Anja Herkner
Institut für Ländliche Räume
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In der öffentlichen und politischen Diskussion werden ländliche Räume stark unterschiedlich dargestellt. Teils gelten sie als wirtschaftlich prosperierende Orte mit hoher Wohnqualität, teils als „abgehängte“ Regionen. In diesem Forschungsprojekt soll untersucht werden, wie die Bevölkerung ländlicher Regionen selbst die Situation vor Ort empfindet und in welchem Verhältnis sie zur Politik steht, was sie sich erhofft oder erwartet.
Das Forschungsprojekt „Gefühle des Abgehängtseins“ in ländlichen Räumen? widmet sich dem Thema, ob und inwiefern die Bevölkerung ländlicher Räume ihre Region oder individuelle Lebenslage als „abgehängt“ empfindet und, daran anschließend, in welchem Verhältnis sie zur Politik steht. Auf Basis der Forschungsergebnisse sollen Politikempfehlungen abgeleitet werden.
In dem Projekt wird zunächst mithilfe einer qualitativen Diskursanalyse die populär-mediale Debatte um die „Gefühle des Abgehängtseins“ aufgearbeitet. Dies dient dazu, ein breites Spektrum potenzieller Erklärungsansätze jener gesellschaftlichen Dynamiken zu erschließen sowie konkrete, theoriegenerierende Forschungsfragen zu entwickeln. Anschließend wird über eine Literaturanalyse der aktuelle Forschungsstand zusammengetragen und synthetisiert.
Auf dieser Basis werden dann in qualitativen Gruppendiskussionen individuelle Meinungen und kollektive Wahrnehmungen der Lebensqualität und der sozialen Teilhabe in ländlichen Räumen erhoben und analysiert, ob sich die Bevölkerung ländlicher Räume überhaupt „abgehängt“ fühlt. Die Gruppendiskussionen werden in Gemeinden stattfinden, die vier unterschiedlichen Typen ländlicher Räume (Thünen-Typologie) zugeordnet werden können.
Primär qualitative Forschungsverfahren (Diskursanalyse, Gruppeninterviews) in Kombination mit quantitativ-deskriptiven Sekundäranalysen regionalspezifischer Daten
Der öffentlich-mediale Diskurs um „Gefühle des Abgehängtseins“ weist drei zentrale Erzählungen auf: Das Narrativ des infrastrukturellen „Abgehängtseins“ berichtet von Versorgungsstrukturschwächen, das Narrativ des wirtschaftlichen „Abgehängtseins“ von Armut und Abstiegsängsten und das das kulturelle „Abgehängtsein“ von einer anti-kosmopolitischen Einstellung. In allen drei Narrativen ist davon die Rede, von der Politik enttäuscht zu sein und sich im Stich gelassen zu fühlen und dementsprechend auch von der Entwicklung einer gewissen Frustration und Unzufriedenheit mit der Politik. Ob und inwiefern sich jene Erzählungen, die hier eine hypothesenartige Funktion erfüllen, in der Perspektive der Bevölkerung wiederfinden lassen, wird im weiteren Verlauf des Forschungsprojekts untersucht.
Weitere Zwischenergebnisse werden zeitnah, die endgültigen Ergebnisse 2022 veröffentlicht.
Projekt: Armut und soziale Teilhabe in ländlichen Räumen
Projekt: Stabilität und Akzeptanz des demokratischen Systems in ländlichen Räumen
4.2018 - 3.2022
Projekttyp:
Projektstatus:
läuft
Anzahl der Datensätze: 5