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Folge 21, LIVE: Mehr als Herd und Hof.

Wie leben Landwirtinnen heute?

15.05.2025

Frauen sind aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Doch sie agieren meist im Hintergrund. Im Spagat zwischen Hof und Familie ist die Belastung hoch. Wo liegen die größten Herausforderungen für Landwirtinnen heute und kann die Politik dabei unterstützen, die Frauen zu entlasten?

„Die Frauen spüren die hohe Arbeitsbelastung, aber sie schätzen das Leben in der Natur und mit den Tieren.“

Dr. Zazie von Davier, eine der federführenden Wissenschaftler*innen der Landfrauenstudie.

Jede dritte Arbeitskraft in der Landwirtschaft ist eine Frau. Stall- und Hofarbeit, Buchführung, Büro – das sind nur einige der Arbeiten, die Frauen übernehmen. Zusätzlich tragen sie oftmals die Verantwortung für die Kinderbetreuung, die Pflege der älteren Generation und den Haushalt. Die Betriebsführung liegt hingegen meist in Männerhand. Das bedeutet: Wenige Urlaubstage, kaum Zeit für sich und die Partnerschaft sowie häufig finanzielle Abhängigkeit. Gleichzeitig schätzen die Frauen ihr Leben in und mit der Natur und ihre Selbständigkeit.

Lange blieben die Lebensumstände von Frauen in der Landwirtschaft unsichtbar. Die letzte vergleichbare bundesweite Studie stammt von 1988.  Die aktuelle Landfrauenstudie, die das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und die Universität Göttingen von 2019 bis 2022 durchgeführt haben, macht das Leben der Frauen nun durch eine Kombination aus Forschung und Fotografie wieder sichtbar. Was sich gezeigt hat: Frauen in der Landwirtschaft haben heute häufiger einen Hochschulabschluss und arbeiten vermehrt auch außerhalb des Betriebs – zusätzlich zur Arbeit auf dem Hof. Nahezu unverändert bleibt hingegen die Verteilung der Hausarbeit.

„Die Landfrauenverbände waren sehr dankbar, dass sie jetzt Zahlen für etwas haben, was vorher ein Gefühl war. Damit können sie in die Politik gehen und ihre Interessensvertretung stärken.“ 
Dr. Zazie von Davier, Wissenschaftlerin am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. 

 

Für die Landfrauenstudie haben Wissenschaftler*innen mehr als 7.000 Frauen befragt und ihre Situation in Zahlen gefasst. Die Fotografin Anna Tiessen hat zudem einige der Frauen auf ihren Höfen besucht und porträtiert. Unterstützt wurde das Forschungsprojekt vom Landfrauenverband. 

„Als ich bei einer Altenteilerin auf den Hof kam, wurde ich als allererstes in die Wohnstube zitiert und dann gab es Kaffee und Kuchen. Es war alles ganz, ganz familiär und irgendwie schön.“ 
Anna Tiessen, Fotografin der Landfrauenstudie. 

Wie es zu der Studie kam und was sie bisher bewirkt hat, erzählen Dr. Zazie von Davier, eine der federführenden Wissenschaftler*innen der Landfrauenstudie, und die Fotografin Anna Tiessen in der neuen Folge des Thünen-Podcasts „45 Minuten Zukunft“. Sie sprechen darüber, ob und was das Projekt gesellschaftlich bewegt hat und teilen Geschichten, die sie persönlich berührt haben.

Diese Live-Podcast-Folge wurde Anfang Mai 2025 im Wissenschaftsschaufenster Braunschweig vor Publikum aufgezeichnet.  Unser herzlicher Dank geht an das Science and Art Lab, bei dem wir an diesem Abend zu Gast waren. 

Die Fotoausstellung „Frauen. Leben. Landwirtschaft“ mit den Portraits von Anna Tiessen wird im Wissenschaftsschaufenster (Waisenhausdamm 8, 38100 Braunschweig) ab dem 23. Juni 2025 für vier Wochen zu sehen sein. 
 

Weiterführende Links und Literatur:

Unsere Gäst*innen:

Anna Tiessen  ist Fotografin mit einem Fokus auf Jugend und Landwirtschaft. Sie ist selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen.

Dr. Zazie von Davier  ist Wissenschaftlerin am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und Expertin für die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland. 

Moderation:

Dr. Katrin Schiedung, Wissenschafts-
kommunikatorin in der Pressestelle des Thünen-Instituts.

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