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© Thünen-Institut
Institut für

AT Agrartechnologie

Projekt

Partielle Unterflurabsaugung in Rinderställen


Federführendes Institut AT Institut für Agrartechnologie

Blick in einen frei belüfteten Rinderstall
© Thünen-Institut
Blick in einen frei belüfteten Rinderstall

Die partielle Unterflurabsaugung zur Senkung der Emissionen und Verbesserung des Tierschutzes bei natürlich belüfteten Rinderställen

Einerseits sollen Stallbauten dazu  beitragen, die Freisetzung von Ammoniak aus der Tierhaltung zu reduzieren. Andererseits sollen sie den Tieren ausreichend Platz, Licht und frische Luft bieten. Ein klassischer Zielkonflikt zwischen Umweltschutz und Tierschutz? Dass beides geht, soll dieses Projekt zeigen.

Hintergrund und Zielsetzung

Versauerung und Stickstoffanreicherungen im Erdreich und in Gewässern sind Belastungen der Ökosysteme, die auf Ammoniak zurückgeführt werden können. Etwa ein Fünftel dieser Ammoniakemissionen entfallen auf die Bereiche Stall und Gülle in der Rinderhaltung. Hier gibt es folglich ein großes Einsparpotential.

In frei belüfteten Rinderställen kommen bislang keine Luftfilteranlagen zum Einsatz. Bei konventioneller Luftführung taucht die Strömung durch den perforierten Boden in den Güllekeller ein, fließt über die Gülleoberfläche und strömt, mit Ammoniak angereichert, wieder in den Oberflurbereich zurück.

Eine Möglichkeit, Emissionen im natürlich belüfteten Rinderstall zu reduzieren, kann die partielle Unterflurabsaugung bieten. Das System, das bereits in der Schweinemasthaltung (geschlossene Ställe) erprobt worden ist, saugt die stark mit Ammoniak angereicherte Luft im Güllebereich unter dem perforierten Boden ab und führt sie einer Abluftreinigungsanlage zu. Da die windinduzierte natürliche Belüftung im Oberflurbereich weiterhin stattfindet, die Ammoniakbelastung aber reduziert ist, wird erwartet, dass die Emissionen gesenkt und darüber hinaus Tierschutzaspekte berücksichtigt werden können.

Bei der Auslegung eines solchen Systems muss vor allem auf das gleichmäßige Absaugen über die gesamte Stalltiefe und auf das Druckgefälle vom Oberflur- zum Unterflurbereich geachtet werden, damit die kontaminierte Luft im Unterflurbereich gehalten werden kann. So wird verhindert, dass die Tiere hohe Ammoniakkonzentrationen einatmen und große Ammoniakfrachten in die Umwelt getragen werden.

Weiterhin wird erwartet, dass die partielle Unterflurabsaugung an windarmen warmen Tagen eine Durchlüftung des Stalls ermöglichen wird. Dadurch wird die Wärmelast der Tiere besser abtransportiert, sodass die Gefahr für Hitzestress sinkt und das Wohlbefinden der Tiere steigt.

Zielgruppe

Planungsbüros und Landwirte, die einen emissionsarmen und tiergerechten Rinderstall bauen möchten.

Vorgehensweise

Im Projekt soll eine umsetzbare Bauzeichnung erstellt werden, die auf der Basis eines bereits bestehenden Rinderstalls um eine partielle Unterflurabsaugung mit anschließender Abluftreinigung ergänzt wurde. Anhand dieses Bauplans werden die Kosten für den Stallbau und die darin enthaltenen Mehrkosten für den Einbau der erforderlichen raumlufttechnischen Anlage ermittelt. Die Geometrie der Zeichnung wird in ein Computermodell übertragen. Mit Hilfe der numerischen Strömungssimulation werden die Luftwege überprüft und das Emissionsminderungspotential berechnet.

Daten und Methoden

Die Berechnungen werden mit dem Programm StarCCM+ von Siemens Industry Software GmbH durchgeführt.

Unsere Forschungsfragen

  • Kann eine partielle Unterflurabsaugung die Emissionen von natürlich belüfteten Rinderställen reduzieren?
  • Lässt sich das Konzept der partiellen Unterflurabsaugung aus geschlossenen Schweinemastställen auf natürlich belüftete Rinderställe übertragen?
  • Wie muss eine solche Absaugung geometrisch und strömungstechnisch ausgelegt werden, um sowohl über die gesamte Stalltiefe als auch bei schwankender natürlicher Belüftung des Stalls wirksam zu sein?
  • Lässt sich das Konzept der partiellen Unterflurabsaugung baulich in die herkömmliche Bauart von frei belüfteten Rinderställen integrieren?
  • Kann durch die partielle Unterflurabsaugung eine Durchlüftung des Stalls an warmen windarmen Tagen erreicht werden, um den Hitzestress der Rinder zu senken?

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen eine starke NH3-Massenstromreduktion vom Stall in die Umwelt. Diese beträgt bei einer Anströmung normal zum First und geöffneten Jalousien bis zu 96 %. Aber auch für wechselnde Bedingungen, seien es unterschiedliche Windrichtungen und -geschwindigkeiten, verschiedene Stellungen der Windschutznetze oder Situationen ganz ohne Wind wurde ein hohes Emissionsminderungspotential und eine Verringerung der Schadgasbelastung im Atembereich der Tiere gefunden. Im Zusammenhang mit Schwachwindlagen konnte in diesem Projekt aufgrund der geringen Datenlage (es wurde nur je eine Simulation für Sommer und Winter gerechnet) keine Aussage zur Verbesserung der Wärmeabfuhr der Tiere gemacht werden. Bei dem vergleichsweise geringen simulierten Absaugvolumenstrom wird aber erwartet, dass mit dessen Steigerung auch eine deutlich gesteigerte Abfuhr der Wärme aus dem Stallinneren vor allem im Sommer erreicht werden kann. Dies ist jedoch auch abhängig von der nachströmenden Umgebungstemperatur. Nicht betrachtet wurde in diesem Zusammenhang die Verteilung und mögliche Reduzierung der Luftfeuchtigkeit.

Links und Downloads

DBU-Endbericht

Beitrag zur 14. Tagung Bau, Technik und Umwelt

Pressemitteilung der DBU zum Projekt

Beteiligte externe Thünen-Partner

  • Norddeutsche Bauernsiedlung GmbH
    (Hannover, Deutschland)

Geldgeber

  • Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

4.2018 - 4.2020

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 33789
Projektstatus: abgeschlossen

Geldgeber:

Publikationen zum Projekt

  1. 0

    Hartje J, Linke S (2021) Berechnung des Ammoniakemissionsminderungspotenzials an einem frei belüfteten Milchviehstall mit Hilfe eines numerischen Modells. Landtechnik Agric Eng 76(1):1-23, DOI:10.15150/lt.2021.3259

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063342.pdf

  2. 1

    Hartje J, Linke S (2021) Calculation of the ammonia emission reduction potential in a naturally ventilated cattle stable using a numerical model. Landtechnik Agric Eng 76(1):1-23, DOI:10.15150/lt.2021.3259

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063343.pdf

  3. 2

    Hartje J, Linke S (2021) Die partielle Unterflurabsaugung zur Senkung der Emissionen und Verbesserung des Tierschutzes bei natürlich belüfteten Rinderställen. Braunschweig: Thünen-Institut für Agrartechnologie, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2021/02, DOI:10.3220/PB1609934364000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063202.pdf

  4. 3

    Hartje J, Linke S (2021) The partial underfloor suction for reduction of emissions and enhancement of the animal protection at naturally ventilated cattle stables. Braunschweig: Thünen-Institut für Agrartechnologie, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2021/02a, DOI:10.3220/PB1609934569000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063204.pdf

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