) sowie Johannes Bersch (ZEW Mannheim) untersucht räumliche Unterschiede im Zusammenhang zwischen der regionalen Arbeitslosenquote und der Anzahl der Unternehmensgründungen auf Kreisebene mit Hilfe der Daten des Mannheimer Unternehmenspanel (MUP). Die Studie erfasst dabei rund 1,2 Mio. neue Unternehmen im Untersuchungszeitraum von 2012 bis 2019. Der Fokus der Studie liegt sowohl auf einem Ost-West-Vergleich als auch auf einem Stadt-Land-Vergleich. 

Die Ergebnisse zeigen, dass bei steigender Arbeitslosenquote die Anzahl der Unternehmensgründungen in Westdeutschland deutlich stärker zunimmt als in Ostdeutschland, obwohl die Arbeitslosenquote in ostdeutschen Regionen durchschnittlich höher ist. Das bedeutet, dass Individuen in Westdeutschland reagibler auf Arbeitslosigkeit in Form von Unternehmensgründungen reagieren als in Ostdeutschland. Unter der Anwendung von Bundestagswahldaten lassen sich die Ergebnisse dahingehend interpretieren, dass sich Politikpräferenzen zur Sozialpolitik, unter die auch die staatliche Unterstützung bei Arbeitslosigkeit fällt, systematisch zwischen Ost- und Westdeutschland unterscheiden, was sich wiederum auf die Bereitschaft, ein Unternehmen in Folge von Arbeitslosigkeit zu gründen, auswirkt.

Im Stadt-Land-Vergleich zeigen die Ergebnisse, dass der Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Anzahl der Unternehmensgründungen vom Ländlichkeitsgrad einer Region positiv beeinflusst wird. Somit führt ein höherer Ländlichkeitsgrad zu einem stärkeren Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Anzahl der Gründungen. Dieses Ergebnis kann mit dünnen Arbeitsmärkten in ländlichen Räumen erklärt werden. In einem realistisch erreichbaren Pendlerradius ist in ländlichen Räumen das Arbeitsangebot passender Jobs durchschnittlich geringer als in urbanen Räumen. Dies lässt die Opportunitätskosten einer Unternehmensgründung in ländlichen Räumen in Folge von Arbeitslosigkeit sinken, was in höheren Gründungsraten aus der Arbeitslosigkeit in ländlichen Räumen mündet.

Die Studie ist in der Fachzeitschrift Regional Studies unter dem Titel „Unemployment as a driver of entrepreneurship in Eastern and Western Germany“ erschienen. (Hyperlink: https://doi.org/10.1080/00343404.2025.2511713)
Sie ist im Rahmen des Kooperationsprojektes Entrepreneurship in ländlichen Räumen  entstanden, das aus Mitteln des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung gefördert wird.

Kontakt: Dr. Christian Bergholz

 

Nach oben