

Institut für
OL Ökologischen Landbau
Projekt
Etablierung eines silvoarablen Agroforstsystems zur Wertholzproduktion

Im Fokus dieses Projekts steht die Untersuchung eines neu angelegten Agroforstsystems zur Wertholzproduktion auf Ackerland. Agroforstsysteme bieten großes Potenzial, um Klima-, Biodiversitäts- und Gewässerschutz auf landwirtschaftlichen Flächen zu fördern. Wir wollen in der neuen Anlage die Ertragsbildung und die genannten ökologischen Synergien langfristig untersuchen. In der Etablierungsphase fokussieren wir auf die Entwicklung der verschiedenen Baumarten, das Zurückhalten der Begleitflora sowie Wild- und Wühlmausschutz.
Hintergrund und Zielsetzung
Agroforstsysteme integrieren Bäume und Sträucher gezielt in Acker- und Grünlandflächen, dabei entstehen zusätzliche Einkommensquellen, z.B. aus der Obst-, Wertholz- oder Biomasseproduktion. Vor der Intensivierung der Landwirtschaft prägten bereits traditionelle Agroforstsysteme – darunter Knicks, Hecken, Streuobstwiesen und Hutewälder – viele Kulturlandschaften. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der Anforderungen an eine nachhaltige Landwirtschaft wird eine Diversifizierung der Produktion durch Agroforstsysteme auf Ackerflächen als hochwirksam angesehen.
In den gemäßigten Breiten gibt es bislang nur wenig Forschung zur Etablierung und Ertragsbildung bei der intensiven Wertholzproduktion in Agroforstsystemen. Erkenntnisse über die ökologischen und ökonomischen Potenziale dieser Anbausysteme sind jedoch essenziell für die Akzeptanz und deren mögliche Ausdehnung.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit zwei laufenden Forschungsvorhaben durchgeführt:
In Kooperation mit dem Projekt „Edelholz für eine zukunftsfähige Agroforstwirtschaft – Entwicklung, Erforschung, Pflege (06/2023–05/2026)“ der VRD Stiftung für Erneuerbare Energien, mit Förderung durch die Eva Mayr-Stihl Stiftung, werden praxisrelevante Fragestellungen untersucht und dazu auf fünf Standorten bundesweit modellhafte Wertholzsysteme angelegt, Monitoring-Methoden und Schnittanleitungen entwickelt sowie die Kommunikationswege zu Baumschulen untersucht. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Lösungen für Landwirt:innen und politische Entscheidungsträger:innen zu entwickeln und diese über gezielte Öffentlichkeitsarbeit zugänglich zu machen.
Ausgehend vom „Verbundprojekt Wertholz (06/2021–12/2024)“ des Thünen-Instituts für Holzforschung soll in Kooperation der Institute mit Fokus auf den Riegelahorn geklärt werden, wie die besonderen Holzstrukturen entstehen (genetisch bzw. anatomisch-strukturell bedingt), wie sie vererbt werden und wie die Bäume wirtschaftlich effizient genutzt werden können.
Zielgruppe
Landwirtschaftliche Praxis, Baumschulen, Politik, Beratung, Wissenschaft, interessierte Fachöffentlichkeit
Vorgehensweise
Für die Werthölzer wurde die Agroforst-Versuchsanlage im Winterhalbjahr 2024/25 als randomisierte Blockanlage mit zehn Wiederholungen auf einem 9 ha großen Ackerschlag des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbaus in Trenthorst etabliert. Die Fläche gliedert sich in fünf Gehölzstreifen (3 m Breite) und dazwischenliegende Ackerstreifen (48 m Breite). Die Gehölzstreifen enthalten folgende Versuchsbaumarten:
- Vogelkirsche (Prunus avium)
- Elsbeere (Sorbus torminalis)
- Speierling (Sorbus domestica)
- Hybridnuss (Juglans x intermedia)
- Baumhasel (Corylus colurna)
- Esskastanie (Castanea sativa)
- Riegelahorn (Acer pseudoplatanus mit besonderer Holzstruktur)
- Mostbirne (Pyrus communis) - Tastversuch
Zusätzlich werden folgende Schutz- und Pflegemaßnahmen untersucht:
- Wildschutz: Verwendung von Wühlmauskörben, Ansitzstangen und Einzelbaumschutz
- Beikrautunterdrückung: Biologisch abbaubare Mulchfolie (PLA) aus dem Gemüsebau, ergänzt durch eine 3-5 cm dicke Schicht Holzhäcksel aus der Knickpflege
- Selektive Ästung: Regelmäßig gezieltes Entfernen von zu stark und steil wachsenden Ästen zur Verbesserung der Holzqualität.
Insgesamt wurden 490 potenzielle Wertholzbäume gepflanzt, die über die Jahre auf 70 marktfähige Bäume selektiert und bei der Entwicklung wissenschaftlich begleitet werden. Die angestrebte Ernte von hochwertigem Stammholz erfolgt je nach Zuwachs, Baumart und Zieldurchmesser nach 45–60 Jahren.
Detaillierte und weitergehende Forschungsfragen, zu denen in Zusammenarbeit mit Forschungs- und Praxispartnern weitere Erkenntnisse gewonnen werden können sind.
Wachstum und Holzqualität: Wie entwickeln sich die untersuchten Baumarten in Solitärstellung hinsichtlich Vitalität, Gradschaftigkeit, Ästung, Drehwuchs sowie Höhen- und Durchmesserwachstum?
Schutz- und Etablierungsstrategien: Inwieweit gewährleistet der gewählte Baumschutz eine langfristige Wirkung gegen Wildverbiss, Verfegen und Konkurrenzvegetation?
Pflegekonzepte im ökologischen Landbau: Wie kann die Pflege der Gehölzstreifen arbeitswirtschaftlich und biodiversitätsfördernd gestaltet werden?
Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen: Wie können Förderinstrumente zur Unterstützung von Agroforstsystemen im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes weiterentwickelt werden?
Thünen-Beteiligte
Zeitraum
10.2024 - 12.2028
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft