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Unterschiedliche Baumsaaten werden in Händen gehalten, darunter Zapfen und Bucheckern
© Bernd Degen
Unterschiedliche Baumsaaten werden in Händen gehalten, darunter Zapfen und Bucheckern
Institut für

FG Forstgenetik

Workshop mit internationalem Austausch: Neue Samenplantagen für Deutschland

Vom 21-22.02.2023 fand in Waldsieversdorf der Workshop "Seed Orchard Design" statt, um sich über den internationalen Wissenstands zum Aufbau von Samenplantagen auszutauschen. Hocheffektive Algorithmen zur Berechnung von Plantagendesigns wurden vorgestellt.

Vom 21-22.02.2023 fand in Waldsieversdorf der Workshop Seed Orchard Design statt, den Katharina Liepe vom Thünen-Institut für Forstgenetik organisierte. Als hochrangiger Gastdozent konnte Dr. Milan Lstibůrek, Professor für Quantitative Genetik an der Tschechischen Universität der Biowissenschaften in Prag, gewonnen werden. Ziel der Veranstaltung war es, wesentliche Elemente des internationalen Wissenstands zum Aufbau von Samenplantagen, insbesondere ihrer genetischen Zusammensetzung und des räumlichen Designs an die wissenschaftliche Praxis in Deutschland zu vermitteln. Hocheffektive Algorithmen zur Berechnung von Plantagendesigns wurden vorgestellt.

„Bäume sind groß, langlebig und bedecken unterschiedlichste Ökoregionen. In der Forstpflanzenzüchtung muss ein Gleichgewicht zwischen der genetischen Verbesserung wirtschaftlich wichtiger Merkmale und der Erhaltung einer breiten genetischen Vielfalt gefunden werden, das vor temporären und dauerhaften Umweltveränderungen wie dem Klimawandel schützt." so Dr. Milan Lstibůrek, bekannt für das Konzept „Breeding without breeding“ (El-Kassaby and Lstibůrek, 2009). Dabei wird die Abstammung mithilfe von genetischen Markern rekonstruiert, wodurch kostenintensive Kreuzungsschemata und Nachkommenschaftsprüfungen umgangen werden können. Ein eindrucksvoller Beweis des Konzepts wurde für eine Samenplantage der Europäischen Lärche in Österreich vorgestellt, wobei der Stammbaum für 21 mit diesem Material begründete Bestände rekonstruiert und schließlich zur Identifizierung geeigneter Kandidaten für eine Samenplantage der zweiten Generation verwendet wurde (Lstibůrek et al., 2020). Milan Lstibůrek hat mehrere Algorithmen zur Berechnung des Designs von Samenplantagen entwickelt, welche im Rahmen des Workshops gemeinsam direkt auf aktuelle Beispiele aus der deutschen Forstpflanzenzüchtung angewandt wurden.

Eingangs fasste Katharina Liepe (Thünen FG) den aktuellen Stand des deutschen Züchtungsprogramms zusammen. In den Projekten FitForClim und AdaptForClim wurde viel erreicht. Deutschlandweit wurde eine Vielzahl an Plusbäumen ausgewählt, vermehrt und in Zuchtpopulationen gesichert, die nun die Grundlage für neue Samenplantagen bilden. Heike Liesebach (Thünen FG) erläuterte fünf wichtige Kriterien, die bei der Anlage dieser Plantagen berücksichtigt werden sollten: (1) Zuchtzonen, (2) die Anzahl der Klone, (3) die Vermeidung von Inzuchtdepressionen, (4) ein optimales räumliches Design und (5) die zukünftig notwendigen Arbeiten zur Weiterentwicklung des Zuchtprogramms. Eine detaillierte Beschreibung dieser Aspekte ist bei Liesebach et al. (2021) nachzulesen.

Literatur

El-Kassaby, Y.A., Lstibůrek, M., 2009. Breeding without breeding. Genet. Res. (Camb). 91, 111–120. doi.org/10.1017/S001667230900007X

Liesebach, H., Liepe, K.J., Bäucker, C., 2021. Towards new seed orchard designs in Germany – A review. Silvae Genet. 70, 84–98. doi.org/10.2478/sg-2021-0007

Lstibůrek, M., Schueler, S., El-Kassaby, Y.A., Hodge, G.R., Stejskal, J., Korecký, J., Škorpík, P., Konrad, H., Geburek, T., 2020. In Situ Genetic Evaluation of European Larch Across Climatic Regions Using Marker-Based Pedigree Reconstruction. Front. Genet. 11, 1–8. doi.org/10.3389/fgene.2020.00028

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