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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Projekt

Gehölzkontrolle mit Ziegen in der Biotoppflege


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

Laubäsung von Ziegen
© Thünen-Institut/OL
Ziegen lieben Laub, und helfen dabei unsere gefährdeten Biotope zu erhalten.

Biotoppflege mit Ziegen und Schafen

Der Einsatz von Ziegen in der Biotoppflege hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, insbesondere auf Magerrasen. Als begleitende Tiere einer Schafherde aber auch alleine können sie helfen, den Gehölzaufwuchs zu kontrollieren.

Hintergrund und Zielsetzung

Viele Landschaften in Europa wurden durch Schafbeweidung geschaffen. Wegen Intensivierung und Nicht-Nutzung sind diese Flächen heute vielfach gefährdet und unter Naturschutz gestellt. Schaf- und Ziegenbeweidung ist erforderlich, um Gehölzeinwanderung zu kontrollieren und das Gras nicht zu dominant werden zu lassen. 

Besonders Ziegen können helfen, das Gehölz zu kontrollieren.

Ziegen können mehr als jede andere Nutztierart einen großen Teil ihrer Ernährung aus Laub und Rinde decken. Sie klettern gerne und können damit auch in einem Gelände eingesetzt werden, wo Maschinen und andere Nutztiere Probleme haben. Ausserdem erreichen sie durch ihr aussergewöhnliches Fressverhalten des "auf zwei Beinen stehen" (fakultative Bipedie) auch Laub in höheren Regionen, die für Schafe nicht erreichbar sind. Ihre gespaltene Oberlippe erlaubt das Greifen von Futter. So können sie auch Dornensträucher beäsen. 

Ziel der Forschung war die Entwicklung praxisfähiger Systeme der Biotoppflege, die

  1. die Ziele der Pflege erreichen (Gehölzkontrolle, Erhaltung und Förderung gefährdeter Biotop-Indikatoren),
  2. wirtschaftlich sind (günstigstes Verfahren für die Kontrolle, Einkommen der Tierhaltung) und
  3. dabei auch tiergerecht sind (Gesundheit, Leistung, Wohlbefinden).

Vorgehensweise

Das System der Biotoppflege mit Ziegen zur Kontrolle von Gehölzaufwuchs wurde auf geschützten Kalk-Magerrasen in Mitteldeutschland in den 90er Jahren von Professor Gerold Rahmann an der Universität Kassel entwickelt.

Am Thünen-Institut für Ökologischen Landbau wurden nach der Jahrtausendwende offene Frage in diesem System bearbeitet: Futterwerte, Fressverhalten, Spezialsysteme. Diese Fragen wurden mit der Ziegenherde auf dem Versuchsbetrieb des Instituts in Trenthorst als auch in aktiv betriebenen Naturschutzgebieten durchgeführt.

Ergebnisse

  • Ziegen können zur Entbuschung von Flächen eingesetzt werden, die bis zu 60% verbuscht sind.
  • Die Einzäunung sollte mit Litzen erfolgen, damit Wildtiere und Ziegen ausbrechen können, wenn Not besteht. Der Zaun sollte rund 6000 Volt Hütespannung aufweisen.
  • In der Biotoppflege sind Fleischrassen (Burenziege, Kreuzungstiere Bure x Milchrasse) einzusetzen. Reinrassige Milchziegen finden nicht genügend Futter und die Euter verletzen sich leicht.
  • Sauglämmerhaltung ist vorzusehen. Die Lämmer erzielen Tageszunahmen von 100 - 150 g während der Biotoppflege.
  • Die Entbuschung mit Ziegen kann die Kosten für die Biotoppflege erheblich senken (50-75%).
  • Die Pflegeprämien müssen die entgangenen Erträge der Fleischziegenhaltung decken (rund 350 Euro/ha und Jahr).
  • Die Gehölzbeseitung auf einer verbuschten Flächen dauert mit Ziegen rund 3-5 Jahre.
  • Ziegen alleine können Gebüsche zurückdrängen, aber nicht beseitigen. Eine manuelle Pflege muss unterstützend helfen (rund 10 Stunden pro Hektar und Jahr zusätzliche Freischneiderarbeiten).
  • Die Gesundheit der Ziegen ist auf Biotopen gefährdet. Endo-Parasitendruck und Witterung müssen so kontrolliert werden, dass die Tiere nicht leiden.
  • Gehölzblätter können wertvolle Inhaltsstoffe aufweisen (bis zu 30% Proteingehalte, hohe Werte an Mineralstoffen) und werden von den Ziegen gemocht.
  • Die Verdaulichkeit des Laubfutters ist niedrig (unter 60%), hängt aber von der saisonalen Qualität ab.

Thünen-Ansprechperson

Prof. Dr. agr. habil. Gerold Rahmann

Mobiltelefon
+49 160 94945756
Telefon
+49 4539 8880 200
gerold.rahmann@thuenen.de

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Bundesland Hessen
    (national, öffentlich)
  • Europäische Union (EU)
    (international, öffentlich)

Zeitraum

7.1993 - 12.2012

Weitere Projektdaten

Förderprogramm: EU - COST Action
Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen

  1. 0

    Georg H, Bender S, Ude G (2013) Anwendung eines Systems zur automatischen Verhaltenserfassung von Ziegenlämmern bei der "Beweidung" von Futtergehölzen. In: Neuhoff D, Stumm C, Ziegler S, Rahmann G, Hamm U, Köpke U (eds) Beiträge zur 12. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau : Ideal und Wirklichkeit: Perspektiven ökologischer Landbewirtschaftung . Berlin: Köster, pp 560-563

  2. 1

    Börner W, Ude G, Bender S, Georg H (2013) Beweidung von Futterhecken mit Ziegenlämmern. Landbauforsch Appl Agric Forestry Res 63(1):69-78, DOI:10.3220/LBF_2013_69-78

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dn051737.pdf

  3. 2

    Georg H, Ude G, Bender S (2012) Automatisierte Erfassung des Weideverhaltens von Ziegenlämmern mithilfe eines Echtzeit-Positionierungssystems. KTBL Schr 496:225-226

  4. 3

    Ude G, Börner W, Bender S, Georg H (2011) Untersuchung zur Beäsung von Futterhecken mit Ziegenlämmern. Landbauforsch SH 346:77-90

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn048521.pdf

  5. 4

    Koopmann R (2011) Untersuchungen zur Wirksamkeit von Eichenrinde zur Entwurmung von Jungziegen. Tierärztl Umsch 66(5):210-212

  6. 5

    Rahmann G (2009) Ökologische Schaf- und Ziegenhaltung : 100 Fragen und Antworten für die Praxis. 2., überarb. Aufl. Braunschweig: FAL, 261 p

  7. 6

    Koopmann R (2009) Parasitenmanagement beim Weidegang von Ziegen. Landbauforsch SH 332:97-101

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dk042690.pdf

  8. 7

    Rahmann G (2008) Maintenance of protected biotopes in Germany by goats keeping. In: Proceedings of the 9th International Conference on Goats : "Sustainable Goat Production: Challenges and Opportunities of Small and Large Enterprises" ; Querétaro, México, August 31st - September 4th, 2008. p 100

  9. 8

    Rahmann G (2008) Naturschutz mit Schafen und Ziegen. Landbauforsch SH 320:11-26

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dk040394.pdf

  10. 9

    Rahmann G, Seip H (2007) Alternative management strategies to prevent and control endo-parasite diseases in sheep and goat farming systems - a review of the recent scientific knowledge. Landbauforsch Völkenrode 57(2):193-206

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dk038232.pdf

  11. 10

    Rahmann G, Seip H (2007) Bioactive forage and phytotherapy to cure and control endo-parasite diseases in sheep and goat farming systems - a review of current scientific knowledge. Landbauforsch Völkenrode 57(3):285-295

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dk038397.pdf

  12. 11

    Rahmann G, Koopmann R, Gutperlet J (2007) Die Wirkung der Fütterung von Haselnussblättern auf die Ausscheidung von Magen-Darm-Strongylideneiern bei Ziegen. In: Zikeli S, Claupein W, Dabbert S (eds) Beiträge zur 9. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau "Zwischen Tradition und Globalisierung" : Universität Hohenheim, 20.-23. März 2007 ; Bd. 2. Berlin: Köster, pp 649-652

  13. 12

    Rahmann G (2007) Extensive Standorte : Grenzen, Möglichkeiten und Gefahren. In: Rahmann G, Schumacher U, Reinmuth B (eds) 2. Internationale Bioland Schaf- und Ziegentagung - Schlüssel zum Erfolg, 27.-28. November 2007 in Herrsching : Tagungsreader. pp 21-33

  14. 13

    Rahmann G (2004) Utilisation and maintenance of indigenous shrubs in protected open grassland (Gentiano-Koelerietum) by organic goats keeping. Landbauforsch Völkenrode 54(1):45-50

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/zi032850.pdf

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