Anna Frerck
Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie
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Rohstoffmonitoring Holz - Stoffliche und energetische Nachfrage nach Holz
Holz ist in Deutschland einer der wichtigsten nachwachsenden Rohstoffe. Aber wo wird der Rohstoff Holz eingesetzt? Und wie groß ist das Aufkommen der einzelnen Sortimente? Die verfügbaren Statistiken weisen zum Teil erhebliche Lücken auf.
Im Jahr 1999 wurde unter dem Titel "Standorte der Holzwirtschaft" ein Forschungsvorhaben begonnen, das mit einem erweiterten Untersuchungsrahmen als "Rohstoffmonitoring" fortgeführt wird. Ziel ist, die Produktionskapazitäten der Holzindustrie (Sägeindustrie, Holzwerkstoffindustrie, Holz- und Zellstoffindustrie) und deren Rohstoffbedarf regelmäßig zu erfassen. Darüber hinaus beobachten wir fortlaufend alle übrigen Bereiche des Aufkommens und der Verwendung des Rohstoffs Holz (Altholz, Landschaftspflegeholz, Schnellwuchsplantagen, Biomasseheizanlagen, BTL, Chemierohstoffe, Haushalte). Aufgrund der Erfassungsart können die meisten Marktsegmente auch regional dargestellt werden. In der Holzrohstoffbilanz, die wir inzwischen bis zum Jahr 1987 zurückgerechnet haben, fassen wir alle Ströme des Rohstoffs zusammen.
Als Grundlage dienen Analysen zu den einzelnen Aufkommens- und Verwendungssektoren des Rohstoffs Holz. Unsere Methode: Wir befragen Verbraucher über die verwendeten Holzrohstoffe und fassen die ermittelten Stoffströme zur Holzrohstoffbilanz zusammen. Der Schwerpunkt des Rohstoffmonitorings liegt auf statistisch nicht oder nur unzureichend erfassten Märkten (zum Beispiel Energieholzmarkt, Privathaushalte). Aber auch in Märkten, die durch die amtliche Statistik erfasst werden, besteht Bedarf an ergänzenden Informationen - etwa durch nicht erfassten Rohstoffmix oder Untererfassung einer Branche: In der Sägeindustrie werden zum Beispiel nur Sägewerke ab zehn Beschäftigte erfasst.
Hinsichtlich der Einlagerung von Holz nach extremen Sturmereignissen konnten auf Grundlage des Testbetriebsnetzes Forst des Bundes Informationen über das Einlagerungsverhalten einer großen Zahl von Forstbetrieben über den Zeitraum von 1991 bis 2014 extrahiert werden. In dieser Zeitreihe ereigneten sich die beiden extremen Sturmereignisse „Lothar“ und „Kyrill“, wodurch eine Reihe an Variablen hinsichtlich ihrer Erklärungskraft für die Einlagerung untersucht werden konnten. Im Einzelnen waren dies die regionale Veränderung des Holzpreises, die betrieblichen Schadholzmengen, die Holzartengruppe, die Eigentumsart des Betriebes sowie die Größenklasse des Betriebes. Im Rahmen einer Moderatoranalyse wurde ein signifikanter Einfluss der Holzpreisänderung auf die Höhe der Einlagerung gefunden. Im Rahmen einer multiplen Regressionsanalyse wurde darüber hinaus ein signifikanter linearer Zusammenhang zwischen Schadenshöhe und Einlagerungsmenge festgestellt. Auch konnten signifikante Unterschiede zwischen den Kategorien der entsprechenden Variablen gefunden werden. So lagerten Staatsforstbetriebe im Vergleich zu privaten und kommunalen Forstbetrieben die höchsten Rundholzmengen pro Hektar ein. Nadelbaumarten wurden im Vergleich zu Laubbaumarten ebenfalls in weitaus höherem Maße eingelagert. Durch den Klimawandel sowie eine dadurch mögliche zunehmende Zahl von extremen Sturmereignissen in der Zukunft kommt der ökonomischen Untersuchung von Rundholzlagern eine wachsende Bedeutung zu. Die statistischen Modelle können darüber hinaus einen Beitrag zur besseren Erfassung der Einlagerungsmengen und somit auch zur Erfüllung nationaler und internationaler Berichtspflichten im Rahmen der Einschlagsrückrechnung leisten.
Hinsichtlich der Falsifizierung von strategischem Antwortverhalten in der Sägeindustrie lassen die Untersuchungsergebnisse neben der statistischen Abschneidegrenze auf weitere Ursachen für die Untererfassung durch das Statistische Bundesamt schließen. Zum einen wurden Hinweise auf eine teils beträchtliche Untererfassung der Produktionsmengen durch meldepflichtige aber nicht meldende Betriebe identifiziert. Zum anderen wurden bei meldenden Betrieben zu geringe Angaben an das Statistikamt hinsichtlich ihrer Produktionsmengen identifiziert. Die kombinierte Betrachtung aller theoretisch meldepflichtigen Betriebe ergab in der Stichprobe eine Untererfassung von mehr als 50% bei Nadelholzrauware und mehr als 40% bei Laubholzrauware sowie von mehr als 60% bei Nadelholzhobelware.
Die Berechnung des Holzeinschlags konnte bis zum Jahr 2017 vorgenommen werden. Das methodische Vorgehen zur Einschlagsrückrechnung wurde im Rahmen des Projektes revidiert. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die amtliche Holzeinschlagsstatistik den tatsächlichen Holzeinschlag weiterhin deutlich untererfasst.
Vorträge Abschlussveranstaltung
Anzahl der Datensätze: 43
1.2007 - 6.2018
Projekttyp:
Projektstatus:
abgeschlossen