DCF (Data Collection Framework): Berechnung der Bestandsentwicklung für die Fischarten Dorsch, Hering, Flunder und Sprotte in der Ostsee im Rahmen internationaler Arbeitsgruppen des ICES
Wie ist der Zustand der kommerziell genutzten Fischbestände der Ostsee – und wie entwickeln sie sich? Diese Frage stellt sich alljährlich neu und lässt sich nur in Kooperation der Anrainerstaaten beantworten. Für Fischwirtschaft und Angler ist das ebenso bedeutsam wie für Natur- und Umweltschützer.
Naturgemäß kann der Nachwuchs bei Fischbeständen sehr stark schwanken. Ein überdurchschnittlich starker Jahrgang kann eine Fischerei auf Jahre florieren lassen. Andererseits kann es eine Fischerei schwer treffen, wenn der Nachwuchs ausbleibt. Deshalb wird der Zustand kommerziell genutzter Fischbestände in der Regel einmal jährlich abgeschätzt. So können Änderungen - nach oben oder nach unten - frühzeitig erkannt und im Fischereimanagement berücksichtigt werden.
Für die Ostsee werden jedes Frühjahr die fischerei-abhängigen und fischerei-unabhängigen Ergebnisse zusammengetragen. Dies geschieht im Rahmen von „Assessment“-Arbeitsgruppen des Internationalen Rates für Meeresforschung(ICES). Der ICES hat seinen Hauptsitz in Kopenhagen. Dort werden mit Beteiligung der deutschen Experten die Bestandsstärken der Fischbestände berechnet. Aus den Berechnungen leiten sich die Fangempfehlungen ab, die die Basis für die Fangquoten im nächsten Jahr bilden.
Zu den kommerziell genutzten Beständen der Ostsee mit Bedeutung für die deutsche Fischerei gehören Dorsch, Hering, Sprotte und die Plattfische Flunder, Scholle, Kliesche, Steinbutt und Glattbutt.
Wichtig für uns ist vor allem die Teilnahme an der „Herring Assessment Working Group for Herring South of 62°N“ (HAWG) und der „Baltic Fisheries Assessments Working Group“ (WGBFAS). Diese Aufgabe führen wir im Rahmen des EU-kofinanzierten Projektes „Data Collection Framework“ (DCF) durch.
Die Bestandsvorhersage unterscheidet zwischen fischerei-abhängigen und fischerei-unabhängigen Daten.
Zu den fischereiabhängigen Daten gehören die Logbuchscheine und Anlandescheine der kommerziellen Fischereien. Diese werden uns von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als zuständige Kontrollbehörde zur Verfügung gestellt. Diese Daten verschneiden wir mit unseren eigenen Beprobungen der kommerziellen Fischerei. Beprober des OF erfassen an Bord kommerzieller deutscher Fischereifahrzeuge die Fang- und Längenzusammensetzungen. Zusätzlich kaufen wir unsortierte Proben von den Fischern, die wir in unserem Labor fischereibiologisch auswerten. Dabei bestimmen wir wichtige Merkmale wie Geschlecht, Reifegrad und Alter. Mit diesen biologischen Daten rechnen wir dann die reinen Anlandemengen aus der Fischerei in Daten um, mit denen die Bestandsmodelle gefüttert werden wie etwa Anzahl ein-, zwei-, drei- und mehrjähriger Fische, Rückwurfraten etc.
Parallel dazu führen wir aufwändige international koordinierte, fischereiunabhängige Monitoring-Programme durch, wie den Baltic International Trawl Survey (BITS) für bodennahe Fische wie Dorsch und Plattfische oder den Baltic International Acoustic Survey (BIAS) für Hering und Sprotte. Sie dienen unter anderem dazu, standardisiert und unabhängig von der Fischerei Informationen zu Alters- und Häufigkeitsverteilung der Fische über das gesamte Verbreitungsgebiet der Bestände zu sammeln.
Diese großen Datenmengen fließen dann in die Bestandsmodelle ein. Die Daten werden in nationalen und internationalen Datenbanken gesichert.
Die Ergebnisse der jährlich stattfindenden Bestandsabschätzungen liegen als Arbeitsgruppendokumente in der Regel ab Frühsommer für das laufende Jahr vor (www.ices.dk).
Daueraufgabe 1.2001 - 12.2027
Projekttyp:
Projektstatus:
läuft
Anzahl der Datensätze: 23