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Institut für

OF Ostseefischerei

ICES Fangempfehlung für die Ostsee 2016: Licht und Schatten für die deutsche Fischerei

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat heute die Fang- und Managementempfehlung für die kommerziell genutzten Fischbestände der Ostsee veröffentlicht. Aus Sicht der deutschen Fischerei entwickeln sich die Bestände kleiner Schwarmfische (also Heringe und Sprotten) derzeit eher positiv und die Bestände der Plattfische (v.a. Scholle und Flunder) sogar sehr positiv. Der Zustand beider Dorschbestände ist dagegen wenig erfreulich, und zumindest vorübergehend sind deutliche Reduzierungen der Fangmengen erforderlich.

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© C Zimmermann

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Der ICES hat die Ermittlung des Zustandes der Dorschbestände gründlich überarbeitet; dies erhöht hoffentlich die Präzision der Berechnung, sorgt wegen der Vielzahl der gleichzeitigen Änderungen aber für hohen Erklärungsbedarf. Wir stellen im Folgenden sehr knapp die Fangempfehlung für 2016 für die für die deutsche Fischerei interessanten Bestände dar und versuchen, die wichtigsten Fragen zur Empfehlung zu beantworten.

Der Original-Advice des ICES ist hier zu finden, in den nächsten Wochen ist der Zustand der Ostseebestände auch ausführlicher auf Fischbestaende-online zu finden. Die Bewirtschaftungsempfehlung basiert auf dem ICES-MSY-Konzept. Der neue Managementplan, der vermutlich im Herbst für Dorsche, Heringe und Sprotten verabschiedet wird, kann in Details noch zu Abweichungen der Quotenfestsetzung führen.

Hering der Westlichen Ostsee (22-24): Bestand ist erstmals seit Beginn der Zeitserie 1991 vollständig im grünen Bereich, also die Biomasse groß genug und der Fischereidruck niedrig genug. Bei diesem Fischereidruck wird der Bestand nun wahrscheinlich selbst bei anhaltend schwacher Nachwuchsproduktion im grünen Bereich bleiben und bei Bewirtschaftung nach dem Konzept des maximalen nachhaltigen Dauerertrages (MSY) weiter anwachsen. Der ICES empfiehlt einen Anstieg der Fangmengen aus dem Gesamtbestand um 18% auf 52547 t; die Hälfte davon (also 26274 t Gesamtfang) können in der westlichen Ostsee gefischt werden.

Hering zentrale Ostsee (25-27,28.2,29,32): Bestand seit vielen Jahren im grünen Bereich, wächst weiter, der 2014er Jahrgang wird als stark eingeschätzt. Fangempfehlung 2016 nach MSY: +4% (auf 201000 t Gesamtfang). Fänge aus diesem Bestand im Rigaer Meerbusen (28.2) werden der Höchtfangmenge (TAC) für den Rigaer Meerbusen zugerechnet (über 4500 t, macht 17% der GoR-Fangmenge aus).

Sprotte Ostsee (22-32): Der Bestand ist immer noch groß genug, nahm in den letzten Jahren aber langsam ab. Die fischereiliche Sterblichkeit ist im letzten Jahr deutlich gestiegen und liegt nun über Flim, also im roten Bereich. Nach MSY werden die Fangmengen also wenigstens vorübergehend (für 2016) reduziert werden müssen, um 15% auf 205000 t (Gesamtfang). Da der 2014er Jahrgang nach derzeitigen Kenntnissen sehr stark ist, werden Biomasse und Fangmengen danach voraussichtlich wieder steigen können.

Plattfische Ostsee: Scholle: Wird nun als zwei getrennte Bestände begutachtet, können aber weiter gemeinsam bewirtschaftet werden. Für Scholle 21-23 liegt erstmals eine analytische Bestandsberechnung vor, der Bestand wächst stark an, Fangempfehlung nach MSY plus 114% auf 8639 t Gesamtfang, entspricht ca 4642 t Anlandungen. Scholle 24-32: Datenlimitierter Bestand, Empfehlung +20% (max. Abweichung) auf 2156 t Gesamtfang, entspricht 1093 t Anlandungen. Flundern: Hier sind vier Bestände in der Ostsee definiert, die aber alle datenarm und nicht quotiert sind. Flunder 22-23: +20% auf 3042 t Gesamtfang. Flunder 24-25: +20% auf 28904 t. Steinbutt 22-32: -10% auf 198 t.

Dorsche: Der ICES hat erstmals die Dorschfänge der Ostsee, insbesondere im Vermischungsgebiet in SD 24 (Arkonasee), nach Beständen getrennt und kann daher jetzt mindestens für den westlichen Dorsch eine bestandsspezifische Berechnung vorlegen. Bislang wurden die beiden Bestände nur regional betrachtet, also alle Fänge in SD 24 dem westlichen Bestand zugerechnet, obwohl lange bekannt war, dass ein erheblicher Anteil dem Ostdorsch zuzurechnen wäre. Durch diese Änderung erscheint der Westdorsch-Bestand deutlich kleiner, der Ostdorsch etwas größer. In der Folge dieser Änderung wurden die Referenzpunkte für den Westdorsch angepasst, für den Ostdorsch ausgesetzt. Außerdem werden erstmals Anglerfänge (seit 2013 in der Berechnung berücksichtigt) separat ausgewiesen.

Dorsch westliche Ostsee (22-24): Der Bestand ist im roten Bereich, die Biomasse ist kleiner als Blim und die fischereiliche Sterblichkeit über Fmsy. ICES empfiehlt nach der ICES-MSY-Regel (die eine zusätzliche Reduzierung der Zielsterblichkeit vorsieht, weil SSB kleiner als MSY Btrigger ist), aus dem Bestand nicht mehr als 5385 t zu entnehmen. Von dieser Fangmenge müssen die Fänge der Freizeitfischerei abgezogen werden, um die kommerzielle Fangmenge abzuleiten. Für die Ermittlung der (auf ein Gebiet bezogenen) Höchstfangmenge (TAC) müssen dann Fänge von Ostdorsch in Gebiet 24 hinzugezählt werden. Ein direkter Vergleich mit dem TAC des Vorjahres ist daher nicht möglich; je nach Entscheidung zur Zielsterblichkeit, Behandlung der Anglerfänge und Menge Ostdorsches, der in 24 gefangen wird, liegt die empfohlene Reduzierungen der Gebiets-Fangmenge zwischen 82 und 10%. Die Reduzierung bezogen auf den Bestand und verglichen mit 2014 (Fangzahlen für 2015 liegen ja noch nicht vor) beträgt 67%. Siehe weitere Erläuterungen unten. Der TAC 2014 wurde zu knapp 80% genutzt, die Rückwurfrate lag bei unter 6%. Die Perspektive für den Bestand ist eher gut, er wird bei jeder Reduzierung der Fangmenge anwachsen und schon bei einer Reduzierung des TACs um 10% (wenn die gleiche Menge Ostdorsch in SD24 zur Verfügung steht wie im Jahr 2014) den grünen Bereich 2017 wieder erreichen. Zum Schutz des Westdorschs in den Gebieten 22 und 23 empfiehlt der ICES außerdem, eine Unter-Fangmenge einzurichten, die die Entnahme aus diesen Gebieten beschränkt.

Dorsch östliche Ostsee (25-32): Für diesen Bestand konnte erneut keine analytische Bestandsberechnung vorgelegt werden, da wesentliche Unsicherheiten der Eingangsdaten noch nicht beseitigt werden konnten. Die Wissenschaft arbeitet unter Hochdruck insbesondere an der Validierung der Altersbestimmung und Ermittlung der Wachstumsraten. Bis dahin werden weiter die Fangraten von Forschungsreisen für die Begutachtung verwendet. Nach deren Ergebnissen sollten die Fänge von Ostdorsch (einschl. der Fänge in SD24, die letztes Jahr noch nicht zu diesem Bestand gerechnet wurden) um 32% reduziert werden, gegenüber der Empfehlung für 2015. Danach sollen nicht mehr als 29220 t entnommen werden, von denen aber 0 bis 7121 t im Westen (SD24) gefangen werden dürfen, im Osten also entsprechend weniger. Der TAC 2014 wurde nur zu 53% genutzt, die Rückwurfrate ist 2014 auf 25% gestiegen.

Folgende Fragen werden Ihnen auf unserer "Fragen und Antworten" Seite beantwortet:

Warum hat der ICES die Bestandsberechnung für die Dorsche von Gebieten auf Bestände umgestellt? Wo sind die Unterschiede?

Wie kann man die gebietsbezogene Höchstfangmenge aus der jetzt bestandsbezogenen Empfehlung ableiten?

Fangen die Angler der Berufsfischerei die Dorsche weg?

Warum ist der Ostdorschbestand nach 2010 so stark geschrumpft?

Wie ist der weitere Ausblick für die Dorsche, nach dem stärksten Salzwassereinstrom in die Ostsee seit 60 Jahren im Dezember 2014?

 

 

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