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Walther Herwig III, 450. Reise (abgebrochen)

Dauer:  7. Oktober bis 22. November 20210

Fahrtgebiet:  Nordatlantik; grönländisches Schelfgebiet

Zweck der Reise:  Bestandsuntersuchungen an grönländischen Grundfischbeständen und ozeanographische und klimatologische Untersuchungen

Das Forschungsprogramm umfasst fischereibiologische Untersuchungen der grönländischen Kabeljau- und Rotbarschbestände sowie anderer ökologisch wichtiger Grundfischarten als Grundlage für die Entwicklung von verbesserten Management- und Nutzungsstrategien. Darüber hinaus wird das Zooplankton vor Ostgrönland beprobt. An ausgewählten Fischereipositionen und Transekten bzw. internationalen Standardpositionen werden ozeanographische Messungen vorgenommen.

Der Fokus der Arbeit wird zum ersten Mal auf Ost- und Südwestgrönland gelegt, um ökosystemrelevante Prozesse in diesen Gebieten besser zu verstehen. Anders als in früheren Jahren werden die Strata 1 und 2 vor Westgrönland nicht mehr beprobt, da dieses Untersuchungsgebiet in den letzten Jahren aufgrund der veränderten klimatischen Verhältnisse und resultierender Wetterlagen nur noch selten erreicht werden konnte.

Geplant war, dass das Schiff am 7. Oktober in Bremerhaven ausläuft und das wissenschaftliche Team  am 14. Oktober in Reykjavik zusteigt. Das Auslaufen verzögert sich allerdings aus betrieblichen Gründen.

Arbeitsprogramm:

  • Dynamik des Kabeljaubestandes
    Wie in den Vorjahren wird die Größe und Struktur des Kabeljaubestandes in den grönländischen Seegebieten ermittelt. Es ist mit etwa 90 durchzuführenden Hols zu rechnen. Alle Probenahme-Stationen werden dieses Jahr mit dem Rockhoppergeschirr befischt und nicht wie in den Jahren zuvor mit dem Bombergeschirr.

  • Biologische Proben Kabeljau
    Zur Berechnung der populationsdynamischen Parameter (Wachstum, Sterblichkeit, Reproduktion) werden die gefangenen Kabeljau vermessen und gewogen. Zusätzlich zur Geschlechts- und Reifebestimmung werden, für West- und Ostgrönland getrennt, Gehörsteine (Otolithen) für die spätere Altersbestimmung genommen.

  • Dynamik der Rotbarschbestände
    Daten über die Artenzusammensetzung, Länge, Gewicht, Otolithen, Geschlechterverteilung und Geschlechtsreife der Bankrotbarsche (Sebastes norvegicus) und der Tiefseerotbarsche (S. mentella) sollen eine grobe Einschätzung der Bestandssituation ermöglichen. Besonders der Bestand des Tiefseerotbarsches ist in kritischem Zustand. Ein Fokus der Arbeit liegt daher darauf, die Aufwuchsgebiete der juvenilen Fische zu finden. Ihr Überleben und Wachstum werden die Erträge der traditionellen Rotbarschfischerei in den kommenden Jahren bestimmen.

  • Grundfischgemeinschaft
    Um Veränderungen in der Lebensgemeinschaft der Fische zu erfassen, werden die Daten über Anzahl, Gewicht und Länge sämtlicher gefangenen Fischarten aufgenommen. Die ökologisch orientierten Untersuchungen sollen zusätzliche Informationen über die Auswirkung der physikalischen Umweltparameter und Fischereiaktivitäten in dem Seegebiet vor Grönland liefern.

  • Nahrungsnetze
    Im Zuge der Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut (AWI) werden Fischmägen von verschiedenen Arten genommen, um Beutespektren und Räuber/Beute Beziehungen zu untersuchen. Für diese Aufgabe wird eine Gastwissenschaftlerin des AWI an Bord sein. Sie wird außerdem die ökologische Rolle von Quallen vor Ostgrönland untersuchen.

  • Benthosgemeinschaft
    Zur Art und Artengemeinschaftsbestimmung von benthischen Organismen werden Beifänge aus dem Schleppnetz gesammelt und teils direkt an Bord, teils später im Labor an Land bestimmt. Zusätzlich wird der Versuch unternommen, die Benthosgemeinschaft mit Kameras zu untersuchen. Dies wird im Zuge einer Abschlussarbeit mit der Hochschule Bremerhaven durchgeführt.

  • Environmental DNA
    Für eine Kooperation mit der Technischen Universität Kopenhagen werden Wasserproben genommen, aus denen Umwelt-DNA gefiltert wird. Mit diesen Ergebnissen wird untersucht, ob und welche seltenen und invasiven Fischarten um Grönland leben.

  • Hydroakustische Untersuchungen
    Hydroakustische Aufnahmen mit dem bordeigenen Echolot dienen unter anderem dazu, zusätzliche Informationen über den Kabeljau- und Rotbarschbestand und ggf. weiterer Fischbestände sowie der Verbreitung von Krill im Untersuchungsgebiet zu erhalten.

  • Ozeanographische Untersuchungen
    Die fischereiozeanographischen Messungen ermitteln morgens und abends die örtlichen Temperatur- und Salzgehaltsprofile bis in die bodennahe Wasserschicht mittels des CTD/Rosetten-Systems. Die Messungen vor Südwestgrönland werden auf Positionen internationaler ozeanographischer Standardschnitte erfolgen. Besondere Priorität hat dabei die Station S3 (Cape Desolation, 3000 m Wassertiefe), die seit 1983 als Referenzstation zum Monitoring des Nordatlantischen Tiefenwassers (NADW) verwendet wird.

  • Teilprojekt zur Wirbelzirkulation Kleine Bank
    Für die interdisziplinäre Pilotstudie zum (biologischen) Einfluss der Wirbelzirkulation auf der Kleinen Bank soll vor Ostgrönland ein Stationskreuz gefahren werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Untersuchung der Primär- sowie Sekundärproduktion (Plankton) mit Schwerpunkt auf Euphausiacea (Krill) als Wassermassenindikator und Schlüsselorganismus im Nahrungsnetz. Die Planktonfänge werden mit dem MIK (Midwater Ring Net) durchgeführt.

Wissenschaftliche Fahrtleitung:

Institut für Seefischerei
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