Annette Pontillo
Institut für Ökologischen Landbau
Trenthorst 32
23847 Westerau
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Eigenkontrolle Tiergerechtheit - Praxistauglichkeit von Tierschutzindikatoren bei der betrieblichen Eigenkontrolle, Erarbeitung eines Bewertungsrahmens sowie technische Umsetzung in digitalen Anwendungen
Gemäß Tierschutzgesetz müssen Nutztierhalter seit 2014 nachweisen können, dass sie ihre Herden tiergerecht halten. Wie aber können Tierhalter die Tierwohl-Situation ihrer Bestände objektiv erfassen und bewerten?
Um die Tierhalter bei der systematischen Beurteilung der Tierwohlsituation ihrer Tiere zu unterstützen, haben sich Wissenschaftler, Berater und Praktiker mit dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) der Thematik angenommen. In zwei Fachgesprächen trugen sie zunächst geeignete Tierschutzindikatoren für die wichtigsten Produktionsrichtungen der Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung zusammen. Autorenteams um Dr. Jan Brinkmann (Thünen-Institut), Dr. Lars Schrader (Friedrich-Löffler-Institut) und Prof. Dr. Ute Knierim (Universität Kassel) haben schließlich für die ausgewählten Indikatoren anschauliche Anleitungen für die Praxis ausgearbeitet.
Die stalltauglichen Leitfäden mit Steckbriefaufbau, Fototabellen, stabiler Ringbindung im A4-Format und abwaschbaren Seitenoberflächen sind für je 18 Euro beim KTBL erhältlich sowie auf der KTBL-Homepage/ Leitfäden zu finden.
In diesem Verbundvorhaben sollen die in den Leitfäden beschriebenen Tierschutzindikatoren für die betriebliche Eigenkontrollen in der Praxis geprüft und ggf. hinsichtlich Verständlichkeit, Praktikabilität und Wiederholbarkeit weiterentwickelt werden.
Am Thünen-Institut für Ökologischen Landbau wird das Projekt für den Bereich Rinderhaltung bearbeitet (Milchvieh, Mastrinder und Aufzuchtkälber).
In unserem im März 2017 gestarteten Projekt soll auf insgesamt 120 Praxisbetrieben untersucht werden, ob die ausgewählten und bereits in den KTBL-Leitfäden vorgeschlagenen Tierschutzindikatoren für betriebliche Eigenkontrollen praktikabel und gut einsetzbar sind. Die Anzahl Betriebe setzt sich wie folgt zusammen:
Die Betriebsleiter der teilnehmenden Praxisbetriebe werden vor Ort und/oder per Online-Seminar darin geschult, die Tierschutzindikatoren in ihren Betrieben zu erheben.
Daraufhin wird die betriebliche Eigenkontrolle in den Projektbetrieben über ein Jahr hinweg gemäß Anleitung durchgeführt. Zweimal ist ein Beobachterabgleich geplant: Jeweils zur Mitte des Winter- und des Sommerhalbjahres werden alle Indikatoren parallel sowohl vom Tierhalter als auch von einem geschulten Projektmitarbeiter erfasst. Im Anschluss an die zweite parallele Datenerhebung werden die Tierhalterinterviewt. So kann festgehalten werden, ob die in den Leitfäden vorgeschlagenen Eigenkontrollen methodisch und inhaltlich nachvollziehbar sowie praktikabel sind und ob sie den Tierhaltern den gewünschten Nutzen bringen.
Auf Basis der Rückmeldungen der Tierhalter werden die Leitfäden und das Schulungskonzept überarbeitet. Ziel ist es, zu Projektende eine aktualisierte Fassung der Leitfäden und Schulungsunterlagen bereitzustellen.
Parallel zu den Praxiserhebungen werden Grenz- und Zielwerte für die verwendeten Tierwohlindikatoren im Rahmen einer Literaturrecherche zusammengestellt. Ein einschlägiges Expertenteam wird diese mit Hilfe einer Delphi-Befragung und in nach Tierarten getrennten Fachgesprächen kritisch hinterfragen. Über dieses Vorgehen erhalten wir Experteneinschätzungen zu Ziel- und Grenzwerten für Rind, Schwein und Geflügel. In der Zusammenschau mit den Ergebnissen des Benchmarking aus den Praxiserhebungen soll schließlich ein abgestimmter Bewertungsrahmen für die Tierwohlindikatoren erarbeitet werden.
Der Projektkoordinator (KTBL) wird zudem digitale Anwendungen entwickeln, um eine effiziente Erfassung und Auswertung der Daten, z.B. als App auf Smartphones und Tablets, zu ermöglichen.
Das Projekt hat im März 2017 begonnen und läuft daher noch.
Als erstes Ergebnis im Projekt wurde eine Excel-Anwendung zur Erhebung des Tierwohls gemäß der Praxisleitfäden erarbeitet:
3.2017 - 2.2020
Projekttyp:
Projektfördernummer: 28-1-79.012-15
Förderprogramm: Innovationsförderung
Projektstatus:
läuft
Anzahl der Datensätze: 7