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Branchenstrukturen

In der folgenden Abbildung werden die Branchenstrukturen sehr ländlicher, eher ländlicher sowie nicht-ländlicher Räume einander gegenübergestellt und mit der Branchenstruktur Gesamtdeutschlands verglichen. Die Darstellungen basieren auf Daten der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen und Regionen.

Auf die nicht-gewerbliche Wirtschaft – dazu zählen unter anderem die öffentliche Verwaltung, das Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht – entfallen in allen Raumtypen in etwa gleich hohe Beschäftigungsanteile. Demgegenüber sind die Beschäftigungsanteile des produzierenden Gewerbes und der gewerblichen Dienstleistungen in ländlichen und nicht-ländlichen Räumen unterschiedlich hoch. Während das produzierende Gewerbe in ländlichen Räumen einen höheren Anteil einnimmt, sind in nicht-ländlichen Räumen die gewerblichen Dienstleistungen anteilig stärker vertreten. Die Unterschiede zwischen sehr ländlichen und eher ländlichen Räumen sind hingegen gering.

Die unterschiedliche Bedeutung des produzierenden Gewerbes für ländliche und nicht-ländliche Räume ist in erster Linie auf die unterschiedlichen Anteile der nicht-wissensintensiven Aktivitäten in diesem Bereich zurückzuführen. So weisen ländliche Räume vor allem in den nicht-wissensintensiven Industrien (z. B. Herstellung von Metallerzeugnissen, von Nahrungs- und Futtermitteln sowie von Gummi- und Kunststoffwaren, Metallerzeugung und -bearbeitung) sowie im nicht-wissensintensiven übrigen produzierenden Gewerbe, wozu insbesondere das Baugewerbe zählt, vergleichsweise hohe Beschäftigungsanteile auf.

Die Anteile der wissensintensiven Industrien sind in ländlichen Räumen zwar ebenfalls höher als in den nicht-ländlichen Räumen, hier ist der Abstand aber geringer. Gleichwohl sind mit dem Maschinenbau und der Herstellung elektrischer Ausrüstungen zwei wissensintensive Branchen in ländlichen Räumen besonders stark vertreten, wie Auswertungen von Moritz Meister und anderen aus dem Jahr 2019 ergeben. Außerdem zeigen ihre Analysen, dass die Bedeutung der verschiedenen Wirtschaftsbereiche nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Raumtypen erheblich variiert. Christian Hundt und andere diskutierten 2020 die sich daraus ergebende wirtschaftliche Vielfalt ländlicher Räume sowie Hintergründe und Zusammenhänge.

Ausschlaggebend für die vergleichsweise große Bedeutung der gewerblichen Dienstleistungen in nicht-ländlichen Räumen ist vor allem deren hoher Anteil an den wissensintensiven Aktivitäten in diesem Bereich. Dazu zählen zum Beispiel Finanzdienstleistungen sowie Dienstleistungen in den Bereichen Informationstechnologie, Unternehmensberatung, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, aber auch Dienstleistungen durch Architektur- und Ingenieurbüros sowie Labore.

Der primäre Sektor, der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei zusammenfasst, spielt für die Beschäftigung in allen Raumtypen nur eine geringe Rolle. Selbst in den traditionell agrarisch geprägten sehr ländlichen Räumen beträgt der Beschäftigungsanteil dieses Sektors im Durchschnitt nur 1,5 Prozent.

Weiterführende Literatur

  1. 0

    Hundt C, Margarian A, Peters JC (2020) Wirtschaftliche Vielfalt ländlicher Räume [online]. Inf Polit Bildung 343(2):26-37, zu finden in <https://www.bpb.de/izpb/laendliche-raeume-343/> [zitiert am 03.08.2020]

  2. 1

    Meister M, Niebuhr A, Peters JC, Reutter P, Stiller J (2019) Die wirtschaftliche Spezialisierung ländlicher Räume. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 62 p, Thünen Working Paper 133, DOI:10.3220/WP1574416822000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn061637.pdf

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