Optimierung der ökologischen Kartoffelproduktion
Öko-Kartoffeln sind bei den Verbrauchern hoch beliebt. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Qualität. Das ist ein komplexer Begriff und beinhaltet sowohl die „äußere Qualität“ als auch die „innere Qualität“.
Zu den äußeren Qualitätsmerkmalen zählen bei Kartoffeln eine gleichmäßige Knollenform, keine Beschädigungen sowie eine möglichst glatte Schale ohne schwarze Rhizoctonia-Pocken oder Schorfflecken. Zu der „inneren Qualität“ gehören dagegen die wertgebenden und wertmindernden Inhaltsstoffe – ein der Sorte entsprechender Stärkegehalt, ein geringer Nitratgehalt und eine hohe sensorische Qualität, womit u. a. das Geschmackserlebnis gemeint ist. Geschmack ist hier definiert als der Gesamtsinneseindruck, den der Verbraucher durch das Zusammenwirken von Geschmacks-, Geruchs- und Tastempfinden wahrnimmt. Er setzt sich aus vielen Geschmacksstoffen wie Zucker, Stärke, organischen Säuren etc. zusammen, aber auch aus einer Vielzahl von Aromastoffen, die meist flüchtig sind und über unsere Geruchsrezeptoren wahrgenommen werden. All das hängt von vielen Faktoren ab: Die Sortenwahl, aber auch Standort- und Witterungsbedingungen sind bedeutsam, ebenso die Anbaumaßnahmen des Landwirts und die Lagerungsbedingungen. Unser Ziel war, Faktoren zu identifizieren, die äußere und innere, hier insbesondere die sensorische Qualität maßgeblich zu verbessern. Daraus haben wir für die Landwirte Anbauempfehlungen abgeleitet, um dem Verbraucher noch höherwertige Qualitäten anbieten zu können. Für eine betriebswirtschaftliche Rentabilität muss allerdings auch ein ausreichender Ertrag erzielt werden.
In dem vom Thünen-Institut für Ökologischen Landbau koordinierten Verbundvorhaben haben die Bioland-Beratung, der Ökoring Niedersachsen und die Marktgenossenschaft der Naturland Bauern mit der Qualitäts-Management-Beratung für Öko-Produkte und dem ttz Bremerhaven während der drei Projektjahre überwiegend in Nord- und Süddeutschland auf insgesamt fast 300 Flächen Kartoffelproben der drei Sorten Princess, Nicola und Ditta genommen und untersucht. Bei den Landwirten wurden die Bewirtschaftungsmaßnahmen zum Kartoffelanbau erfragt: Welche Bodenbearbeitung oder organischen Düngemittel wurden eingesetzt; wurden die Kartoffeln vorgekeimt oder beregnet usw.. Auch die Witterungsbedingungen in den verschiedenen Regionen und Jahren wurden berücksichtigt. Alle Anbau- und Qualitätsdaten bildeten die Grundlage für ein im Rahmen des Projektes entwickeltes, internetbasiertes Benchmarking-System.
Ein grundlegender ertragsbestimmender Faktor ist – neben der Bodenart – die zur Verfügung stehende Wachstumsperiode. Das Kartoffelkraut kann – je nach Witterungsbedingungen – frühzeitig von der Krautfäule befallen werden. Sie lässt das Kraut absterben, die Knollen wachsen dann nicht mehr. Werden Kartoffeln vorgekeimt, können sie sich frühzeitiger entwickeln, das hilft, die Erträge zu sichern. Landwirte, die ihre Kartoffeln vorgekeimt hatten, erzielten im Durchschnitt der Jahre einen Mehrertrag von 16 Prozent. Auch Beregnung der Kartoffeln verbesserte die Erträge deutlich (plus 25 Prozent) und stabilisierte sie, was insbesondere auf leichteren, sandigen Böden mit geringer Wasserhaltekapazität Vorteile bringt. Die Beregnung verringert gleichzeitig den Befall mit Drahtwürmern. Das reduziert den Sortieraufwand und erhöht den Anteil vermarktungsfähiger Kartoffeln.
Um die sensorische Qualität zu bewerten, wurde ein Sensorik-Expertenpanel geschult. Es sollte die Geschmacksattribute süß, bitter, maronig bis hin zu muffig einordnen und deren Intensitäten erfassen. Außerdem sollte es helfen, Kartoffelpartien mit sensorischen Mängeln identifizieren. So wurden im Jahr 2007 vor allem Kartoffelpartien der Sorte Princess als oftmals sehr bitter eingestuft. Ursache waren vor allem die Witterungsbedingungen. Sie führten zu einem frühzeitigen Befall mit Krautfäule und damit zum Absterben der Kartoffelbestände. Diese physiologisch nicht ausgereiften Kartoffeln wiesen neben einem bitteren Geschmack zudem sehr niedrige Stärkegehalte und oftmals hohe Nitratgehalte auf.
Die Ergebnisse dieses auf die Praxis ausgerichteten Projektes zur Verbesserung der Öko-Kartoffelproduktion zeigen, dass bei intensiver Zusammenarbeit von Landwirten, Beratern und Forschern wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen sind. Sie kommen der landwirtschaftlichen Praxis unmittelbar zugute, da sie direkt in die Beratungspraxis einfließen.
Die Projektergebnisse wurden auch dazu genutzt, das Merkblatt zum Bio-Kartoffelanbau zu überarbeiten, das vom FIBL, der Bioland Beratung, dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) und Bio-Austria in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau herausgegeben wurde und nun jedem Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht.
3.2007 - 5.2011
Projekttyp:
Projektfördernummer: BÖL 06OE125
Förderprogramm: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektstatus:
abgeschlossen
Anzahl der Datensätze: 7