Weiter zum Inhalt
Expertise

Bodentiere dezimieren Schadpilze und Toxine

Stefan Schrader | 10.06.2022


BD Institut für Biodiversität

Ziel unserer Forschungsarbeit ist, in Labor- und Feldversuchen ökologisch bedeutsame Prozesse zu verstehen und zu analysieren, die Bodentiere durch ihre Aktivität steuern. Mit den gewonnenen Erkenntnissen können wir die Leistungen der Bodentiere für die nachhaltige Bodennutzung bewerten.

Ein Vorteil reduzierter Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft ist, dass die organische Substanz aus Ernterückständen an der Oberfläche verbleibt. Das fördert biologische Vielfalt und Aktivität im Boden. Allerdings ist damit auch ein erhöhtes Infektionsrisiko mit bodenbürtigen pflanzenpathogenen Pilzen, zum Beispiel aus der Gattung Fusarium, verbunden.

Arten der Gattung Fusarium zählen weltweit zu den bedeutendsten Schadpilzen, da sie häufig auftreten und Pilzgifte (Mykotoxine) produzieren. Aufgrund der potenziellen Gesundheitsgefahr hat die EU Höchstmengen für verschiedene Mykotoxine in pflanzlichen Rohstoffen und Lebensmitteln festgelegt. Bei Überschreiten der Grenzwerte darf das Erntegut nicht in den Handel gelangen. Eines der in Getreide am häufigsten nachgewiesenen Mykotoxine ist das zu den Trichothecenen zählende Deoxynivalenol (DON).

Mit guter fachlicher Praxis können Landwirt*innen Schadpilzen vorbeugen. Maßnahmen sind zum Beispiel, enge Fruchtfolgen zu vemeiden, wenig anfällige Sorten anzubauen, Pilze mit Fungiziden zu bekämpfen. Diese führen jedoch nur teilweise zum gewünschten Erfolg. Vor diesem Hintergrund gehen wir mit Wissenschaftler*innen des Julius Kühn-Institut der Frage nach, inwiefern weit verbreitete Bodentiere wie Regenwürmer, pilzfressende Springschwänze und Fadenwürmer der Entwicklung von Fusarien und einer Kontamination mit ihren Toxinen auf natürlichem Wege Einhalt gebieten können.
 

Vergleichende Studie zum regulatorischen Potenzial von Bodentieren

Im Rahmen des europäischen BiodivERsA-Projektes SoilMan wurden Bodenorganismen und die von ihnen erbrachten Ökosystemleistungen im Ackerbau in fünf europäischen Regionen (Frankreich: Bretagne; Spanien: Andalusien; Rumänien: Transsilvanien; Schweden: Uppland; Deutschland: Niedersachsen) vergleichend untersucht. Dabei lag der Fokus auf dem Mais- und Getreideanbau. Unter anderem wurde das bioregulatorische Potenzial von Bodentieren als Antagonisten wirtschaftlich relevanter Schadpilze bei nicht wendender, also pflugloser Bodenbearbeitung quantifiziert.

Hinsichtlich der Mykotoxine wurde eine signifikante Beschleunigung des Abbaus verschiedener Toxine (DON, 3-Acetyldeoxynivalenol (3-AcDON), Zearalenon (ZEN) und Fumonisin B1) durch die Bodentierarten festgestellt. Die Reduktionsraten hängen vom jeweiligen Toxin, der Zeitspanne, den vorherrschenden Temperaturen, der Bodentextur und der beteiligten Schlüsselart ab. Das insgesamt größte bioregulatorische Potenzial wies die Regenwurmart Lumbricus terrestris auf.

Ein landwirtschaftliches Management, das die Bedürfnisse und Lebensraumansprüche pilzfressender Bodentiere, und insbesondere der Art L. terrestris, berücksichtigt, kann somit zu einer Synergie führen, bei der das Zusammenspiel von anthropogenen Top-down-Effekten (landwirtschaftliche Bewirtschaftung) und natürlichen Bottom-up-Effekten (Bioregulation durch die Bodenfauna) langfristig zu einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion auf gesunden und fruchtbaren Böden beiträgt.

Wir setzen unsere Untersuchungen mit unseren europäischen Partnern aus sechs pedoklimatischen Regionen in dem Horizon2020-Projekt SoildiverAgro in Weizen- und Kartoffelbeständen fort.

Service zum Download

Projekte

SoilMan - Ökologische und ökonomische Bedeutung von Bodenbiodiversität in Agrarsystemen

Das Projekt ist Teil des BiodivERsA-Verbundprojektes SoilMan (Ecosystem services driven by the diversity of soil biota – understanding and management in agriculture). Im Fokus stehen Ökologie und Ökonomie von Ökosystemdienstleistungen durch Bodenorganismen.

Mehr erfahren
SoilMan - Ökologische und ökonomische Bedeutung von Bodenbiodiversität in Agrarsystemen

SoildiverAgro - Förderung der Bodenbiodiversität europäischer Agrar-Ökosysteme

Das Horizon2020-Projekt zielt auf die Einführung neuer Management-Verfahren und Anbau-Systeme ab, die Boden-Biodiversität fördern. Auf diese Weise sollen externe Inputs reduziert werden, während Ertrag und Qualität, Ökosystemdienstleistungen und landwirtschaftliche Resilienz erhöht werden.

Mehr erfahren
SoildiverAgro - Förderung der Bodenbiodiversität europäischer Agrar-Ökosysteme

Publikationen

  1. 0

    Meyer-Wolfarth F, Oldenburg E, Meiners T, Munoz K, Schrader S (2021) Effects of temperature and soil fauna on the reduction and leaching of deoxynivalenol and zearalenone from Fusarium graminearum-infected maize stubbles. Mycotoxin Res 37:249-263, DOI:10.1007/s12550-021-00434-y

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063870.pdf

  2. 1

    Capelle C van, Meyer-Wolfarth F, Meiners T, Schrader S (2021) Lumbricus terrestris regulating the ecosystem service/disservice balance in maize (Zea mays) cultivation. Plant Soil 462:459-475, DOI:10.1007/s11104-021-04882-4

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063640.pdf

  3. 2

    Meyer-Wolfarth F, Schrader S, Oldenburg E, Weinert J, Brunotte J (2017) Biocontrol of the toxigenic plant pathogen Fusarium culmorum by soil fauna in an agroecosystem. Mycotoxin Res 33(3):237-244, DOI:10.1007/s12550-017-0282-1

  4. 3

    Meyer-Wolfarth F, Schrader S, Oldenburg E, Weinert J, Brunotte J (2017) Collembolans and soil nematodes as biological regulators of the plant pathogen Fusarium culmorum. J Plant Dis Protect 124(5):493-498, DOI:10.1007/s41348-017-0111-y

Nach oben