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Institut für

OF Ostseefischerei

Fangquoten für Hering der westlichen Ostsee: Update der Bewertung nach dem EU-Ministerrat Dezember 2021

Der Dezember-Ministerrat befasst sich traditionell mit den Fangmengen für die Nordsee und den offenen Nordostatlantik und ist daher für die Ostsee nicht relevant. Dennoch haben die Fangmengen-Festsetzungen Auswirkungen auf den hiesigen Heringsbestand: den der westlichen Ostsee.

© Thünen-Institut/C Zimmermann

Wie erläutert, ist der Heringsbestand der gleiche, der auch in Kattegat und Skagerrak (Gebiet 3.a) genutzt wird. Die Fangmengen dort wurden in den vergangenen Jahren aber unabhängig vom Oktoberratsbeschluss und viel zu hoch festgesetzt.

Der Dezemberrat bestätigt in aller Regel für die gemeinsam bewirtschafteten Bestände („shared stocks“) die Beschlüsse der bi- und trilateralen Verhandlungen zwischen der EU, Norwegen und dem Vereinigten Königreich. In diesem Jahr konnte aus Sicht der deutschen Ostseeflotte und des Herings der westlichen Ostsee ein bemerkenswerter Durchbruch erzielt werden: Die Fangmengen für Hering in Kattegat und Skagerrak sollen für 2022 tatsächlich um mehr als 90% gesenkt werden! Damit kommt man dem ursprünglich vorgesehenen Gleichgewicht der Entnahme wieder deutlich näher. Dieses Gleichgewicht sieht vor, dass die Hälfte der Gesamtfänge aus dem Bestand im Gebiet westliche Ostsee erzielt werden soll.

Um das Ziel zu erreichen, einigte man sich auf einen diplomatischen Kniff: Schweden und Dänemark untermauern ihren Anspruch auf einen Anteil am Nordseehering, der ungefähr ein Drittel der gesamten Heringsfänge in Kattegat und Skagerrak ausmacht und dem es derzeit gut geht, indem die Höchstfangmenge (TAC) nominell hoch festgesetzt wurde: Auf 25.051 Tonnen und damit sogar 15,8% mehr als 2021. Der zusätzliche TAC für die Industriefischerei blieb mit 6.695 Tonnen wie seit vielen Jahren unverändert. Durch eine Fußnote werden die Fangmöglichkeiten dann aber weitestgehend eingeschränkt: Die Flotten der EU dürfen 2022 nur bis zu 969 Tonnen Hering in diesem Gebiet fangen, Norwegen zusätzlich 167 Tonnen. Außerdem können 100% (EU) bzw. 95% dieser Fangmengen in die Nordsee übertragen werden. In den vergangenen Jahren machte die Fischerei von dieser Möglichkeit weitgehend Gebrauch. Für die deutsche Fischerei verbleiben damit 8 Tonnen Heringsfangmöglichkeiten in Kattegat und Skagerrak plus weitere 125 Tonnen, die unter dieser Quote in den EU- und UK-Gewässern der Nordsee gefangen werden dürfen.

Die tatsächlichen Fänge aus dem Bestand dürften 2022 damit in der Summe voraussichtlich bei 6.000 Tonnen liegen: 788 Tonnen aus der westlichen Ostsee, weniger als 350 Tonnen aus Kattegat und Skagerrak und ungefähr 5.000 Tonnen aus der östlichen Nordsee, wo Ostseeheringe unter der Nordsee-Höchstfangmenge gefangen werden. Diese Menge schwankt von Jahr zu Jahr und lässt sich kaum präzise vorhersagen. Vorschläge, auch diesen Fanganteil zu reduzieren, scheiterten bislang: Das relevante Fanggebiet liegt fast ausschließlich in norwegischen Gewässern. Dennoch: Mit der Gesamtfangmenge bekäme der Bestand auch bei anhaltend schlechter Nachwuchsproduktion eine Chance, sich in den kommenden Jahren zu erholen. Das wird jedoch wahrscheinlich mehr als fünf Jahre dauern.

Kontakt: Dr. Christopher Zimmermann

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