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Institut für

OF Ostseefischerei

Dorschkrise unter der Lupe

Dorsch-benchmark-Arbeitsgruppe tagt im Institut für Ostseefischerei und erzielt erhebliche Fortschritte bei der Bestandsberechnung beider Ostseedorsch-Bestände.

Frisch gefangener Ostseedorsch mit typischer Zeichnung und charakteristischer Bartel am Unterkiefer.
© Thünen-Institut/D Stepputtis

Frisch gefangener Ostseedorsch mit typischer Zeichnung und charakteristischer Bartel am Unterkiefer.

Der Dorsch der östlichen Ostsee war lange Jahre eines der Sorgenkinder der Fischereiforschung – bis 2007 galt er als stark überfischt. Dann wurden die Fangmengen besser festgesetzt und eingehalten, und bis 2010 erholte sich der Bestand schnell, mit weiter positiver Prognose. Doch nun ist er erneut in der Krise: Plötzlich zeigt ein Teil der Population Anzeichen für Nahrungsmangel, obwohl genug Beutetiere im Gebiet vorhanden sind. Ferner konnte der Internationale Rat für Meeresforschung im vergangenen Jahr keine Bestandsberechnung vorlegen, weil die Ergebnisse verschiedener Berechnungsmodelle nicht schlüssig waren. Trotz reichlich vorhandener Daten gab es keine Möglichkeit zu bestimmen, in welche Richtung sich der Bestand entwickelt. Um diese Probleme zu beseitigen, trafen sich Anfang März 47 Wissenschaftler aus Ostseeanrainerstaaten, Nordamerika und Frankreich im Thünen-Institut für Ostseefischerei zum „ICES Baltic Cod Benchmark Workshop (WKBALTCOD)“. Nun ist immerhin klar, dass der Bestand durch veränderte Umweltbedingungen seit 2010 wieder deutlich abgenommen hat. Bis wir aber ein neues Berechnungsmodell vorlegen können, wird mindestens ein weiteres Jahr vergehen – die für die Berechnungsmodelle erforderlichen Alters- und Wachstumsdaten bedürfen noch einer Validierung.

Für den zweiten Ostseedorsch-Bestand, den in der westlichen Ostsee, ist es dagegen wieder gelungen, ein schlüssiges Modell zu etablieren. Erstmals konnte eine Bestandsberechnung vorgelegt werden, die für den Bestand („Westdorsch“) und nicht für das Managementgebiet („westliche Ostsee“) gilt. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass ein erheblicher Teil der Dorschfänge im Westen eigentlich aus Ostdorsch bestand. Eine negative Entwicklung des Westdorsches wurde so lange maskiert. Die neue Einschätzung des Bestandszustandes ist daher deutlich pessimistischer als in den Vorjahren, die Fischerei muss sich auf Quotenreduzierungen einstellen. Der ICES veröffentlicht die Fangempfehlungen für alle Ostseebestände am 29. Mai.

Weitere Informationen: Fischbestände Online

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