Susanne Kendell
Institut für Marktanalyse
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Präferenzen für Geflügelfleisch in Afrika: Analyse der Verbrauchernachfrage in Ghana
Viele afrikanische Länder importieren große Mengen an gefrorenem Geflügelfleisch aus Übersee, darunter auch aus der EU. Wie sehen die Präferenzen der Verbraucher für Geflügelfleisch aus? Welche Auswirkungen hat dies auf die lokalen Märkte Afrikas und welche Rolle spielt die EU-Handelspolitik? Für das westafrikanische Ghana gehen Wissenschaftler/innen des Thünen-Instituts für Marktanalyse diesen Fragen nach.
Viele afrikanische Länder importieren große Mengen an gefrorenem Geflügelfleisch aus Übersee. Teile des Fleisches stammen auch aus der EU: Hauptexportdestinationen sind Benin, Südafrika und Ghana. Hauptsächlich exportiert die EU Geflügelteile, die von europäischen Konsumenten wenig nachgefragt werden. Der Trend im Export ist weiterhin steigend ─ ebenso wie die öffentliche Kritik daran vor dem Hintergrund der Ernährungssicherung. Wir untersuchen für Ghana, welche Bedeutung der Geflügelhandel mit der EU hat, und welche Auswirkungen auf den lokalen Märkten - insbesondere auf Seite der Konsumenten - zu beobachten sind.
Während auf der Produktionsseite viele Studien existieren, wird die Situation auf der Nachfrageseite, insbesondere die Wirkung auf das Konsumentenverhalten und die Ernährungsgewohnheiten, in Analysen häufig vernachlässigt. Erste Datenauswertungen für Ghana zeigen, dass die Nachfrage nach Geflügelfleisch stark gestiegen ist – nicht zuletzt aufgrund des starken Bevölkerungsanstieges und der wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren. Einzelne Studien deuten zudem darauf hin, dass importiertes Geflügelfleisch bei afrikanischen Verbrauchern nicht alleine wegen des Preises, sondern vor allem wegen der verbrauchergerechten, verzehrfertigen Portionierung und Verpackung beliebt ist. Im Rahmen der Forschungsaktivitäten im Bereich Welternährung wird das Thünen-Institut für Marktanalyse deshalb die tatsächlichen Präferenzen der ghanaischen Verbraucher und deren Beweggründe für Geflügelfleisch vor Ort erfassen.
Das Projekt befasst sich mit Konsumenten von Geflügelfleisch, die in städtischen Gebieten Ghanas leben, da der größte Teil des Konsumanstiegs im urbanen Raum beobachtet wird. Für die Datenerhebung wurde ein mixed-method-Ansatz gewählt, das heißt es wurde sowohl eine qualitative als auch eine quantitative Erhebung durchgeführt.
In einem ersten Schritt haben wir Gruppendiskussionen (qualitative Erhebung) durchgeführt, um explorativ Informationen über Motive, Wahrnehmungen und Einstellungen der Verbraucher beim Kauf von Geflügelfleisch zu erhalten. So wurden zwischen August und September 2017 in Accra sieben Gruppendiskussionen durchgeführt, an denen insgesamt 44 Geflügelfleischkonsumenten teilnahmen.
In einem zweiten Schritt haben Face-to-Face-Interviews mit Verbrauchern (quantitative Datenerhebung) stattgefunden. Die Interviews werden mithilfe eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Die Ergebnisse der Gruppendiskussionen flossen in die Entwicklung des Fragebogens mit ein. Die Face-to-face-Interviews wurden zwischen März und April 2018 in Accra und Kumasi unter Anwendung eines Random-Walk-Verfahrens durchgeführt. Die Befragung richtete sich an Konsumenten von Geflügelfleisch, die zumindest teilweise für den Kauf von Lebensmitteln oder für die Entscheidung über den Lebensmitteleinkauf im Haushalt verantwortlich und älter als 18 Jahre sind. Insgesamt wurden 500 Konsumenten (250 aus jeder Stadt) erfolgreich befragt.
Unsere Ergebnisse erzählen eine interessante Geschichte und unterstreichen die Bedeutung von Geflügelfleisch in der Ernährung der städtischen Bevölkerung Ghanas:
Die Ergebnisse des Projekts hat Collins Asante-Addo bei Think Aloud! - GFFA Science Slam im Januar 2020 in Berlin vorgestellt.
1.2017 - 7.2020
Anzahl der Datensätze: 6