Susanne Kendell
Institut für Marktanalyse
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Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten in Deutschland
In Deutschland fällt die Hälfte aller Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten an. Um diese Menge langfristig zu senken, sind genaue Erkenntnisse über Abfallmengen, -ursachen und -zusammensetzung unentbehrlich.
Das Nachhaltigkeitsziel 12.3 der Vereinten Nationen sieht eine Halbierung der Lebensmittelverschwendung auf Haushaltsebene bis 2030 vor. Auch in Deutschland wird dieses Ziel im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verfolgt. Der Aufbau eines Abfallmonitorings, Informationskampagnen und Dialogforen sollen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.
Um effektive und zielgerichtete Reduzierungsmaßnahmen auf Haushaltsebene umsetzen zu können, ist ein grundlegendes Verständnis über die Hotspots der Lebensmittelverschwendung in deutschen Haushalten dringend erforderlich. In diesem Projekt untersuchen wir daher, welche Faktoren zu einem besonders hohen Abfallaufkommen in Haushalten beitragen. Außerdem analysieren wir, welcher zeitliche Trend sich hinsichtlich der Menge der Lebensmittelverschwendung abzeichnet und welchen Einfluss die COVID-19-Pandemie hierauf hat.
Wissenschaftler*innen, politische Entscheidungstragende, Verbraucher*innen
Wir werten zwei Datensätze aus, die im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erhoben wurden. Es handelt sich um zwei Tagebuchstudien, in denen mehrere tausend Privathaushalte ihre Lebensmittelabfälle dokumentierten. Im ersten Schritt gilt es, die neu gewonnenen Erkenntnisse über das Abfallverhalten in deutschen Haushalten einzuordnen sowie dessen Ursachen, Unterschiede und Einflussfaktoren abzubilden. Der zweite Datensatz ermöglicht es uns zudem erstmals, das Wegwerfverhalten in einem zeitlichen Verlauf darzustellen.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) führte in den Jahren 2016/17 und 2020 zwei Tagebuchstudien durch, an denen jeweils mehr als 6.000 Proband*innen je ein Jahr lang teilnahmen. In den Datensätzen sind nicht nur Abfallmengen, sondern auch Entsorgungsgründe, Entsorgungskanäle, Produktkategorien und verschiedene Haushaltscharakteristika dokumentiert. Durch Varianz- und Regressionsanalysen gewinnen wir Erkenntnisse über mögliche Unterschiede zwischen Haushaltstypen und Produktgruppen sowie über zeitliche Trends.
Die bisherigen Analysen konnten zeigen, dass Obst, Gemüse, Backwaren und zubereitete Speisen aufgrund ihrer schnellen Verderblichkeit besonders häufig entsorgt werden. Während große Verpackungen besonders in kleinen Haushalten ursächlich für Verschwendung sind, stellen Mengenplanungsschwierigkeiten in größeren Haushalten mit Kindern eine häufig genannte Herausforderung dar. Die Abfallmenge unterscheidet sich zudem signifikant je nach Altersstruktur und Lebensphase eines Haushaltes, nach Haushaltsgröße und Größe des Wohnortes. Insgesamt lässt sich jedoch feststellen, dass sozio-demographische Haushaltscharakteristika nur begrenzten Einfluss auf das Wegwerfverhalten nehmen. Persönliche Einstellungen und Normen wie Werteorientierung, Nachhaltigkeitsengagement, wahrgenommene Selbstwirksamkeit und Lebensmittelabfallbewusstsein können das tatsächliche Wegwerfverhalten stärker beeinflussen.
www.fao.org/sustainable-development-goals/indicators/1231/en/
www.lebensmittelwertschaetzen.de/strategie/nationales-dialogforum/
zugutfuerdietonne.de/strategie/dialogforen/private-haushalte
www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/strategie-lebensmittelverschwendung.html
www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/gfk-studie.html
Daueraufgabe 1.2019
Anzahl der Datensätze: 1