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Institut für

OL Ökologischen Landbau


Projekt

Im Schweinsgalopp – Klinische Lahmheiten und Gelenkschäden auch bei ökologisch gehaltenen Sauen?


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

© Thünen-Institut/Solveig March

Lahmheitsprävalenz und deren Risikofaktoren bei ökologisch gehaltenen Zuchtsauen in Haltungsverfahren mit Auslauf

Unter Erkrankungen des Bewegungsapparats, Beinschäden und Lahmheiten leiden Sauen in der konventionellen Haltung oft. Wie steht es in ökologisch wirtschaftenden Betrieben, wo Schweine Auslauf haben? Welche Risikofaktoren haben hier den größten Einfluss?

Hintergrund und Zielsetzung

Erfahrungen aus der Praxis besagen, dass Lahmheiten häufig Ursache von Abgängen sind – und somit eines finanziellen Verlusts für den Betrieb. Haben Sauen dagegen ein gutes Fundament, zeichnen sie sich durch eine lange Nutzungsdauer und hohe Produktivität aus. Zudem beeinträchtigen Lahmheiten das Wohlbefinden der Tiere erheblich. Einige Studien deuten darauf hin, dass Lahmheiten in der ökologischen Schweinehaltung weit seltener auftreten als in der konventionellen. Bisher gibt es jedoch nur wenige Untersuchungen dazu, insbesondere im Ökologischen Landbau in Deutschland.

Die EU-Ökoverordnung schreibt Gruppenhaltung von Sauen vor; ebenfalls vorgegeben ist, Auslauf und eine (zumeist mit Stroh) eingestreute Liegefläche anzubieten. Ob diese Vorgaben Lahmheiten in der ökologischen Sauenhaltung verhindern, untersuchen wir bundesweit in 40 ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Wir konzentrieren uns auf Zuchtsauen, da Sauen anders als Mastschweine dem Haltungssystem länger ausgesetzt sind. Wir wollen auch herausfinden, welche Risikofaktoren für das Auftreten von Lahmheiten in Haltungsverfahren mit Auslauf dingfest zu machen sind.


Zielgruppe

Landwirtschaftliche Praxis, Beratung und Verbände

Vorgehensweise

Wir haben bundesweit 40 ökologisch wirtschaftende Betriebe mit Sauenhaltung besucht und können mit dieser Feldstudie Einblicke liefern.

Potenzielle Risikofaktoren aus Haltungsumwelt und Management haben wir auf Basis aktueller Literatur ermittelt und im Erhebungsprotokoll berücksichtigt.

Neben Leistungsparametern, Managementmaßnahmen und den Gegebenheiten im Stall haben wir eine Vielzahl von Parametern direkt an den Tieren aufgenommen, zum Beispiel ihren Gang beurteilt, Veränderungen an Gliedmaßen erfasst, ebenso Verletzungen, die Körperkondition und den Verschmutzungsgrad.

Auf Basis unserer Erhebungen soll das Auftreten von Lahmheiten in ökologischen Haltungssystemen mit Auslauf beschrieben werden, darüber hinaus deren wichtigste Ursachen.

Daten und Methoden

Geeignete Beurteilungsschemata zum Erfassen tierbezogener Parameter in der Felderhebung haben wir aus vorausgehenden Projekten gewählt und hinsichtlich ihrer Reliabilität und Anwendbarkeit im On-Farm-Assessment überprüft. Bevor wir mit den Betriebserhebungen begannen, haben wir die Projektmitarbeiter in der Anwendung der Beurteilungsschemata geschult und Beobachterabgleiche durchgeführt. Das heißt, die Projektmitarbeiter haben unabhängig voneinander Tiere beurteilt und mussten eine gute Übereinstimmung in ihren Urteilen erreichen, damit die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ihrer Tierbeurteilung sichergestellt werden konnte.

Mit multivariater Statistik analysieren wir die Risikofaktoren für das Auftreten von Lahmheiten.

Ergebnisse

Bundesweit 40 Betriebe wurden mit dem Ziel erhoben, die Lahmheitssituation in der ökologischen Zuchtsauenhaltung in Stallhaltungsverfahren mit Auslauf zu erfassen. Die mittlere Lahmheitsprävalenz der tragenden Sauen lag bei 6,9 %
(0 – 34,8 %, Median 5,1 %) und somit auf deutlich niedrigerem Niveau als Literaturangaben für die konventionelle Zuchtsauenhaltung. Auf einzelnen Betrieben können Lahmheiten jedoch in erheblichem Umfang auftreten; ihrer Vermeidung sollte aus Tierschutz- und ökonomischen Gründen in jedem Fall Beachtung geschenkt werden.

Risikofaktoranalysen mittels multivariater logistischer Regression ergaben folgende Einflussfaktoren: In Betrieben, für die die Wurfzahl der Sauen bekannt war
(n=28 Betriebe, 447 Sauen), stieg mit steigender Wurfzahl bzw. mit steigender Anzahl Schwellungen, die das Einzeltier aufwies, das Risiko für das Vorliegen einer Lahmheit. Bei Berücksichtigung des gesamten Datensatzes (n=40 Betriebe, 1.111 Sauen), aber unter Ausschluss des Faktors Wurfzahl, verblieben zusätzlich zum Faktor „Schwellungen“ die Klauenlänge (erhöhtes Risiko durch zu lange Klauen), Einschätzung der Lahmheitssituation durch den Betriebsleiter (höheres Risiko bei deutlicher Abweichung), die „Haltung der Jungsauen mit Auslauf“ (weniger Lahmheiten, wenn Auslauf vorhanden) sowie die Variable „Reinigung Haltungsbereich tragende Sauen“ (höheres Risiko bei Grundreinigung) im Endmodell.

Über die Haltungsvorgaben in der ökologischen Sauenhaltung scheinen wesentliche präventive Aspekte bereits umgesetzt zu sein. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen nichtsdestotrotz, dass das Management Einfluss auf die Lahmheitssituation nimmt. Das diesbezügliche Problembewusstsein sollte daher gefördert werden, z. B. hinsichtlich des Erkennens von Lahmheiten. Erst die Bestimmung des einzelbetrieblichen Status quo auf Grundlage tierbezogener Indikatoren ermöglicht es, Schwachstellen in Haltungsumwelt und Management aufzudecken und somit betriebsindividuelle Optimierungsmaßnahmen ableiten zu können.

Links und Downloads

Zeitraum

1.2012 - 12.2014

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

1.2012 - 12.2014

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 11OE098
Förderprogramm: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen

  1. 0

    March S, Brinkmann J, Schwalm A, Leeb C, Dippel S, Weißmann F, Winckler C (2015) Erste Ergebnisse einer Untersuchung zu Lahmheiten bei ökologisch gehaltenen Zuchtsauen in Stallhaltung mit Auslauf. In: Häring AM, Hörning B, Hoffmann-Bahnsen R, Luley H (eds) Beiträge zur 13. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau "Am Mut hängt der Erfolg: Rückblicke und Ausblicke auf die ökologische Landbewirtschaftung". pp 474-477

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