Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
Anja Herkner
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Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen
Naturschutzfachliche Ausgestaltung von ökologischen Vorrangflächen – Praxishandbuch und wissenschaftliche Begleitung
Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik müssen die meisten landwirtschaftlichen Betriebe mit mehr als 15 Hektar Ackerland 5% ihrer Flächen im Umweltinteresse nutzen, diese also als ökologische Vorrangflächen ausweisen. Wie wurden diese Flächen vorher genutzt? Wie wirksam sind sie für den Naturschutz?
Die Biodiversität in Agrarlandschaften unterliegt einem deutlichen Rückgang. Im Zentrum der jüngsten Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU steht die Ökologisierung oder „Begrünung“ der 1. Säule (Direktzahlungen an Landwirte). Landwirte müssen seit 2015 ökologische Vorrangflächen (ÖVF) bereitstellen. Landwirtschaftliche Betriebe, die mehr als 15 Hektar Ackerfläche haben, müssen diese im Umfang von 5% ihrer Ackerfläche ausweisen. Für die nationale Umsetzung konnte Deutschland aus einer umfangreichen Liste unterschiedlicher Flächentypen auswählen. Ein Teil lässt eine landwirtschaftliche Nutzung zu (z.B. Kurzumtriebsplantagen, Zwischenfrüchte), ein anderer Teil dagegen nicht (z.B. Brachflächen, Landschaftselemente).
Aktuell wird die ökologische Wirksamkeit der neuen ÖVF-Regelungen kontrovers diskutiert. Umstritten ist auch, ob der hohe Aufwand für die Verwaltung und Kontrolle dieser Maßnahme verhältnismäßig ist. Die Europäische Kommission wird Ende 2017 ihre Leitlideen zur Weiterentwicklung der GAP darlegen. Ein Schwerpunkt wird dabei sein, wie die GAP mehr zum Erhalt der biologischen Vielfalt sowie dem Wasser-, Klima- und Bodenschutz beitragen kann.
Im Rahmen unseres Projektes wollen wir bewerten, wie wirksam ökologische Vorrangflächen für den Naturschutz in der deutschen Agrarlandschaft sind und daraus praxisnahe Empfehlungen ableiten. Die Ergebnisse geben Anregungen wie die Wirksamkeit der ÖVF gesteigert werden kann.
Ministerien für Landwirtschaft und für Umwelt, Landwirte, Beratung, amtlicher Naturschutz, Agrarverwaltung, EU-Kommission
In einem ersten Arbeitsschritt sammeln wir bereits bestehendes Wissen zur ökologischen Qualität von ÖVF und zur Umsetzung in anderen europäischen Ländern und werten es aus; ebenso analysieren wir rechtliche und förderpolitische Hintergründe.
Weiter sind schlagspezifische Felduntersuchungen sowie Befragungen von Landwirten in vier unterschiedlichen Ackerbauregionen Deutschlands vorgesehen, um die ökologische Bedeutung von ÖFV unter verschiedenen Standortbedingungen bewerten zu können. Hieraus wollen wir ein Monitoringsystem für „Greening“-Effekte entwickeln.
Über die Verwaltungsdaten der Bundesländer lässt sich ermitteln, welche ÖVF-Typen ausgewiesen werden und von welchen naturräumlichen und betrieblichen Gegebenheiten diese Auswahl abhängt. Weiterhin wollen wir klären, inwieweit bereits bestehende Landschaftselemente eingebunden oder neue geschaffen werden.
Die Auswertung von Literatur, Studien und Projekten in Verbindung mit schlagspezifischen Felduntersuchungen der Flora und Fauna, die Befragungen von Landwirten in unterschiedlichen Regionen sowie die Analyse statistischer Daten zur ÖVF-Auswahl und -Ausweisung verschaffen uns ein umfassendes Bild darüber, wie ökologische Vorrangflächen umgesetzt werden und wie wirksam sie für den Naturschutz sind. Auf Basis dieser Erkenntnisse können wir Empfehlungen für Praxis und Politik ableiten, die auf eine möglichst günstige Relation von Umweltnutzen und Kosten abzielen.
Wie setzen die Landwirte die neuen ÖVF-Regelungen um, und wovon hängt ihre Entscheidung ab?
Welche Rolle spielen Beratung und die Wechselwirkungen mit weiteren Instrumenten (Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzmaßnahmen, rechtliche Vorgaben)?
Welchen naturschutzfachlichen Mehrwert haben die unter jetzigen Bedingungen etablierten ÖVF?
Welche Monitoring-Ansätze eignen sich zur Bewertung der naturschutzfachlichen
Qualität von ÖVF?
Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Verwaltungsaufwand und Rechtssicherheit?
Wie könnte man den Nutzen der ÖVF für den Naturschutz erhöhen?
Wie können für Landwirte betriebswirtschaftlich günstige Optionen aussehen, die gleichzeitig naturschutzfachlichen Mehrwert bringen?
Das Projekt soll zeigen, inwiefern neben politischen Vorgaben betriebs- und regionalspezifische Faktoren die Auswahl und Umsetzung von ÖVF und so deren ökologische Wirksamkeit beeinflussen.
Dachprojekt Greening: Ökologische Begleitforschung zum Greening der Gemeinsamen Agrarpolitik
Praxishandbuch zur naturschutzfachlichen Ausgestaltung von Ökologischen Vorrangflächen
www.thuenen.de/de/lr/projekte/naturschutzfachliche-entwicklung-von-oekologischen-vorrangflaechen-2017-2019/
4.2015 - 12.2016
Projekttyp:
Projektfördernummer: FKZ 3514824100
Förderprogramm: BMUB - Umweltforschungsplan
Projektstatus:
abgeschlossen
Anzahl der Datensätze: 5