Eberswalde (11. Juni 2025). Die trockenen Jahre 2018 bis 2020 und 2022 haben bleibende Schäden im Wald hinterlassen: Seither verzeichnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der jährlichen Erhebung des Kronenzustandes einen deutlichen Anstieg des Schadniveaus. Gleichzeitig geht der Anteil der Fichte, die hauptsächlich geschädigt ist, zurück. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Wälder sind deutlich vielfältiger geworden. Das zeigen die Daten von 2024, die im aktuellen Waldzustandsbericht des Thünen-Instituts im Auftrag des BMLEH ausgewertet wurden. Herausfordernd bleibt es, die geschädigten Wälder so aufzuforsten, dass sie sich zu klimastabilen Mischwäldern entwickeln, die wichtige Ökosystemleistungen wie die Speicherung von Kohlenstoff erbringen oder eine nachhaltige Holznutzung ermöglichen.
So war das Wetter
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) hatte bereits das Jahr 2023 hat einen neuen Rekord aufgestellt. Es war das bis dahin wärmste in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Allerdings war es im Gegensatz zu den vorhergehenden warmen Jahren 2018 bis 2020 nicht von Trockenheit und Hitzewellen geprägt, sondern von feucht-warmem Wetter mit großen Niederschlagsmengen.
Das Frühjahr 2024 war wiederum ein Spitzenreiter: Es war das wärmste in Deutschland seit Messbeginn im Jahr 1881. Regional gab es zahlreiche Extremniederschläge, vor allem im Mai im Gefolge schwerer Gewitter. Heftiger Dauerregen führte im Saarland und in Rheinland-Pfalz zu einer dramatischen Hochwasserlage. Unter dem Spätfrost im April litten vor allem die Eichen.
Deutliche Kronenverlichtung weiterhin hoch
Obwohl die Witterung günstig war, liegt der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung seit 2019 auf unverändert hohem Niveau. 2024 wiesen wie im Jahr zuvor 36 Prozent der Bäume deutliche Kronenverlichtungen auf. Als deutliche Schäden wird die Kronenverlichtung über 25 Prozent gezählt. Die Warnstufe (über 10 bis 25 Prozent Kronenverlichtung) wurde bei 43 Prozent aller Baumarten verzeichnet (Vorjahr: 44 Prozent). Ohne Schäden sind lediglich 21 Prozent der Bäume.
Überdurchschnittlich von Kronenverlichtung in der Stichprobe betroffen sind Bäume, die älter als 60 Jahre sind. Diese Bäume weisen häufiger Vorschäden auf und sind nicht mehr so anpassungsfähig. Der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung beträgt 43 Prozent. Zum Vergleich: Bei den unter 60 Jahre alten liegt er bei nur 16 Prozent.
Mittlere Kronenverlichtung einzelner Baumarten
Eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr haben die Forschenden bei der mittleren Kronenverlichtung bei Fichte und den sogenannten „anderen Laubbäumen“ wie Esche, Birke, Erle und Co. festgestellt. So sank der Anteil der mittel geschädigten Bäume bei der Fichte von 28,6 auf 27,2 Prozent. Bei den „anderen Laubbaumarten“ (ALB) ging die Anzahl von 26 auf 23,6 Prozent zurück. Allerdings könnte diese Verbesserung auch ein Effekt nach dem flächendeckenden Absterben der Fichte sein: Abgestorbene Bäume werden durch neue Bäume ersetzt.
Kiefer und Buche weisen 2024 ungefähr das gleiche Niveau bei der mittleren Kronenverlichtung auf wie im Vorjahr: 22,5 Prozent bei der Kiefer, 28,5 Prozent bei der Buche. Kiefern hatten unter den betrachteten Artengruppen den besten durchschnittlichen Kronenzustand, auch wenn sich der Zustand seit 2019 deutlich verschlechtert hat.
Erheblich schlechter ergeht es auch den Eichen. Der Anteil der Bäume mit mittlerer Kronenverlichtung stieg von 27,6 Prozent auf 29,3 Prozent. Ebenfalls angestiegen ist der Anteil bei den sogenannten „anderen Nadelbäumen“ (ANB) wie Lärche, Douglasie oder Weißtanne – von 22,7 Prozent auf 25,3 Prozent.