Weiter zum Inhalt
© Anja Bunge / Thünen-Institut
Institut für

FI Fischereiökologie

Projekt

Neue Daten für ein besseres Management


Federführendes Institut FI Institut für Fischereiökologie

© Thünen-Institut/Jan-Dag Pohlmann

DCF: Untersuchungen zur Bestandssituation des Europäischen Aals (Anguilla anguilla) in deutschen Binnengewässern

Die Bestandssituation des europäischen Aals gilt als kritisch und außerhalb sicherer biologischer Grenzen. Doch viele der für ein nachhaltiges Bestandsmanagement notwendigen Daten basieren auf groben Schätzungen und Modellannahmen. Um eine bessere Datenbasis zu schaffen und Managementmaßnahmen zu optimieren, arbeiten wir als Teil eines europäischen Netzwerks an der standardisierten Erhebung von Bestandsdaten in allen deutschen Aalbewirtschaftungsgebieten.

Hintergrund und Zielsetzung

Seit den 1970er-Jahren ist das Aufkommen von Glasaalen an den europäischen Küsten drastisch zurückgegangen. Dieser Trend erreichte im Jahr 2011 seinen Höhepunkt mit einem historischen Tief in der Rekrutierung von nur noch einem Prozent in der Nordseeregion und fünf Prozent in anderen Regionen verglichen mit Werten aus den Jahren 1960 bis 1979. Eine Besserung ist nicht in Sicht, so dass die Bestandssituation des Europäischen Aals vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) nach wie vor als kritisch eingestuft wird. Um den Erfolg der eingeleiteten Managmentmaßnahmen zu überprüfen und damit ein nachhaltiges Bestandsmanagement sicherzustellen, fehlt es jedoch an grundlegenden Daten.

Der Aal verfügt über eine einzigartige Lebensweise, denn trotz seiner weiten Verbreitung über den gesamten europäischen Kontinent bis nach Nordafrika gibt es nur einen Bestand. Um eine länderübergreifende und flächendeckende Erhebung managementrelevanter Daten sicherzustellen, wurde der Europäische Aal 2007 in das Europäische Datensammelprogramm (DCF) aufgenommen. In diesem Zusammenhang untersuchen wir den Aalbestand in allen deutschen Aalbewirtschaftungseinheiten. Unsere Daten sollen helfen, die aktuelle Bestandssituation besser bewerten zu können und Managementmaßnahmen weiter zu optimieren.

Zielgruppe

EU, ICES (insbesondere WGEEL), Bundesländer

Vorgehensweise

In allen deutschen Flussgebietseinheiten (nach WRRL), die zum natürlichen Verbreitungsgebiet des Europäischen Aals zählen, wurden in der Vergangenheit Beprobungen durchgeführt. Ergänzend zu den im DCF verpflichtend zu erhebenden Parametern (Länge, Alter, Gewicht, Geschlechtsreife) wurden bzw werden u.a. der Befall mit dem Schwimmblasen-Parasiten Anguillicola crassus sowie stichprobenartig die Belastung mit Umweltchemikalien (z.B. PCB und Schwermetalle) untersucht. Die Auswertung dieser Daten soll gewässerspezifische Unterschiede der Habitatqualität aufzeigen und letztlich auch zu Empfehlungen für bestandsstützende Maßnahmen führen.

Seit 2017 fokussiert sich die Untersuchung vornehmlich auf der Beprobung von Blankaalen, welche von besonderer Bedeutung für die Kalibrierung von Abwanderungsmodellen sind.

Unsere Forschungsfragen

Inwieweit unterscheiden sich die verschiedenen Managementeinheiten (i.e. Flussgebiete) hinsichtlich Wachstum und Erreichen der Geschlechtsreife?

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für aktuelle Managementmaßnahmen wie Mindestmaße und Besatzpolitik?

Vorläufige Ergebnisse

Unsere Untersuchungen konnten zeigen, dass Habitat und Lebensstadium Einfluss auf die Belastungssituation von Aalen haben. Weiterhin konnte ein Transfer von Schadstoffen aus Muskelfett in die Gonaden nachgewiesen werden.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Datensammlung - die Erhebung systemspezifischer Bestandsparameter (etwa Wachstum) - hat einen Meilenstein erreicht. So wurden flächendeckend Daten aus dem DCF für die Aalmanagementpläne zur Verfügung gestellt und tragen so zu einer erheblichen Verbesserung der Managementgrundlage bei. 

Zudem wurden die im Rahmen des DCF erhobenen biometrischen Aal-Daten der ICES-Aal-Arbeitsgruppe (WGEEL) für europaweite Analysen übermittelt.

Links und Downloads

datacollection.jrc.ec.europa.eu/dcf-legislation

Geldgeber

Gefördert durch den Europäischen Meeres- und Fischereifonds der Europäischen Union

Zeitraum

3.2009 - 12.2027

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

Publikationen

  1. 0

    Höhne L, Pohlmann J-D, Freese M (2023) Minimally invasive collection of biometric data including maturation stage on European Eel using photography. Mar Coastal Fish 15(2):e10239, DOI:10.1002/mcf2.10239

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn066281.pdf

  2. 1

    Höhne L, Freese M, Pohlmann J-D, Diekmann M, Fladung E, Huisman JBJ, Hanel R, Marohn L (2023) Overestimating management progress - modelled vs. monitored silver eel escapement in a North Sea draining river. ICES J Mar Sci 80(7):1936-1948, DOI:10.1093/icesjms/fsad122

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn066674.pdf

  3. 2

    Capoccioni F, Leone C, Giustini F, Brilli M, Buttazzoni L, Hanel R, Ciccotti E (2021) δ13C and δ15N in yellow and silver eels (Anguilla anguilla, 1758) from different Mediterranean local stocks and their variation with body size and growth. Mar Freshwater Res 72(8):1208-1219, DOI:10.1071/MF20144

  4. 3

    Righton D, Piper A, Aarestrup K, Amilhat E, Belpaire C, Casselman J, Castonguay M, Diaz E, Dörner H, Faliex E, Feunteun E, Fukuda N, Hanel R, Hanzen C, Jellyman D, Kaifu K, McCarthy K, Miller MJ, Pratt T, Sasal P, et al (2021) Important questions to progress science and sustainable management of anguillid eels. Fish Fisheries 22(4):762-788, DOI:10.1111/faf.12549

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064472.pdf

  5. 4

    O'Leary C, Walker A, Beaulaton L, Boulenger C, Briand C, Diaz E, Drouineau H, Garcia-Alvarez B, van Gemert R, Mateo M, Mestav B, Ozdilek SY, Pohlmann J-D (2021) Third workshop on designing an eel data call (WKEELDATA3). Copenhagen: ICES, 19 p, ICES Sci Rep 3(50), DOI:10.17895/ices.pub.8140

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064505.pdf

  6. 5

    Ensing D, April J, Bárðarson H, Ahlbeck Bergendahl I, Bolstad GH, Breau C, Buoro M, Camara K, Chaput G, Cooper A, Dauphin G, Erkinaro J, Fiske P, Freese M, Gillson J, Gregory S, Hanson N, Jepsen N, Kelly N, Maxwell H, et al (2021) Working Group on North Atlantic Salmon (WGNAS). Copenhagen: ICES, 407 p, ICES Sci Rep 3(29), DOI:10.17895/ices.pub.7923

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064504.pdf

  7. 6

    Ensing D, Maxwell H, Walker A, Romakkaniemi A, Briand C, Evans D, de Eyto E, Erkinaro J, Pohlmann J-D, Dannewitz J, Höjesjör J, Mills K, Saunders M, Freese M, Kesler M, Velterop R, Poole R, Palm S, Pakarinen T (2020) Working Group on Science to Support Conservation, Restoration and Management of Diadromous Species (WGDIAD; outputs from 2020 meeting). Copenhagen: ICES, 42 p, ICES Bus Rep 1(3), DOI:10.17895/ices.pub.7693

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064506.pdf

  8. 7

    Pohlmann J-D, Freese M, Reiser S, Hanel R (2019) Evaluation of lethal and non-lethal assessment methods of muscle fat content in European eel (Anguilla anguilla). Can J Fish Aquat Sci 76(4):569-575

  9. 8

    Kullmann B, Pohlmann J-D, Freese M, Keth A, Wichmann L, Neukamm R, Thiel R (2018) Age-based stock assessment of the European eel (Anguilla anguilla) is heavily biased by stocking of unmarked farmed eels. Fish Res 208:258-266, DOI:10.1016/j.fishres.2018.08.009

  10. 9

    Freese M, Sühring R, Pohlmann J-D, Wolschke H, Magath V, Ebinghaus R, Hanel R (2016) A question of origin: dioxin-like PCBs and their relevance in stock management of European eels. Ecotoxicol 25(1):41-55, DOI:10.1007/s10646-015-1565-y

  11. 10

    Pohlmann J-D, Freese M, Hanel R (2016) Minimum landing size in European eel fisheries management: limitations of simplistic management approaches in a semelparous species. ICES J Mar Sci 73(10):2509-2517, DOI:10.1093/icesjms/fsw090

  12. 11

    Brinkmann M, Freese M, Pohlmann J-D, Kammann U, Preuss TG, Buchinger S, Reifferscheid G, Beiermeister A, Hanel R, Hollert H (2015) A physiologically based toxicokinetic (PBTK) model for moderately hydrophobic organic chemicals in the European eel (Anguilla anguilla). Sci Total Environ 536:279-287, DOI:10.1016/j.scitotenv.2015.07.046

    Nach oben