Dauer der Reise:  27. Oktober bis 03. November 2023

Fahrtgebiet:  Ostsee

Zweck der Reise:  1) Entwicklung einer Live-Kamera für die Detektion von Fischen im Schleppnetz / 2) Charakterisierung und Quantifizierung von Verhaltensmerkmalen von Fischen, die versuchen, durch die Maschen des Steerts zu entkommen

1) Bisher glich der Fang eines Schleppnetzes einer Blackbox, deren Inhalt meist unbekannt ist, bis er an Deck gebracht wird. Dies hat sich mit der Entwicklung von Unterwasserkameras geändert. Das Projekt OTC Smart Fishing (als Teil des Clusterprojekts des Ocean Technology Campus Rostock) will diese Entwicklung nutzen und noch einen Schritt weiter gehen. Das System soll nicht nur das Geschehen im Schleppnetz beobachten, sondern Fische während des Schleppens live erfassen, um eine Liste des Fangs zu erhalten, bevor er eingeholt wird. Zu diesem Zweck wurde ein Stereokamera-System entwickelt und ein künstliches neuronales Netzwerk (KI) trainiert, um die Fische in den Videobildern zu erkennen. Dieses System könnte, wenn es fertig ist, quantitative Methoden der Fischereiforschung, die auf Grundlage von Fangdaten angewandt werden, ergänzen oder sogar ersetzen. Um das Training der KI fortzusetzen und zu optimieren, werden wir während dieser Fahrt Videos aufnehmen und die Ergebnisse mit den Messungen der gefangenen Fische korrelieren.

2) Traditionell wird die Selektivität von Schleppnetzsteerten anhand etablierter Methoden der Datenerhebung bewertet. Die mit diesen Methoden erhobenen Fangdaten liefern direkte oder indirekte Informationen über Fische, die durch die Maschen des Steerts entkommen. Diese Daten werden anschließend analysiert, um die durchschnittliche Größenselektion des Steerts zu schätzen. Diese Methoden sind zwar ein wichtiges Instrument für die Bestandsbewirtschaftung, liefern aber keine detaillierten Informationen, die sich mit den Verhaltensaspekten des Auswahlprozesses in Verbindung bringen lassen (z. B. räumliche Präferenzen oder Abfolgen von Verhaltensereignissen, die auftreten, wenn der Fisch versucht, durch die Maschen des Steerts zu entkommen). Die Verfügbarkeit von Versuchssteerten mit selektiven Netzen, die an rechteckigen Rahmen befestigt sind (wie sie zuvor auf den Solea-Fahrten 797, 807 und 823 verwendet wurden), bietet eine einzigartige Gelegenheit, das Verhalten der Fische im Steert systematisch zu untersuchen, vor allem die Verhaltensmerkmale, die mit Fluchtversuchen in Verbindung stehen. Dieses Forschungsthema wird durch die Bewertung der Selektivität von vier verschiedenen Steerten angegangen, wobei der Basissteert ein starrer Steert ist, der bereits während der 797. Solea-Reise im September 2021 verwendet wurde. Die Selektivitäts-Fangdaten der vier getesteten Steertkonstruktionen werden mit der gleichen Methode gesammelt, die auch bei den oben erwähnten früheren Fangreisen angewandt wurde. Unterwasser-Videoaufnahmen mit einer 360°-Unterwasser-Kamera werden auf Hol-Ebene gesammelt, um Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Fluchtversuchen aufzuzeichnen.