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© Anja Bunge / Thünen-Institut
Institut für

FI Fischereiökologie

Fang und Aquakulturproduktion von Aalen in Deutschland

Um den Bestand des als gefährdet eingestuften Europäischen Aals (Anguilla anguilla) zu stabilisieren, sieht das europaweit koordinierte Bestandsmanagement eine Reihe von Maßnahmen vor - unter anderem auch die Beschränkung der Fischerei. Ein Blick auf die deutschen Aal-Fangzahlen der vergangenen Jahre zeigt eine starke Abnahme der Anlandungen zwischen 2005 und 2012. Seither gehen die Fänge nur noch leicht zurück und steigen in machen Flüssen sogar wieder an. Zeitgleich hat sich die Aalproduktion der deutschen Aquakultur annährend verdoppelt.

Zwischen 2005 und 2019 ist der jährliche Aalfang in Deutschland von ca. 455 auf etwa 208 Tonnen zurückgegangen. Das entspricht einer Abnahme um etwa 54%. Dabei ist zu beobachten, dass der Großteil des Rückgangs zwischen 2005 und 2012 geschehen ist. In diesen Zeitraum fielen 85% des gesamten Fangrückgangs, während die Anlandungen seitdem nur langsam sinken und in manchen Flüssen auch wieder zunehmen. Zeitgleich verzeichnet die deutsche Aalaquakultur ein starkes Wachstum. Innerhalb von 10 Jahren wurde die Produktion von Aalen von knapp 670 t pro Jahr auf über 1200 t fast verdoppelt.

Der Europäische Aal gilt als vom Aussterben bedrohte Art. Seit 2008 wird das Bestandsmanagement europaweit koordiniert, um eine Erholung der extrem niedrigen Rekrutierung von Jungfischen an den europäischen und nordafrikanischen Küsten zu erreichen. Vor diesem Hintergrund sind die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz des Aals zu ergreifen – dazu gehört auch die Reduzierung der durch den Menschen bedingten Sterblichkeit, wie z.B. durch Wasserkraftwerke oder Fischerei. Auch der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) rät in seinem letztjährigen Bericht, den Fang auf alle Lebensstadien des Aals sofort zu beenden. Da die deutsche Aalfischerei zu großen Teilen von Besatzmaßnahmen abhängt, schlägt sich der Effekt des extrem niedrigen Jungfischaufkommens nicht in vollem Umfang in den Fangzahlen nieder. Trotzdem ist ein starker Rückgang der Fangzahlen, insbesondere im Zeitraum vor 2012 zu beobachten. Anschließend schwächt sich der abnehmende Trend bei den Fangzahlen ab und wird fast komplett durch den Rückgang in der Flussgebietseinheit (FGE) Elbe verursacht. Zwar gab es auch in den FGE Weser und Ems abnehmende Aalfänge, diese machen aber zusammen nur knapp 18% des Rückgangs nach 2012 aus. In den FGE Rhein, Warnow/Peene und Eider stagnieren die Fänge und in den FGE Oder und Schlei/Trave stiegen die Anlandungen nach 2012 um 29 bzw. 33%.

Die Produktion von Aalen in der deutschen Aquakultur hat im Jahr 2019 1.286 t erreicht. Vorrangegangen war eine Steigerung um 48% innerhalb von 10 Jahren. Da eine Reproduktion in Gefangenschaft nicht möglich ist, müssen Aal-Aquakulturen zu 100% mit Wildfängen bestückt werden. Eine Steigerung der Aquakulturproduktion ist daher nur durch die Nutzung zusätzlicher wild gefangener Glasaale möglich. Eine wachsende Aalaquakultur führt daher zu einem erhöhten Fischereidruck auf den Wildbestand und kann in seiner derzeitigen Form nicht als nachhaltig angesehen werden.

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