Dr. Zazie von Davier
Agrarökonomin aus Leidenschaft.

Zazie von Davier kann rechnen. Eine Fähigkeit, die sie in ihrer Position am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft unbedingt braucht. Denn in ihren Forschungen geht es um die Wettbewerbsfähigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben. Vor allem aber untersucht die Agrarwissenschaftlerin, vor welchen Herausforderungen Frauen in der Landwirtschaft stehen, etwa, ob die Rente für sie reicht.
Die Agrarökonomie begeistert sie schon seit ihrem Studium. „Eigentlich wollte ich Landwirtin werden“, erzählt sie. Nach ihrem Abschluss beriet sie zunächst landwirtschaftliche Betriebe. Doch ihr fehlte das Lesen, das Lernen, das Forschen. Also entschied sie sich für eine Promotion an der Universität Göttingen zu leistungsorientierter Entlohnung in der Landwirtschaft. Ihr erstes Kind bekam sie während dieser Zeit. „Ich bin vom Büro ins Krankenhaus gegangen und saß zehn Tage nach der Geburt wieder dort – mit Baby“, berichtet die Mutter von mittlerweile drei Kindern. „Ich hatte sehr viel Unterstützung, es war eine schöne Zeit“, sagt sie heute. „Aber natürlich auch sehr anstrengend“, fügt sie hinzu. Besonders die folgenden Jahre als Freelancerin, in denen sie für das Thünen-Institut, die FAO und die Uni Göttingen arbeitete und ihr zweites und drittes Kind bekam, waren hart. Die Leidenschaft für ihre Arbeit blieb.
Das hat sie wohl auch motiviert, im Mai 2015 ins Thünen-Institut zu kommen. Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown 2020 startet sie mit einem Team von zwischenzeitlich sechs Personen eines ihrer größten Herzensprojekte: eine umfangreiche Studie zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft. Sie liebt es, konkret mit den Menschen auf landwirtschaftlichen Betrieben zu arbeiten, ihre Lebenssituation greifbar zu machen. Die Abgrenzung zu ihrem eigenen Familienleben fällt ihr manchmal schwer. „Die Forschung geht weiter, auch nach der Arbeitszeit“, sagt die Wissenschaftlerin. Die Möglichkeit, mehr im Homeoffice zu arbeiten, habe sie als Mutter deutlich entlastet. Noch besser ginge es mit einem größeren Team, dass sich auch im Notfall gegenseitig vertreten kann. Dies würde Frauen und Mütter in der Wissenschaft stärken. Denn: „Ich habe nicht die Coolness, meine Arbeit einfach liegen zu lassen, wenn die Kinder oder ich mal krank sind.“