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Institut für

HF Holzforschung

Projekt

EU-Holzkohlehandel


Federführendes Institut HF Institut für Holzforschung

Untersuchung des Europäischen Holzkohlehandels unter Berücksichtigung der Auswirkungen der neu eingeführten „Regulation on deforestation-free products“ (EUDR/ EU-Verordnung für entwal-dungsfreie Produkte), (EU) 2023/1115.

Studie zur Untersuchung des europäischen Holzmarkts bzw. des Einflusses von Holz aus illegalen Quellen, dem Anteil sub-/tropischer Hölzer und den Stan-dards bestimmter Qualitäts- und Nachhaltigkeitssiegel (FSC/PEFC)

Hintergrund und Zielsetzung

Das Ziel der geplanten Arbeiten ist, die Entwicklungen des europäischen Holzkohlehandels sowie Märkte angegliederter Importländer zu untersuchen, zu beschreiben und zu dokumentieren, um dar-aus Handlungsempfehlungen für die Politik und den Umweltschutz abzuleiten. Die Untersuchungen erfolgen vor dem Hintergrund der am 30. Juni 2023 in Kraft getretenen Verordnung Regulation on deforestation-free products“ (EUDR), (EU) 2023/1115, nach welcher der Handel mit Holzkohle und Briketts ab dem 01. Januar 2025 in der EU erstmalig bestimmten Sorgfaltspflichten unterliegt. Ziel der Verordnung ist die Regulierung der Bereitstellung bestimmter Rohstoffe und Erzeugnisse, die mit Ent-waldung und Waldschädigung in Verbindung stehen. Der internationale Holzkohlehandel gilt als einer der am wenigsten kontrollierten und am schwächsten überwachten Holzhandelssegmente und wird weltweit für großflächigen Verlust von Waldflächen, Raubbau, illegalem Holzeinschlag und dem damit verbundenen Verlust wichtiger Ökosysteme und Artendiversität, aber auch sozialen Missständen und Korruption, verantwortlich gemacht. In einer (Pilot-) Studie des Thünen-Instituts für Holzforschung und des WWF in den Jahren 2019/20 (Haag et al. 2020/ The EU Charcoal Trade) wurden im Rahmen eines Pilotprojektes 150 Holzkohlesortimente aus elf repräsentativen Ländern in Europa untersucht. Dabei zeigte eine Prüfung der Deklarationen auf den Verpackungen, dass lediglich 25 % der untersuchten Produkte zu diesem Zeitpunkt mit Verbraucherinformationen bezüglich der verarbeiteten Holzarten oder deren Herkünfte bedruckt waren und weit über die Hälfte der vorhandenen Angaben falsch und/oder unvollständig waren. Darüber hinaus konnte im Rahmen einer Analyse der Handelsströme der EU-Mitgliedstaaten (Eurostat Datenbank /EU trade since 1988 by CN8 (DS-016890)) gezeigt wer-den, dass die Hälfte der Holzkohleimporte der EU aus Hochrisiko-Ländern stammen, welche immer wieder mit illegalem Holzeinschlag, Waldzerstörung und möglicher Korruption in Verbindung gebracht werden (TFT 2015; Eurostat; Haag et al. 2017; WWF Deutschland 2018; Nepcon 2018).


Ziel des vorliegenden Projektes ist es, den europäischen Holzkohlemarkt mit einer möglichst hohen Auflösung zu untersuchen und den gegenwärtigen Zustand zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen EUDR hinsichtlich der genannten Risiken zu bewerten. Im Fokus dieser Untersuchungen stehen der Holzhandel mit Blick auf die verarbeiteten und deklarierten Holzarten, die Anteile der Holzarten aus subtropischen und tropischen Herkünften sowie die Anteile zertifizierter Produkte (primär FSC und PEFC) und deren Deklarationen auf den Verpackungen (Transparenz und Vertrauenswürdigkeit der Verbraucherinformationen). Weiter sollen stichprobenartige Untersuchungen der Lieferketten bzw. Chain-of-Custody (CoC) durchgeführt werden, um die Nachvollziehbarkeit, insbesondere von Importen aus Hochriskikoländern aus Afrika, Südamerika und Südosteuropa zu prüfen und darzustellen.


Darüber hinaus sollen in wichtigen Export- und Partnerländern Informationsveranstaltungen zur Um-setzung der EUDR und den begleitenden Handelsrichtlinien durchgeführt werden, die dem internatio-nalen Holzhandel, der Politik und der Wissenschaft die Möglichkeit zum Informationsaustausch bieten, um möglichen Handlungsbedarf für die zukünftige Umsetzung der EUDR zu erkennen. In Rahmen des Projektes sollen zudem Umfragen im nationalen und internationalen Raum erhoben werden. Hier soll dargestellt werden, inwieweit sich der Holzkohlehandel (national/international) auf die Änderungen, die mit der EUDR in Kraft treten, vorbereitet hat und ob diese Maßnahmen ausreichend sind, um einen transparenten, sozial gerechten und nachhaltigen sowie umweltfreundlichen Holzkohlehandel in Deutschland und Europa zu garantieren. Die Biomasseverkehre im Allgemeinen und die Holzkoh-leflüsse im Speziellen bedürfen einer international koordinierten Analyse, Überwachung und Steuerung.

Ziel des Projektes ist es, Schwachstellen und Handlungsbedarf im Kontext der EUDR früh-zeitig zu erkennen, um die Umsetzung im Sinne der Nachhaltigkeit und der nationalen Bioökono-miestrategie der Bundesregierung zu garantieren.

Vorgehensweise

Das Projektvorhaben teilt sich in sechs Arbeitspakete auf.

Kurzbeschreibung der Arbeitspakete:

  1. Einkauf, Beschaffung und Anlieferung der Holzkohle-/Brikettwarenmuster sowie Holzsubstitutionsprodukte (1.1), Sammlung von Holzproben und relevantem (organischem) Probenmaterial (1.2) aus dem Bereich der NTFPs (Non-Timber-Forest-Products wie beispielsweise Nüsse, Schalen- und Schalenhülsen aus der Nahrungsmittelproduktion) als Referenzmaterial für die geplanten Untersuchungen.

  2. Charakterisierung von Referenzmaterial bzw. holzanatomische Untersuchung und Beschreibung der zellularen Anatomie der Holzproben (2.1) und anderen organischen Materialien wie z.B. NTFPs (2.2) im Sinne eines Identifikationsschlüssels.

  3. Untersuchung der Kohlefragmente: Vorsortierung der Warenmuster, Präparation und mikroskopische Analyse sowie Auswertung der Warendeklarationen.

  4. Analyse der bestehenden Holzmärkte unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus AP 3 und Produkten aus Risikoherkünften, die mit hohen Entwaldungsraten, illegalem Holzeinschlag und/oder einem hohem Korruptionsindex in Verbindung gebracht werden, einschließlich einer Analyse der Handelsströme von Holzkohle zwischen den Herkunftsländern des Holzes und den einführenden EU-Ländern.

  5. Bewertung der Umsetzung und Einhaltung der neuen EU-Verordnung über die Nichtabholzung von Wäldern im Kontext des europäischen Holzkohlehandels (Erstellung und Auswertung von Umfragen und Marktanalysen).

  6. Publikation der Ergebnisse mit dem Ziel, ein möglichst diverses Publikum zu erreichen: Publikation in wissenschaftlichen Journalen, semiwissenschaftlichen Journalen sowie Zeitungen, TV und Online-Portalen.

Thünen-Ansprechperson

Beteiligte externe Thünen-Partner

  • World Wide Fund For Nature Deutschland
    (Deutschland, Deutschland)

Geldgeber

  • Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

2.2026 - 1.2029

Weitere Projektdaten

Projektstatus: in Planung

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