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Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
© Johanna Fick
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
Institut für

LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Projekt

Auswirkungen der EU-Agrarpolitik auf den Erhalt der Biodiversität des Grünlands (GAPGrün)



Blühende Feuchtwiese
© Thünen-Institut/Norbert Röder
Für Grünland in FFH-Gebieten wurde ein Umbruchverbot eingeführt.

Auswirkungen der neuen Rahmenbedingungen der GAP auf die Grünland bezogene Biodiversität  (GAPGrün)

Seit der Agrarreform von 2013 werden neue Instrumente für den Erhalt und den Schutz des Grünlands genutzt. Mit ihrer Hilfe soll der starke Rückgang der Biodiversität in den Agrarlandschaften aufgehalten werden. Eine wichtige Einflussgröße ist dabei der bisher starke Rückgang des artenreichen Grünlands.

Hintergrund und Zielsetzung

Durch steigende Agrarpreise und die zunehmende energetische Nutzung von Biomasse nimmt der Nutzungsdruck auf das Grünland zu. Insbesondere Brachflächen und extensiv genutztes Grünland nehmen ab. Um dem entgegenzuwirken wurde die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU stärker ökologisch ausgerichtet. So ist in Deutschland in den FFH-Gebieten die Umwandlung von Grünland in Ackerland verboten. Ferner wurde auf europäischer Ebene die Abgrenzung der Flächen erweitert, die Direktzahlungen erhalten können, sodass jetzt auch einige naturschutzfachlich wertvolle Biotope wie Heiden in den Genuss von Direktzahlungen kommen.

Im Projekt untersuchten wir die daraus resultierenden Wirkungen auf den Naturschutz. Ferner betrachteten wir die Effektivität der eingesetzten Förderinstrumente.

Darauf aufbauend formulierten wir Empfehlungen zur Weiterentwicklung der landnutzungsrelevanten politischen Regularien und Instrumente, um den Grünlandschutz zu verbessern.

Zielgruppe

Ministerien für Landwirtschaft und für Umwelt, Landwirte, Beratung, amtlicher Naturschutz, Agrarverwaltung, EU-Kommission

Vorgehensweise

Auf Basis der Daten des integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems (InVeKoS) analysierten wir die Entwicklung der Grünlandfläche und dessen Nutzungsintensität. Die Analyse berücksichtigte Informationen zu den Standortbedingungen und den landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen. Dazu zählten beispielsweise durchgeführte Agrarumweltmaßnahmen, Lage in einem Schutzgebiet, Viehbesatzdichte oder Hangneigung. Die Verknüpfung von Daten des HNV (High Nature Value)-Monitorings und des Wiesenvogel-Monitorings in Norddeutschland einerseits und der landwirtschaftlichen Landnutzung andererseits machte es möglich, den Einfluss von Veränderungen der Landschaftsmatrix auf diese Zielindikatoren zu quantifizieren und die Hochrechnung dieser Indikatoren auf nationaler Ebene zu verbessern. Darüber hinaus wurden durch eine europaweite Analyse erfolgreiche Förderkonzepte identifiziert und untersucht.

Daneben führten wir Dokumentenanalysen und Interviews durch, um

  • erfolgreiche Beispiele zum Erhalt von Grünland mit hohem Naturwert in anderen EU-Mitgliedsländern darzustellen
  • eine Einschätzung der Effektivität und Effizienz der neuen Instrumente zum Grünlandschutz aus Sicht der Betriebsleiter und der Verwaltung zu bekommen
  • zu analysieren, unter welchen Rahmenbedingungen der Erhalt von Grünland effizient agrarpolitisch gefördert wurde.

Aufbauend auf den gewonnen Erkenntnissen erstellten wir Empfehlungen zur weiteren Reform des Greenings, um in der praktischen Umsetzung eine effizientere Verwendung der Fördermittel im Hinblick auf den Natur- und Umweltschutz zu erzielen.

Daten und Methoden

Die Analysen zur Grünlandentwicklung wurden weitestgehend auf der Basis von InVeKoS-Daten durchgeführt, die mit weiteren Daten verschnitten wurden. Ferner wurden Dokumentenanalysen und Interviews durchgeführt.

Unsere Forschungsfragen

  • Wie sind die Unterschiede in den Umfängen der Grünlandflächen zwischen den verschiedenen Datenquellen zu erklären, und welche Flächenrelevanz hat dies?
  • Trägt das Greening zum Schutz des Dauergrünlands bei?
  • Wie wird das Grünland durch Agrarumwelt- und Klimaprogramme geschützt?
  • Welchen Beitrag leisten Ausgleichzahlungen und die Dauergrünlandkulisse zum Erhalt der Grünlandflächen?
  • Resultieren aus der neuen Definition von Grünland positive Effekte auf die biologische Vielfalt landwirtschaftlicher Nutzflächen?
  • Wie verändern sich die Grünlandflächen und Nutzungsintensitäten des Grünlands durch die GAP-Reform und welche Einflüsse sind dabei von Bedeutung?
  • Trägt die Dauergrünlandkulisse zu einer erhöhten Biodiversität in der Agrarlandschaft bei (untersucht am Beispiel der Wiesenvogelbestände in Norddeutschland)?
  • Wie wird Grünland mit hohem Naturwert in anderen EU-Mitgliedsstaaten gefördert?

Ergebnisse

Die Entwicklung der Dauergrünland (DGL)-fläche und der Nutzungsintensität wurde anhand von InVeKoS-Daten der Bundesländer BB, BW, NI, NW, RP und SH für die Jahre 2010 bis 2015 untersucht. Hierbei wurde der Einfluss von betrieblichen, regionalen und standörtlichen Faktoren analysiert. Im Fokus standen mögliche durch die Agrarreform hervorgerufene Veränderungen, die sich erstmalig 2015 zeigen konnten, aber auch die Verteilung des DGL mit seinen Nutzungsintensitäten allgemein.

Kernergebnisse der Datenanalyse:

  • Auch wenn die DGL-Fläche 2014 zu 2015 um 1,5 % anstieg, wird es sich hierbei in erster Linie um bereits existierendes Grünland und keine Neuanlage handeln. Grund war die Erweiterung der Grünland-Definition nach Art. 4 Abs. 1 h) VO (EU) 1307/2013, nach der nun bspw. Zwergstrauchheiden zum Grünland zählten. Des Weiteren gaben Neuzuweisungen von Zahlungsansprüchen Anreiz zur Nachmeldung von DGL-Flächen.
  • DGL liegt in erster Linie in Regionen mit unterdurchschnittlicher Ertragsfähigkeit (Bodenzahl < 50). 2015 nahm die DGL-Fläche im Vergleich zu 2014 insbesondere auf den schlechten Standorten ab, während sie auf den besseren zunahm. Letzteres dürfte mit der Angleichung der Zahlungsansprüche zu erklären sein, die dazu führte, dass zuvor nicht gemeldetes DGL gemeldet wurde.
  • Von 2014 zu 2015 war ein Rückgang des DGL auf ebenen Standorten zu beobachten. Dies lag v. a. an einer umfangreichen Grünlandumwandlung in Niedersachsen, die in Folge der Umsetzung der GAP-Reform erfolgte: zwischen dem 19.12. und 31.12.2014 war hier das Umwandlungsverbot aufgehoben.
  • Zwischen 2010 und 2015 erfolgte der größte flächenmäßige DGL-Rückgang nach Betriebsausrichtung in Milchviehbetrieben, die außerhalb von Schutzgebieten ("Normallandschaft") wirtschafteten. Im gleichen Zeitraum stieg der Milchviehbestand. Die Fütterung insbesondere von hochleistenden Milchkühen ist nur bedingt ans Grünland gebunden.
  • Die Nutzungsintensität des DGL (gemessen in raufutterfressenden Großvieheinheiten je Hektar Hauptfutterfläche (RGV/HFF)) war in besonders geschützten Gebieten gegenüber der Normallandschaft um mindestens 15 % geringer, wobei der mittlere Viehbesatz in den Schutzgebieten sehr unterschiedlich war.
  • Betriebe mit einem Viehbesatz zwischen 0,3 und 1 RGV/HFF waren durch einen besonders hohen Anteil an wertvollem HNV-Grünland gekennzeichnet.
  • Vor dem Hintergrund, dass das DGL in Schutzgebieten überproportional stark von Ökobetrieben bewirtschaftet wurde, ist es kritisch zu sehen, dass diese Betriebe vom Greening befreit sind. Somit konnten diese Betriebe, sofern sie keine Förderung im Rahmen der zweiten Säule erhielten, die dies untersagte, Grünland förderrechtlich unschädlich umwandeln. In einigen Bundesländern war die Untersagung der Grünlandumwandlung kein Bestandteil der Förderauflagen für den Ökolandbau (z. B. Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg).
  • Das Projekt liefert Hinweise darauf, dass eine Steigerung der Bewirtschaftungsintensität (gemessen in RGV / ha HFF je Monitoringgebiet) zu einem Rückgang einiger Wiesenvogelarten führt.
  • Viel wertvolles HNV-Grünland befindet sich in flächenstarken Betrieben. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn die Schwellenwerte für Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen diese Betriebe nicht ausschließen würden bzw. die Attraktivität der Teilnahme durch deutlich gesenkte Beschränkungen in Hinblick auf maximale Auszahlungsbeträge je Betrieb erhöht würde.

Links und Downloads

Dachprojekt: Analyse des Greening

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Bundesamt für Naturschutz (BfN)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

11.2015 - 11.2019

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: FKZ 3515 88 0100
Förderprogramm: BMUB - Umweltforschungsplan
Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen zum Projekt

  1. 0

    Schoof N, Luick R, Ackermann A, Baum S, Böhner HGS, Röder N, Rudolph S, Schmidt TG, Hötker H, Jeromin H (2019) Auswirkungen der neuen Rahmenbedingungen der Gemeinsamen Agrarpolitik auf die Grünland-bezogene Biodiversität [online]. Bonn: BfN, 234 p, BfN Skripten 540, zu finden in <https://www.researchgate.net/publication/335580755_Auswirkungen_der_neuen_Rahmenbedingungen_der_Gemeinsamen_Agrarpolitik_auf_die_Grunland-bezogene_Biodiversitat_-_BfN-Skript_540> [zitiert am 04.09.2019], DOI:10.19217/skr540

  2. 1

    Luick R, Freese J, Reisinger E, Röder N, Schoof N (2019) Der agrarpolitische Rahmen. In: Naturnahe Beweidung und NATURA 2000 : Ganzjahresbeweidung im Management von Lebensraumtypen und Arten im europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000. 2. überarb. und erw. Aufl. Bad Sassendorf: Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, pp 303-328

  3. 2

    Ackermann A, Röder N, Rudolph S, Baum S (2019) Does nature protection status affect grassland utilisation and farming? - A German case study. Grassl Sci Europe 24:110-112

  4. 3

    Röder N, Ackermann A, Baum S, Böhner HGS, Rudolph S, Schmidt TG (2019) Small is beautiful? Is there a relation between farmed area and the ecological output? - Results from evaluation studies in Germany : paper prepared for presentation at the 172nd EAAE Seminar "Agricultural Policy for the Environment or Environmental Policy for Agriculture?" ; May 28-29, 2019, Brussels. 15 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061060.pdf

  5. 4

    Baum S, Rudolph S, Röder N, Ackermann A (2019) The unknown 25% - What kind of grassland is not reported to IACS? Grassl Sci Europe 24:116-118

  6. 5

    Röder N, Ackermann A, Rudolph S (2018) Does conservation status influence the temporal development of agriculturally used permanent grassland in Germany? In: Horan B (ed) Sustainable meat and milk production from grasslands : proceedings of the 27th General Meeting of the European Grassland Federation, Cork, Ireland, 17-21 June 2018. Wageningen: Wageningen Academic Publ, pp 667-669

  7. 6

    Röder N, Ackermann A, Baum S, Rudolph S (2018) Status quo und aktuelle Entwicklungen der landwirtschaftlichen Flächennutzung in Deutschland [inkl. Zusatzmaterial]. Natur Landsch 93(6):250-257, DOI:10.17433/6.2018.50153581.250-257

  8. 7

    Röder N (2018) Zur Situation der Grünlandbewirtschaftung in Deutschland : Kurzstellungnahme für den Thüringer Landtag. Braunschweig: Thünen-Institut für Ländliche Räume, 17 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn060605.pdf

  9. 8

    Laggner B, Röder N (2017) Does land fragmentation currently limit grazing in dairy farms in Lower Saxony, Germany? In: Porqueddu C, Franca A, Lombardi G, Molle G, Peratoner G, Hopkins A (eds) Grassland resources for extensive farming systems in marginal lands: major drivers and future scenarios : Proceedings of the 19th Symposium of the European Grassland Federation ; 7-10 May 2017. Sassari: EGF, pp 179-181

  10. 9

    Röder N, Laggner B, Osterburg B, Schmidt TG (2016) Grassland: quantification of the environmental services provision. Grassl Sci Europe 21:684-686

  11. 10

    Luick R, Röder N (2016) The first pillar of the new CAP - implications for low input grasslands. Grassl Sci Europe 21:603-605

  12. 11

    Röder N, Schmidt TG, Osterburg B (2015) Grünland: Mehr als nur Viehfutter. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 6 p, Thünen à la carte 1, DOI:10.3220/CA_1_2015

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn055216.pdf

  13. 12

    Osterburg B, Röder N, Schmidt TG (2014) Grünlandschutz in der GAP : Erfordernisse, Erfahrungen, Erwartungen. Loccumer Prot 2014,05:121-127

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