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WI Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen

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Neuer Thünen Report zur Strukturschwäche ländlicher Räume im Kontext der GRW

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Neuabgrenzung der Fördergebiete für die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) untersucht der Bericht die Strukturschwäche ländlicher Räume unter Berücksichtigung verschiedener Dimensionen mit Bezug zur GRW.

Deckblatt des Thünen Reports 124 „Zur Strukturschwäche ländlicher Räume im Kontext der Abgrenzung der GRW-Fördergebiete“
© Thünen-Institut

Der neue Thünen Report „Zur Strukturschwäche ländlicher Räume im Kontext der Abgrenzung der GRW-Fördergebiete“ von Dominik Frankenberg, Alexander Kopka und Jan Cornelius Peters soll politischen Entscheidungsträgern helfen, mögliche Änderungen der Fördergebietsabgrenzung vor dem Hintergrund unterschiedlicher politischer Ziele zu bewerten. Der Fokus liegt dabei auf der Strukturschwäche ländlicher Räume, denen häufig geringere Anpassungspotenziale attestiert werden als urbanen Regionen. Darauf weisen z.B. geringere gewerbliche Investitionen in ländlichen Räumen hin.

Vier zentrale Schlussfolgerungen des Reports sind:
Erstens können – abhängig von der förderpolitischen Schwerpunktsetzung – sehr unterschiedliche Regionen als strukturschwach klassifiziert werden. Aktuell werden ländliche Räume, gemessen an der Bevölkerungsverteilung, etwas häufiger als strukturschwach eingestuft als höher verdichte Regionen.

Zweitens könnte die GRW mit dem Ziel, den „präventiven Charakter“ ihrer Förderung zu stärken, die Bewältigung von Transformationsprozessen gezielter unterstützen, sofern die Anpassungsfähigkeit von Betrieben durch die regionalen Standortbedingungen beeinträchtigt wird. Dabei gilt es zu beachten, dass der regionale Transformationsdruck je nach betrachteter Dimension zum Teil unterschiedlich ausfällt. Der Transformationsdruck im Bereich Digitalisierung und Demografie ist häufig in ländlichen Räumen höher als in urbanen Regionen. Im Bereich der Klimaneutralität weisen urbane Räume tendenziell einen höheren Anpassungsdruck auf.

Drittens könnte die GRW stärker als bisher die Produktivität der in strukturschwachen Regionen vorhandenen Arbeitsplätze adressieren. Bundesweit stagniert die Produktivitätsentwicklung. Eine höhere Arbeitsproduktivität kann u. a. dazu beitragen, regionale Wertschöpfungspotenziale in Regionen mit einem demografiebedingten Rückgang des Arbeitskräfteangebotes zu heben bzw. die Wertschöpfung zu stabilisieren. Zu berücksichtigen ist, dass die nominalen Löhne bei gleicher regionaler Arbeitsproduktivität in ländlichen Räumen tendenziell niedriger sind als in urbanen Räumen.

Viertens kommen die Autoren in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass die bisherige hohe Gewichtung der Unterbeschäftigungsquote hinterfragt werden könnte. Derzeit geht die Unterbeschäftigungsquote mit dem fünffachen Gewicht des Infrastrukturindikators in den GRW-Gesamtindikator zur Abbildung der Strukturschwäche ein. In der mittel- sowie längerfristigen Perspektive ist die Unterbeschäftigung jedoch flächendeckend gesunken und Fachkräfteengpässe haben zugenommen. Zusätzlich besteht ein ausgeprägter qualifikatorischer Missmatch am Arbeitsmarkt: Gerade in Regionen mit hoher Unterbeschäftigung suchen Arbeitslose besonders häufig eine Tätigkeit als Helfer*in. Betriebe suchen hingegen vor allem Fachkräfte sowie Spezialist*innen und Expert*innen. Entsprechende Passungsprobleme sind eher durch arbeitsmarkt- statt durch regionalpolitische Maßnahmen zu adressieren.

Alle Ergebnisse sind im neuen Thünen Report (https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_124.pdf) nachzulesen.

Kontakt: Dr. Jan Cornelius Peters

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