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Ökologischer Betrieb
© BLE, Bonn/Thomas Stephan
Ökologischer Betrieb
Institut für

BW Betriebswirtschaft

Projekt

Gemeinsame Agrarpolitik aus ländlicher Perspektive: das CAPRI-RD-Modell


Federführendes Institut BW Institut für Betriebswirtschaft

Projektbild: CAPRI-RD
© Thünen-Institut/Alexander Gocht
Projektbild: CAPRI-RD

CAPRI-RD Regionalisierte Abschätzung der Gemeinsamen Agrarpolitik aus der ländlichen Entwicklungsperspektive

Politische Maßnahmen zur Förderung des ländlichen Raumes, wie die Dorferneuerung oder die Förderung von Junglandwirten, wirken nicht nur auf landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch auf andere Wirtschaftssektoren – zum Beispiel Tourismus, Ernährungsindustrie oder Bildung. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern ist es wichtig zu wissen, ob diese Maßnahmen zielführend sind. Besonders schwierig ist es, Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Wirtschaftssektoren zu berücksichtigen, schon angesichts der Fülle an verschiedenen Förderprogrammen. Projektziel ist es, diese Aufgabe zu lösen und zu quantifizieren, wie sich Förderung des ländlichen Raumes auswirkt.

Hintergrund und Zielsetzung

In Europa wird gemeinsam für alle Mitgliedstaaten beschlossen, wie die Politik für die Landwirtschaft und ländliche Entwicklung - "Gemeinsame Agrarpolitik" (GAP) genannt -gestaltet werden soll. Die Ausgaben betrugen im Jahr 2013 57 Milliarden Euro, was über 40 Prozent des gesamten EU-Haushalts entspricht. Die GAP existiert bereits seit 1962 und wurde seither stetig angepasst. Hierzu gehörte der seit 2000 als zweite Säule der GAP bekannte, umfangreiche Maßnahmenkatalog zur Förderung des ländlichen Raumes. Das dafür vorgesehene Budget wurde mit den folgenden Agrarreformen erhöht. Politikmaßnahmen der 2. Säule sind vielfältig, in Deutschland wurden in der letzten Förderperiode zum Beispiel rund 26 verschiedene Maßnahmen angeboten. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen agrarpolitischen Maßnahmen, wie den Direktzahlungen, Preisstützungen oder Schutzzöllen, dadurch, dass sie nicht nur landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch andere Wirtschaftssektoren der ländlichen Ökonomie beeinflussen. Ziel des CAPRI-RD-Projektes ist es, das Modellsystem "Common Agricultural Policy Regionalised Impact Modelling System" (CAPRI) fit zu machen, um diese Wirkungen und deren Zusammenspiel abschätzen zu können. Im Detail bedeutet das, die Abbildung der Wirtschaftssektoren in CAPRI mittels regionaler Gleichgewichtsmodelle, auch als Computable General Equilibrium (CGE) Modelle bekannt, zu erweitern.

Vorgehensweise

Um das Projektziel zu erreichen, wurde das Modellsystem CAPRI um folgende Aspekte erweitert:

  • Entwicklung regionaler CGE-Modelle zur Abbildung der landwirtschaftlichen und nicht-landwirtschaftlichen Sektoren;
  • Entwicklung und Integration einer Datenbank der Maßnahmen aus der zweiten GAP-Säule und deren Verknüpfung in das Modell;
  • Entwicklung von Indikatoren basierend auf dem "Common Monitoring and Evaluation Framework" (CMEF) für die ländliche Entwicklung.

Die Thünen-Wissenschaftsgruppe arbeitete in diesem Projekt in den Bereichen Modellentwicklung und Modellanpassung, Entwicklung von Datenbanken für die ländliche Entwicklungspolitik der EU und der Indikatoren-Entwicklung. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war, die Modellierungsergebnisse mit Ergebnissen der Ex-post-Evaluation der bundeslandspezifischen Ländlichen Entwicklungsprogramme Deutschlands kritisch zu bewerten.

Daten und Methoden

Für die CGE-Modellerweiterung nutzten wir nationale "Social Accounting Matrices" (SAM) und aggregierte regionale Datenbasen verschiedener Bereiche (Statistiken zu Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, Bruttoinlandsprodukt der einzelnen Sektoren, Landwirtschaftsstatistik und regionale "Input-Output"-Tabellen). Soweit sie nicht auf regionaler Ebene beobachtet waren, schätzten wir sie mittels geeigneter Methoden ab (Ferrari et al., 2010; Kuhar et al., 2009). Wir stellten eine EU-weite regional differenzierte Datenbank über Auszahlungen für die Politikmaßnahmen zur Förderung des ländlichen Raumes zusammen. Diese wird nun benutzt, um die Verteilung der Daten abzubilden und Politikänderungen zu simulieren. Um die Modelle zu validieren, führten wir Simulationsrechnungen mit dem entwickelten CAPRI-RD-Modell durch und verglichen die Ergebnisse mit den Ex-post-Evaluationsberichten Deutschlands, der Förderperiode 2000 bis 2006 sowie Ergebnissen einer erweiterten Literaturrecherche. Zusätzlich befragten wir Experten.

Unsere Forschungsfragen

  • Werden die Ergebnisse des "erweiterten" CAPRI-Modells zur Wirkung der Zahlungen aus der zweiten Säule durch die Evaluationsberichte Deutschlands der Förderperiode 2000 bis 2006 und andere Literatur bestätigt?
  • Ist es möglich, die regionalen CGE-Modelle mit dem mathematischen Programmierungsmodell in CAPRI zu verknüpfen?
  • Können im CAPRI-RD-Modell CMEF-Indikatoren berücksichtigt werden?

Ergebnisse

Die Projektarbeiten haben gezeigt, dass die Integration regionaler CGEs in das mathematische Programmierungsmodell CAPRI sowie die Verknüpfung mit der entwickelten Datenbank zu Zahlungen aus der zweiten Säule funktionieren. Die Thünen-Wissenschaftsgruppe hat ferner herausgefunden, dass bereits im derzeitigen CAPRI-Modell die notwendigen Daten für die Implementierung einer Großzahl der CMEF-"Baseline Indikatoren" zur Verfügung stehen. Für weitere Indikatoren haben wir die nötigen Datenquellen identifiziert. Als wir die Modellergebnisse zur Wirkung der Maßnahmen der zweiten Säule am Beispiel von Deutschland in der Förderperiode 2000 bis 2006 kritisch bewerteten, zeigte sich weiter, dass die Richtung der im Modell angenommenen Wirkungspfade durch die Literatur und die Evaluationsexperten aus diesem Bereich bestätigt wird. Ebenso, dass die Effekte der Zahlungen aus der zweiten Säule auf die ökonomische Entwicklung ländlicher Räume eher gering sind. Außerdem stellten wir fest, dass es bei der Modellierung einzelner Maßnahmen noch Verbesserungsbedarf gibt. Eine Besonderheit der in CAPRI-RD erlangten Ergebnisse ist, dass die Gesamtwirkung aller Maßnahmen der zweiten Säule berücksichtigt werden kann, auch wenn gegenläufige Effekte existieren. So fanden wir zum Beispiel heraus, dass mit den Zahlungen aus der zweiten Säule die Treibhausgasemissionen und Nährstoffbilanzen pro Hektar leicht sinken und sich die Landnutzung ausbreitet. Diese beiden Effekte wurden, separat betrachtet, durch die Expertenbefragungen und einschlägige Literatur bestätigt, nicht jedoch die Schlussfolgerung, dass dies zu einem negativen Gesamteffekt auf die Umwelt führt.

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Europäische Union (EU)
    (international, öffentlich)

Zeitraum

4.2009 - 4.2013

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 226195
Förderprogramm: EU – FP7 – Thematic Priority "Food, Agriculture and Fisheries, and Biotechnology"
Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen zum Projekt

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