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Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
© Johanna Fick
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
Institut für

LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Projekt

Auswirkungen überregional aktiver Investoren in der Landwirtschaft auf ländliche Räume



Abgeräumt
© maunzel/Fotolia
Abgeräumt

Mehr und mehr landwirtschaftliche Unternehmen in Ostdeutschland sind in der Hand externer Investoren. Welche Auswirkungen hat dies für die Wirtschaft, die Menschen oder die Umwelt vor Ort?

Hintergrund und Zielsetzung

In Ostdeutschland sind in den vergangenen Jahren vielerorts landwirtschaftliche Unternehmen über sogenannte Share Deals, den Kauf von Kapitalanteilen juristischer Personen, aufgekauft worden. Untersuchungen haben ergeben, dass im Zeitraum 2007 bis 2016 rund 2 % der Landwirtschaftsfläche über Share Deals einen neuen Eigentümer bekommen haben. Die Investoren kommen meistens aus anderen Regionen und/oder Wirtschaftsbereichen und besitzen häufig mehrere Agrarunternehmen in unterschiedlichen Regionen.

Kritiker befürchten, dass solche Prozesse die Entwicklung des ländlichen Raums und der Agrarstruktur beeinträchtigen, und fordern rechtliche Regelungen zur Kontrolle solcher Share Deals. Bislang ist aber unklar, ob überregional aktive Investoren sich in ihren Handlungsweisen und Auswirkungen tatsächlich von ortsansässigen Unternehmern unterscheiden. Ob die Befürchtungen berechtigt sind, soll in diesem Projekt untersucht werden.

Vorgehensweise

Die Untersuchungen werden in Form von Fallstudien durchgeführt:

  1. auf Ebene von Unternehmen, die im Eigentum überregional aktiver Investoren sind, und
  2. auf Ebene von Gemeinden in Ostdeutschland, in denen solche Unternehmen aktiv sind.

In den Fallstudien auf Unternehmensebene ist es das Ziel, überregional aktive Investoren (ihre Unternehmensphilosophie, ihre Strategie, die Rahmenbedingungen ihrer Aktivitäten etc.) soweit wie möglich zu erfassen und zu beschreiben.

In den Fallstudien auf Gemeindeebene soll dann aufgezeigt werden, wie diese Unternehmen in einem konkreten lokalen Kontext agieren (z.B. beim Kauf eines landwirtschaftlichen Unternehmens), welche Effekte sich daraus entfalten und wie sie von anderen lokalen Akteuren wahrgenommen werden.

Daten und Methoden

Für die Fallstudien werden verschiedene Informationsquellen genutzt und ausgewertet. Dazu gehören:

  • Interviews mit Verantwortlichen, lokalen Akteuren und Experten,
  • Dokumentenanalyse (Medienberichte, Veröffentlichungen und Geschäftsberichte der Unternehmen etc.),
  • Auswertung von Kommunalstatistiken (Steuern, Beschäftigung, Flächennutzung etc.).

Unsere Forschungsfragen

  1. Welche Auswirkungen haben Aktivitäten überregional aktiver Investoren auf die übernommenen landwirtschaftlichen Betriebe, auf Wertschöpfung und Beschäftigung vor Ort, auf Umwelt und Lebensqualität in den ländlichen Räumen?
  2. Wie unterscheiden sich bestimmte Typen von Investoren in ihren Eigenschaften und in ihren Auswirkungen auf die ländlichen Räume?

Ergebnisse

Die Forschungskonzeption wurde erfolgreich in zwei regionalen Fallstudien in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg getestet. Als ein Ergebnis wurde ein Modell zur Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Beziehungsebenen zwischen landwirtschaftlichen Unternehmen und ländlichen Gemeinden erarbeitet. Darüber hinaus wurden kritische Themen identifiziert, die einer genaueren Betrachtung bedürfen.

Erwartungsgemäß reichten die zwei Fallstudien nicht aus, um zu generalisierbaren Aussagen bezüglich der Forschungsfragen zu kommen. Die Untersuchung wird daher in dem drittmittelfinanzierten Projekt WiSoLand fortgeführt.

Zeitraum

6.2017 - 5.2019

Weitere Projektdaten

Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen zum Projekt

  1. 0

    Tölle AGI, Tietz A (2022) Empirische Evidenz und rechtspolitische Schlussfolgerungen über die agrarstrukturelle Relevanz von Anteilserwerben an Agrarunternehmen. Agrar- und Umweltrecht 52(7):242-245

  2. 1

    Laschewski L, Tietz A (2020) Auswirkungen überregional aktiver Investoren in der Landwirtschaft auf ländliche Räume : Ergebnisse aus zwei Fallstudien. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 116 p, Thünen Rep 80, DOI:10.3220/REP1598343204000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn062594.pdf

  3. 2

    Laschewski L, Tietz A, Zavyalova E (2020) From individual farms to agriholdings: Methodological implications. An explorative regional case study in East Germany. J Appl Business Econ 22(7):68-82, DOI:10.33423/jabe.v22i7.3252

  4. 3

    Laschewski L, Tietz A (2020) Identität und Stabilität von Mehrfamilienunternehmen : Vortrag anlässlich der 60. Jahrestagung der GEWISOLA (Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V.) „Herausforderungen für die ländliche Entwicklung - Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Perspektiven, Halle (Saale), 23. bis 25. September 2020. GEWISOLA, 13 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063020.pdf

  5. 4

    Laschewski L, Tietz A, Zavyalova E (2019) From individual farms to agriholdings: Methodological implications. An explorative regional case study in East Germany : paper prepared for presentation at the 165. EAAE Seminar "Agricultural Land Markets - Recent Developments, Efficiency and Regulation", Humboldt-Universität zu Berlin, Germany, April 4-5, 2019. EAAE, 17 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061010.pdf

  6. 5

    Laschewski L, Tietz A (2019) Landwirtschaft und ländliche Gemeinden. Ein Verhältnis im Wandel. Eine Fallstudie : Vortrag anlässlich der 59. Jahrestagung der GEWISOLA (Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V.) "Landwirtschaft und ländliche Räume im gesellschaftlichen Wandel" Braunschweig, 25. bis 27. September 2019. GEWISOLA, 16 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061936.pdf

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