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Institut für

OF Ostseefischerei

Ostsee erwärmt sich schneller als die meisten anderen Meere

5. Copernicus Ocean State Report veröffentlicht Zahlen zu Temperatur, Meeresspiegel-Anstieg und Eisverlust.

© Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie/Remote Sensing Group

Februar-Oberflächentemperatur der Ostsee

Die Erwärmung der Ostsee nimmt rasch zu: Jährlich steigt ihre Temperatur durchschnittlich um 0,036 Grad. Nur im Mittelmeer und im Schwarzen Meer ist der Anstieg noch höher. Das geht aus dem fünften Copernicus Ocean State Report hervor, der am 22. September vom Copernicus Marine Service vorgestellt wurde. Für den Meeresreport werten 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von mehr als 30 europäischen Forschungseinrichtungen anhand von Satellitendaten, Messungen und Computermodellen den aktuellen Zustand, natürliche Schwankungen und laufende Veränderungen in den Meeren aus.

Dass die Ostsee sich so schnell und so stark erwärmt, könnte erklären, warum es ausgerechnet hier gelungen ist, den Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf eine der wichtigsten kommerziell genutzten Fischarten nachzuweisen. Im Vergleich zu den 1990er hat sich die Produktivität des Herings der westlichen Ostsee halbiert. Forschende vom Thünen-Institut für Ostseefischerei konnten dies vor allem auf die Verschiebung der Jahreszeiten zurückführen.
Über derartige funktionelle Zusammenhänge geben die Satellitendaten keine Auskunft. Sie erlauben lediglich einen Blick auf die Oberflächentemperatur. Sie müssen daher durch Forschungen nach ökologischen Ursachen ergänzt werden.

Der Klimawandel hat nicht nur Einfluss auf die Temperatur, sondern auch auf die Höhe des Meeresspiegels. Laut Copernicus-Bericht steigt dieser in der Ostsee seit 1993 jedes Jahr durchschnittlich um 4,5 Millimeter. Der Anstieg ist damit weltweit am höchsten. Zum Vergleich: Der Meeresspiegel der Ozeane nimmt durchschnittlich um 3,1 Millimeter zu. Auf die Fischbestände des europäischen Binnenmeeres hat die Höhe des Meeresspiegels keinen erkennbaren Einfluss. Auf die Fischerei hingegen schon, denn sie ist auf Häfen angewiesen.

In der Nordsee, dem zweiten Meeresgebiet mit deutschen Anteilen, sorgen Hitze- und Kältewellen laut Meeresreport für starke Schwankungen der Wassertemperatur. Das hat direkte Folgen auf die Populationen und den Fang von Seezunge, Europäischem Hummer, Seebarsch, Meerbarbe und Taschenkrebsen. Einige profitieren von höheren Wassertemperaturen, andere nicht.

Der Copernicus-Meeresreport wird seit 2014 von der Europäischen Kommission finanziert und vom Mercator Ocean International, dem Zentrum für globale Ozeananalysen und -vorhersagen, erstellt. Neben Temperatur- und Meeresspiegelanstieg wird auch die Ausdehnung des Meereises dargestellt.

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