Kerstin Martens
Institut für Betriebswirtschaft
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Ökonomische Bewertung von bio- und agroterroristischen (BAT-) Schadenslagen sowie von Präventions- und Interventionsmaßnahmen
Wie schätzen Unternehmen der Milch- und Fleischwirtschaft das Risiko bio- und agroterroristischer Schadenlagen ein? Wie hoch sind die Kosten entsprechender Präventionsmaßnahmen und welche wirtschaftlichen Schäden würde ein bio- oder agroterroristischer Anschlag für die Unternehmen haben?
Schadenslagen durch Bio- und Agroterrorismus (BAT) können gravierende Folgen für die Gesundheit und Wirtschaft haben; sie werden zunehmend als Risiko für die Lebensmittelsicherheit erachtet. Dies zeigt sich zum Beispiel auch daran, dass der aktuellen Version des internationalen Standards IFS (International Food Standard) unter dem Begriff „Food Defense“ (Produktschutz) der Schutz von Lebensmitteln vor absichtlichen Kontaminationen und damit auch terroristischen Angriffen als Schwerpunkt verbindlich hinzugefügt wurde. Er verpflichtet Unternehmen, die sich nach diesem Standard zertifizieren lassen wollen, entsprechende Schwachstellenanalysen durchzuführen und die Gefahr einer absichtlichen Kontamination zu bewerten. Beurteilt werden müssen zum Beispiel die potenziellen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen einer absichtlichen Kontamination, ob und wie Zugangsmöglichkeiten in die Betriebsstätte eines Unternehmens zu überprüfen sind und ferner die notwendige Zeit, um den „normalen“ Produktionsstand im Falle einer Schadenslage wiederherzustellen. Hierdurch sollen mögliche Ursachen einer Schadenslage identifiziert und minimiert werden. Ziel unseres Projekts war es, Kosten und Nutzen von Präventionsmaßnahmen und die wirtschaftlichen Auswirkungen potenzieller Schadenslagen abzuschätzen.
Im Projekt haben wir zunächst den Sachstand in der methodischen und empirischen Forschung analysiert, die sich mit ökonomischen Bewertungen von Schadenslagen in der Lebensmittelwarenkette sowie mit institutionellen Rahmenbedingungen befasst. Darauf aufbauend haben wir die potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen bio- und agroterroristischer Schadenslagen untersucht und eruiert, welche Kosten mit Präventions- und Interventionsmaßnahmen einhergehen und deren effektiven Nutzen betrachtet. Dieses erfolgte exemplarisch für ausgewählte Unternehmen der Molkerei- und Fleischwirtschaft in Deutschland auf der Basis von Experteninterviews.
Zur Informationsgewinnung haben wir aufgrund der spezifischen Fragestellung qualitative Interviews mit Experten aus Molkereien sowie Schlacht-, Zerlegungs- und Verarbeitungsunternehmen der Fleischwirtschaft im Bereich Rind durchgeführt.
Bio- und Agroterrorismus hat in allen befragten Unternehmen Präventionsmaßnahmen erfordert; sie zu implementieren hat wirtschaftliche Auswirkungen. Die Experteninterviews haben außerdem gezeigt, dass das Risiko derartiger Schadenslagen deutlich reduziert werden kann, wenn Mitarbeiter sensibilisiert und geschult sowie Zugangskontrollen im Unternehmen eingeführt werden. Des Weiteren wurde deutlich, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen einer absichtlichen Kontamination bzw. eines BAT-Anschlags für die Unternehmen immens sein könnten. Das Ausmaß hängt dabei im Wesentlichen von der Art des Agens (Toxine, Sporen oder Bakterien), der betroffenen Warenkette und dem Eintragsort im Unternehmen ab.
2.2011 - 12.2013
Projekttyp:
Projektstatus:
abgeschlossen
Anzahl der Datensätze: 4